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Oppermann on Tour


Multikulturelle Klangwelten in der Stadthalle

18.12.2008 (fjh)
Seit 22 Jahren präsentiert Rüdiger Oppermann das internationale Musik-Programm "Klangwelten". Am Mittwoch (17. Dezember) gastierte der Marburger Harfinist zusammen mit acht weiteren Mitstreitern aus Afrika, Asien und Europa in der vollbesetzten Stadthalle.
" THE WAGOGO QUEENS OF DRUMS" betraten den Konzertsaal von hinten. Mit mehreren Trommeln und traditionellem Oberton-Gesang eröffneten die vier Frauen aus Tansania den Abend sehr eindrucksvoll. Mehrere Minuten dauerte ihr Einzug durch die Publikumsreihen bis hin zur Bühne, den sie neben ihrem Gesang und dem Trommeln immer wieder durch spitze Schreie untermalten.
Anschließend erklärte Oppermann, dass er die vier Frauen aus einem Dorf mitgebracht habe, das weder über Strom verfüge noch über Radio oder Fernsehen. Für Unterhaltung müsse die Dorfbevölkerung deswegen selber sorgen. Zuständig seien dafür vor allem die Frauen, die bei allen Verrichtungen von morgens bis abends ununterbrochen singen.
"Selbst in unserem Tournee-Bus stimmen sie sofort ihren Gesang an", berichtete Oppermann begeistert. "Wir sind ständig mit Musik unterwegs."
Nach einer – allerdings per Playback eingespielten – Begrüßung der Konzertgäste mit seiner keltischen Harfe befragte Oppermann das Publikum: "Wer war schon vor 22 Jahren beim ersten Klangwelten-Festival im Kulturladen KFZ dabei?"
Vier Hände gingen hoch. Auf die nächste Frage meldete sich etwa die Hälfte des Publikums: "Wer hat mich noch nie selber erlebt?"
Im Anschluss an diese improvisierte Umfrage spielte JATINDER THAKUR aus Indien auf den Tablas. Zur Musik der Harfenlaute "Kora" sang TATA DINDIN aus Gabun dann sehr schwebende Texte.
In diesem Jahr sei der Musiker zu Oppermann zurückgekehrt, nachdem Andre Heller ihn beim "Klangwelten"-Festival 2004 in Frankfurt für seine Show "Afrika, Afrika" weg engagiert hatte. "Ich weiß gar nicht, wer bei uns so alles im Publikum sitzt", scherzte Oppermann.
Der gebürtige Rumäne NIKOLA PAROV lebt in Bulgarien. Er zeigte sein virtuoses Können sowohl an der Flöte "Kaval", der Geige "Gedulka" als auch am Dudelsack und der Perkussion sowie an der Mandola. Seinen Dudelsack erklärte der Musiker in – nur wenig gebrochenem – Deutsch: Benötigt werde dafür die Haut eines kleinen Zickleins. Es müsse ein junges Zicklein sein. Es müsse ein weibliches Zicklein sein. Und dieses Zicklein müsse noch Jungfrau sein, dennvon allen anderen Frauen müsse man mitunter auch Misstöne erwarten.
Den absoluten Höhepunkt des Festivals stellte dann allerdings die Musik des Mongolen ENKH JARGAL dar. Zur Pferdegeige "Morin Khoor" lieferte er abwechselnd Oberton- und tief brummenden Schamanen-Gesang. Er habe ein Stimmvolumen von mehr als fünfeinhalb Oktaven, erläuterte Oppermann bewundernd.
Den tiefen Gesang betreiben in JARGALs Heimat buddhistische Mönche, die auf tibetisch singen. Der Obertongesang wiederum wird in der Mongolei von anderen Leuten zur puren Unterhaltung betrieben. JARGAL sei einer der wenigen, der beides perfekt beherrsche, kündigte Oppermann an.
Und er behielt recht. Der junge Mongole beeindruckte durch perfekte Intonation und den fliegenden Wechsel von klaren hohen Tönen bis hin zum tiefsten Gebrumm.
Nach der Pause zeigten die Musiker meist gemeinsam ihr Können. Zum Abschluss spielten alle zusammen "Die Karawane".
Dieses Stück klinge bei jedem Auftritt angesichts der unterschiedlichen Mitspieler immer anders, erklärte Oppermann.
An diesem Abend hätte es sicherlich sehr gut geklungen, wären die Verstärker nicht zu laut eingestellt gewesen. So kam es an einigen Stellen zu leichten Übersteuerungen, die dem Rhythmus der "Karawane" freilich keinen Abbruch taten.
Ohne diese laute Verstärkung und den zweimaligen Einsatz von Playbacks wären Oppermanns "Klangwelten" allerdings noch eindrucksvoller gewesen. Diese Musik benötigt schließlich schon traditionsgemäß keine elektronische Verstärkung.
Am Ende spendete das begeisterte Publikum den sehr beeindruckenden Musikern dennoch zu Recht den verdienten Applaus. Bei der Zugabe zeigten die "WAGOGO QUEENS" ihre Freude über diese Zustimmung, indem sie Konzertbesucher in der ersten Reihe umarmten.
Nicht nur für sie war dieser Abend ein Stück gelebte Lebensfreude. Auch das Publikum durfte eindrucksvoll erleben, wie schön die Vielfalt verschiedenster Kulturen sein kann.
Franz-Josef Hanke
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