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Geister gegen Geschichte


Dia-Vortrag über eine Spurensuche am Mount Everest

16.01.2009 (nur)
Von seiner Suche nach George Mallory und Andrew Irvine berichtete der Alpin-Historiker Jochen Hemmleb am Donnerstag (15. Januar) im Kulturladen KFZ. Die beiden englischen Bergsteiger waren im Jahr 1924 nur dreihundert Meter unterhalb des Gipfels des Mount Everest abgestürzt. Seitdem fehlte von ihnen jede Spur.
Im Juni 1924 waren der Lehrer Mallory und sein Student Irvine nach zwei gescheiterten Versuchen zu einer dritten Expedition aufgebrochen, um den höchsten Berg der Welt zu bezwingen. Ob sie es jemals bis zum Gipfel des 8.848 Meter hohen Mount Everest geschafft haben, ist bis heute ungeklärt. Sollte das der Fall sein, wären nicht der Neuseeländer Sir Edmund Hillary und sein Sherpa Tenzing Norgay die Erstbesteiger, sondern bereits 29 Jahre früher Mallory und Irvine.
"Man wird eine andere Geschichte erzählen", hatte Mallory vor seinem dritten Versuch der Erstbesteigung prophezeit. Tatsächlich ist aus der Expedition 1924 allerdings eine sogenannte Detektiv-Geschichte um die beiden englischen Bergsteiger geworden. Aufgeschrieben hat sie der hessische Diplom-Geologe Jochen Hemmleb in dem Buch "Die Geister des Mount Everest - die Suche nach Mallory und Irvine".
Hemmlebs Aufzeichnungen ging eine mehrjährige Suche nach den Überresten von Mallory und Irvine am Mount Everest voraus. Im Jahr 1999 machte sich erstmals ein internationales Team von Bergsteigern auf den Weg zum Unglücksort in 8.160 Metern Höhe, um die Leiche von Irvine zu finden. Was die Bergsteiger fanden, war jedoch die Leiche von Mallory.
Der Leichnam war im Geröll festgefroren und von Kälte und Höhen-Strahlung mumifiziert. So blieben Mallorys Kleidung und seine handschriftlichen Briefe 75 Jahre lang erhalten. Unterhalb des Gipfels hatte man bereits zuvor den Eis-Pickel von Irvine und eine Sauerstoff-Flasche gefunden.
Hemmleb wertete die einzelnen Fundstücke aus und setzte sie zu einem Puzzle zusammen. Danach scheint es möglich, dass Mallory und Irvine als erste Menschen der Welt bereits 1924 den Gipfel des Mount Everest erreicht haben. Vermutlich sind sie danach beim Abstieg in der Abenddämmerung abgestürzt.
Umstritten ist nach wie vor die Route der beiden Engländer. So hält es der bekannte Bergsteiger Reinhold Messner für unmöglich, dass Mallory und Irvine die zweite von drei Fels-Stufen unterhalb des Gipfels mit der damaligen Ausrüstung durchstiegen haben, wo heute eine Aluminium-Leiter steht. Andere Alpinisten haben jedoch das Gegenteil bewiesen, indem sie die Route der beiden Engländer ohne zusätzliche Hilfsmittel gegangen sind.
Einig war sich jedenfalls das Publikum im KFZ: Sherlock Holmes hätte die Geschichte um Mallory und Irvine nicht spannender erzählen können als Hemmleb.
Nora Reim
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