23.01.2009 (kwn)
"Konfuzius - Akrobatische Weisheiten aus dem Reich der Mitte" lautet der neueste Genie-Streich des Chinesischen Staatscircus. Im Rahmen seiner Europa-Tournee machte er am Donnerstag (22. Januar) in Marburg Halt.
In der nahezu ausverkauften Stadthalle drehte sich am Donnerstagabend alles um atemberaubende Akrobatik chinesischer Ausnahme-Künstler. Zu sehen gab es vielfältige Darbietungen, die nur wenig an deutschen traditionellen Zirkus erinnerten.
Vergebens suchte man Clowns. Stattdessen fand man drachengewordene Menschen, die in unterhaltsamer Manier Bällen nachjagten, tanzten oder Nachkömmlinge gebaren. Anstelle von Tierdressur und Zauberkunst faszinierten Tänze mit roten, um die Bäuche geschlungenen Tüchern und bunten Fächern zu chinesischen Klängen, die die Zuschauer in eine fremde Kultur entführten.
Auch wenn die Akrobatik wohl Hauptbestandteil jeder circenischen Aufführung ist, kann man die turnerischen Elemente der rund 28 chinesischen Künstler als Weltklasse und konkurrenzlos bezeichnen. Körperbeherrschung in Perfektion präsentierten junge Männer mit komplizierten Saltos, Schrauben und Handständen. Vier Mädchen warfen sich auf ihren Einrädern zahlreiche Schüsseln zu, die sie mit einem Gefäß auf ihrem Kopf auffingen. Oder sie jonglierten - auf dem Rücken liegend - farbenfrohe Tonnen.
Drei Kontorsionistinnen verbogen ihre Körper in unerreichbar scheinende Positionen. Rhönräder rasten kunstvoll über die Bühne. Hüte und Teller wurden in Gruppen-Darbietungen behände jongliert. Auf acht übereinander gestapelten Stühlen vollführte eine Akrobatin einhändige Handstände.
Dabei waren die Künstler stets in typisch chinesische Gewänder gekleidet, die in allen Tönen der Farbpalette um die Wette leuchteten.
Trotz der hohen koordinativen und konditionellen Anforderungen war kein Schweißtropfen auf der Stirn der Künstler zu sehen. Niemand atmete schwer oder sah
angestrengt aus.
Wie das möglich war, zeigten Einspieler zwischen den Acts, die Weisheiten des chinesischen Philosophen Konfuzius wiedergaben. Allein durch die Balance der Kräfte, die den Menschen in einen Zustand der Harmonie bringen, seien solche Höchstleistungen realisierbar.
Eine solche symbiotische Vereinigung von Körper, Seele und Geist bildet die Basis für die fesselnde Akrobatik, die seither ein Erfolgsgarant ist. Entstanden ist die chinesische Akrobatik vor mehr als 2000 Jahren, um zuerst Gott, dann den Kaiser und seinen Hofstaat zu unterhalten. Dagegen wurde der Chinesische Staatscircus vor gerade einmal 20 Jahren gegründet.
Bisher hat er mehr als acht Millionen Menschen in ganz Europa begeistert. Auch die aktuelle Tour
hat die besten Voraussetzungen, um wieder ein voller Erfolg zu werden. So ist es dem Produzenten und künstlerischen Leiter Raoul Schoregge zum wiederholten Male gelungen, eine Show der Superlative auf die Beine zu stellen, die ihre Besucher vollends begeistert.
Kathrin Wollenschläger
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