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Dunkelheit als Hörhilfe


Hörspiel-Abend in der FinsTaverne

19.02.2008 (mjb)
Gut besucht war die Dunkel-Bar "FinsTaverne" am Montag (18. Februar). Die Initiative behinderter Studierender im Allgemeinen Studierenden-Ausschuss(AStA) veranstaltete gemeinsam mit dem Hörformat-Verlag aus Hamburg einen Hörspiel-Abend.
Im abgedunkelten Kellerraum des Bistros "Caveau" konnten die Gäste das Hörspiel "Peter Lundt und das Keuchen des Karpfens" genießen. Dabei handelt es sich um die erste Episode der Kriminalhörspiel-Reihe "Peter Lundt - Blinder Detektiv" von Arne Sommer. Die Reihe erscheint seit 2004 im Hörformat-Verlag.
Als Initiatoren dieser Hörspiel-Reihe standen Klaus Lauer-Wilms und Almuth Galach für Fragen und eine kritische Diskussion zur Verfügung.
In dem knapp 50-minütigen Hörspiel musste der blinde Detektiv gemeinsam mit seiner sehenden Assistentin Anna Schmidt den Diebstahl von wertvollen japanischen Koi-Karpfen aufklären. Was zunächst wie eine relativ harmlose Geschichte erschien, entpuppte sich im Lauf des Abends als verwickelter Fall von Drogenhandel, Versicherungsbetrug und sogar Mord.
Trotz der spannenden Krimi-Handlung bestach das Hörspiel insbesondere durch die zahlreichen humorvollen Szenen. Die Blindheit des Protagonisten wurde mit viel Witz und einem Augenzwinkern auf die Schippe genommen.
Nach dem Ende des Hörspiels beschrieb Lauer-Wilms den Abend als besondere und sehr intensive Erfahrung. "Ich war ganz Ohr" sagte er und zeigte sich beeindruckt von der Intensität des Hörens in einem völlig abgedunkelten Raum.
Über die Entstehung der Hörspiel-Serie berichtete er, dass die Idee zu der Figur des blinden Privatdetektivs auf den Autor der Lundt-Hörspiele Arne Sommer zurückgehe. Sommer sei im Grunde ein visuell orientierter Drehbuchautor. Mit der Figur des blinden Detektivs habe er versucht, dem Hörspiel-Genre etwas Neues und in dieser Form noch nicht realisiertes abzugewinnen.
Lauer-Wilms betonte die besondere Verbundenheit zwischen der Hauptfigur und dem Hörer. Auch der Hörer eines Hörspiels sei ausschließlich auf sein Gehör angewiesen. Ähnlich wie der blinde Detektiv könne auch er sich die Bilder der Handlung nur in seiner Vorstellung ausmalen. Dadurch entstehe eine interessante Doppelbödigkeit.
Leider wurde die Möglichkeit, über das Hörspiel zu diskutieren und den Machern der Serie Fragen zur Produktion zu stellen, nur sehr zurückhaltend wahrgenommen. Insgesamt waren die Reaktionen allerdings positiv.
Eine Hörerin bemerkte jedoch, sie habe sich über die Geschichte geärgert, da darin typische Klischees über Blinde verarbeitet worden seien. Darauf wurde jedoch von anderen Gästen erwidert, dass es sich bei Peter Lundt eher um eine Figur handele, die in der Kriminal-Literatur übliche Vorstellungen von einem Privatdetektiv auf sich vereine. Seine charakteristischen Züge seien eher durch ein klassisches Detektiv-Bild als durch die Blindheit geprägt.
Lauer-Wilms wies ausdrücklich darauf hin, dass es Sommer nie darum gegangen sei, in seinen Hörspielen ein realistisches Bild eines Blinden zu zeichnen. Er verglich Peter Lundt eher mit Figuren wie etwa James Bond. Auch diese Figuren hätten Eigenschaften und Fähigkeiten, die zwar nicht realistisch, aber für eine spannende Handlung wichtig seien.
Die Idee, einen Hörspielabend in der Dunkel-Bar zu veranstalten, ist auf sehr großes Interesse gestoßen. Etwas enttäuschend war dagegen, dass offenbar schon einige Gäste Plätze reserviert hatten, bevor der Hörspiel-Abend angekündigt worden war. Das hatte zur Folge, dass einige nicht an der Veranstaltung interessierte Gäste die "FinsTaverne" frühzeitig wieder verlassen haben. Durch Dieses organisatorische Problem mussten einige Hörspiel-Interessierte im Vorfeld wegen Platzmangels abgewiesen werden, obwohl es dann doch noch Platz gegeben hätte.
Unerfreulich war auch, dass während des gemeinsamen Hörens zeitweise große Unruhe herrschte. Das mag an der sicher für die meisten Gäste ungewohnten Situation gelegen haben, sich im Dunkeln auf ein Hörspiel zu konzentrieren.
Insgesamt kann der Hörspiel-Abend aber als gelungen bezeichnet werden. Da die Resonanz recht groß war, wäre es zu begrüßen, wenn solche Veranstaltungen künftig häufiger stattfinden.
Markus Busche
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