12.02.2008 (sts)
"Diese Aufgabe ist für mich eine Ehre und zugleich eine Verpflichtung", kommentierte Prof. Dr. Wolfgang Krieger seine Berufung in den "Conseil Scientifique". Der Historiker für Neuere Geschichte an der Philipps-Universität befindet sich derzeit für ein Forschungssemester in München. Im Gespräch mit
marburgnews berichtete er am Dienstag (12. Februar) von den Aufgaben und Zielen dieses wissenschaftlichen Rats des französischen Verteidigungsministeriums, der im September 2007 gegründet worden ist.
Das 25-köpfige Gremium ist vom französischen Verteidigungsminister Hervé Morin als Bindeglied zwischen den Forschungseinrichtungen des Verteidigungsministeriums und der Militärakademien einerseits sowie der wissenschaftlichen Forschung an den Universitäten andererseits einberufen worden. Schon die Zusammensetzung macht den möglichst breiten wissenschaftlichen Ansatz deutlich: Zehn Mitglieder sind Leiter der einzelnen Forschungseinrichtungen innerhalb des Verteidigungsministeriums. 13 Mitglieder kommen aus französischen Universitäten und zwei Mitglieder von ausländischen Universitäten. Die Spezialisierungen der einzelnen Wissenschaftler reichen von der Antike bis zur Neuzeit.
Neben Krieger ist noch eine Kollegin aus Oxford in das Gremium berufen worden. „Dass nun ausgerechnet ein Deutscher und eine Engländerin dem Conseil angehören, ist kein Zufall. Schließlich sind gerade England und Deutschland die Hauptkonkurrenten in der französischen Militär- und Kriegsgeschichte gewesen.
"Daher empfinde ich meine Berufung auch als eine Geste der deutsch-französischen Freundschaft", erläuterte Krieger.
Am Dienstag (5. Februar) trat der "Conseil Scientifique" in Paris erstmals zusammen. Drei Mal im Jahr soll er fortan tagen.
Zu seinen Aufgaben gehört unter anderem die Vergabe von Stipendien an junge Forscher sowie die Auswahl der zwei Preisträger für besondere wissenschaftliche Leistungen auf dem Gebiet der Militärgeschichte, die jährlich verliehen werden.
"Es geht aber auch darum, die Kontakte zwischen den Forschungseinrichtungen und den Universitäten zu pflegen. Es soll gewährleistet werden, dass die Forschung auf Höhe der Wissenschaft arbeitet", sagte Krieger.
Neben der Forschung steht aber auch die Traditionspflege auf der Agenda des "Conseil Scientifique". "Die Franzosen haben ein völlig anderes Verhältnis zu ihrer Militärgeschichte als wir Deutschen. Militärische Traditionen beispielsweise werden in vielen Veteranenverbänden voller Stolz gepflegt", berichtete Krieger.
Eine dem "Conseil Scientifique" vergleichbare Einrichtung in Deutschland gebe es nicht. Sie sei auch kaum denkbar.
Krieger ist zunächst für vier Jahre in den Conseil berufen worden. Anschließend könnte er für vier weitere Jahre ernannt werden.
Er sei stolz, dass man ihn für diese Aufgabe ausgewählt habe. "Soviel Eitelkeit müsste schon sein", meinte er abschließend.
Stephan Sonntag
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