08.02.2008 (jnl)
Die Kameraleute bekommen seither spürbar mehr Beachtung. Auf dieses Resultat von 10 Jahren "Marburger Kamera-Gespräche" lief die Podiumsdiskussion " Kameraleute als Bildgestalter" am Donnerstag (7. Februar) im Historischen Saal des Rathauses hinaus.
Unter der engagierten Moderation des Kulturamts-Leiters Dr. Richard Laufner würdigten drei Fachleute die "Hauptakteure der Bildkultur". Der Wiesbadener Kameramann Rüdiger Laske nahm als "Urgestein" der Veranstaltungsreihe teil. Der Geschäftsführer des Berufsverbands Dr. Michael Neubauer war extra aus München angereist. Last not least saß als Gründervater der Kamera-Gespräche Prof. Dr. Karl Prümm auf dem Podium.
Er vertrat den Beitrag der
Philipps-Universität und deren Abteilung "Medienwissenschaft". Rund 40 - überwiegend junge - Gesichter waren zudem noch im Saal erschienen.
Überraschend nahm das Publikum zur Kenntnis, wie groß die inhaltlichen und perspektivischen Distanzen ursprünglich gewesen waren. Die nun seit Jahren freundschaftlich am gleichen Strang Ziehenden haben eine große Wegstrecke zurückgelegt.
Die technischen Praktiker aus der Kameraleute-Branche hatten und haben immer noch eine große Scheu vor der Tendenz zur Verschulung seitens der Akademiker und Medienwissenschaftler, bestätigte Neubauer.
Laufner als Vertreter der
Stadt Marburg musste sich einmal mehr vorhalten lassen, mit welcher Skepsis er damals von der Einführung des "Marburger Kamera-Preises" abgeraten hatte. Das sei so gar nicht gemeint gewesen, monierte er gegenüber Prümm. Der "Gründungsmythos" lebt von Geschichten.
"Aus dem Stand" waren 1998 rund 300 Interessierte aus halb Europa zur ersten Veranstaltung dieser Art zusammengeströmt. Es war eine Sensation, denn vorher gab es auf diesem Sektor gar nichts. Dagegen ist das zweitägige Fachtreffen samt Preis-verleihung nach zehn Jahren wirklich etabliert. In den Kameraleute-Kreisen wird es "heiß geliebt" wie sonst nur das Festival im polnischen Lodz.
"Das Wissen des Publikums um das Entstehen der Filme ist umgekehrt proportional zu ihrem Konsum," fasste Neubauer das Dilemma der "Bildgestalter" prägnant zusammen. Laske führte mit Zitaten aus der Medien-Berichterstattung den schlagenden Beweis, dass die Arbeit der Kameraleute zu Unrecht überwiegend den Filmregisseuren zugeschrieben wird.
Dabei befassen die Regisseure sich am Drehort überwiegend mit der Schauspieler-Führung. In die Beleuchtung und konkrete Bildgestaltung mischen sie sich wohlweislich kaum ein. In vielen Bereichen arbeite der Kameramann weitgehend selbständig.
"Man sieht nur , was man weiß", klagte Laske.
Hubert Hetsch von den Filmkunst-Theatern am Steinweg hielt eine donnernde Rede über die notwendige Solidarität der Kreativen beim Prozess der Filmkunst-Herstellung.
Der "Spiritus Rector" Karl Prümm untermauerte, wie stolz er und seine Mitstreiter auf das Erreichte seien. Für das hohe Niveau der Publikationsreihe zu den Kamera-Preisträgern dankte er zahlreichen Anwesenden.
Der Einbruch der "YouTube"-Welt in die Wahrnehmung der Profi-"Bildgestalter" war ein heiß umkämpftes Thema. Die Vertreter der Kameraleute glaubten nicht, dass aus der Amateur-Praxis ein Zuwachs an Wissen und Verständnis für ihr Schaffen erwachsen könne.
Einen "Überbietungswettbewerb" habe man vermeiden können, freute sich Laufner. Die Preisträger der vergangenen zehn Jahre seien ein "schöne Mischung" aus Lebenswerk-Prämierung und Förderung großartiger Nachwuchs-Talente.
Den aus dem Publikum reklamierten "Geist kritischer Kollegialität untereinander" gelobte man, für die kommenden Kamera-Gespräche zu reaktivieren.
Jürgen Neitzel
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