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Künftige Anflüge


Schloss ist 500. Fledermaus-freundliches Haus Hessens

19.12.2008 (fjh)
Seit vielen Jahrhunderten überwintern Tausende von Fledermäusen im Marburger Schloss. Am Freitag (19. Dezember) wurde das Landgrafenschloss auch offiziell zum "500. Fledermaus-freundlichen Haus in Hessen" gekürt. Der NABU-Landesvorsitzende Gerhard Eppler überreichte gemeinsam mit Hessens Umweltminister Wilhelm Dietzel die begehrte Plakette an den Universitäts-Vizepräsidenten Prof. Dr. Gerhard Heldmaier.
Das bundesweit bedeutende Winterquartier für Fledermäuse befindet sich im Kellergewölbe des Marburger Schlosses, dessen älteste - von außen sichtbare - Gebäudeteile aus dem 13. Jahrhundert stammen. Bis zu 5.000 Zwergfledermäuse kommen jeden Winter, um hier im Felsenkeller ungestört zu überwintern.
In dem etwa 20 Meter langen, 12 Meter breiten und bis zu 6 Meter hohen Kellergewölbe finden die Fledermäuse nahezu perfekte Bedingungen vor: Der dunkle Keller, der ursprünglich ein Lagerraum war, ist seit Jahrzehnten unbenutzt. Seine Sandsteinwände sind bis zu drei Meter dick und weisen eine Vielzahl von Spalten, Kanten, Nischen und Ritzen auf, in denen sich die Fledermäuse verstecken können. Zudem ist er im Winter frostfrei und bietet den Fledermäusen eine kontinuierlich kühle Temperatur von 5 Grad Celsius.
Da die wenigsten Tiere zu sehen sind, ist das Fledermaus-Winterquartier im Felsenkeller erst seit 1983 offiziell bekannt. Erste systematische Untersuchungen der Fledermäuse im Quartier erfolgten 1995 mit Hilfe von Fördermitteln der Stiftung Hessischer Naturschutz. Unter anderem durch den Einbau einer Lichtschranke und Installation eines Rechners zur automatisierten Erfassung aller Ein- und Ausflüge konnte die Populations-Ökologie der Zwergfledermäuse im Marburger Schloss intensiv untersucht werden.
Inzwischen weiß man, dass die Fledermäuse aus einem Umkreis von 50 bis 70 Kilometern Luftlinie zur Überwinterung nach Marburg kommen. Ungefähr von Ende Dezember bis Anfang März sind sie jedes Jahr hier.
Vor allem jedoch im August entwickelt sich Marburg zur hessischen Hauptstadt der Fledermäuse: Bis zu 30.000 Tiere erkunden den Felsenkeller unter dem Schloss, um die Jungtiere mit ihrem potentiellen Winterquartier vertraut zu machen.
Dabei kann es vorkommen, dass die neugierigen Zwergfledermäuse auch Wohnräume in der Oberstadt ansteuern, so dass plötzlich bis zu vierhundert Tiere durch das offene Fenster einfliegen. Die nur fünf bis sechs Gramm schwere Fledermaus, die meist Zwillinge zur Welt bringt, kann in einer Sommernacht bis zu 4.000 Insekten vertilgen.
Von den 24 Fledermaus-Arten in Deutschland können über die Hälfte Quartiere in Gebäuden beziehen. Oft werden die nachts aktiven Fledermäuse wegen ihrer leisen, unauffälligen Lebensweise in den Häusern gar nicht bemerkt. Infolge dessen können sie bei Renovierungsarbeiten unbeabsichtigt zu Tode kommen.
In den bereits ausgezeichneten hessischen "Fledermaus-freundlichen Häusern" ist das jedoch anders. Se haben sich zum Quartierschutz für Fledermäuse verpflichtet. Die 500 Fledermaus-freundlichen Häuser reichem vom Marburger Schloss über Kirchen, Klöster und Fachwerkhäuser bis hin zum modernen Ein-Familien-Haus oder Hochhäusern.
pm: Philipps-Universität Marburg
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