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Wes Brot ich ess


Der Bäcker als Diktator

13.12.2008 (fjh)
"Ich möchte Ihnen heute das neue Adria-Brot empfehlen." Dem Vorschlag der netten Verkäuferin einer Bäckerei an der Bahnhofstraße bin ich vor einigen Monaten gefolgt. Tatsächlich handelte es sich bei ihrer Empfehlung um ein überaus schmackhaftes Brot.
Wiederholt habe ich seither dieses "Adria-Brot" gekauft. Schließlich kostete es nur 1,98 Euro. Dafür erhielt man genug Brot und vor allem reichlich Geschmack für sein Geld.
Das Sonnenblumen-Brot hingegen hatte in den zurückliegenden zwölf Monaten gleich zweimlal seinen Preis verteuert. Mittlerweile soll man 2,75 Euro für dieses durchaus leckere Brot hinlegen. Als ich es zum ersten Mal gekauft habe, hat es noch weniger als 3 DM gekostet.
So wurde das "Adria-Brot" bald zu meinem Favoriten. Geschmack und Preis passten.
Ein- oder zweimal war dieser Favorit ausverkauft. Aber sonst konnte ich das Brot immer bekommen.
Vor knapp drei Monaten aber hieß es dann plötzlich, das "Adria-Brot" werde künftig nur noch freitags und samstags angeboten. Das ärgerte mich. Ist es kundenfreundlich, wenn der Bäcker den Käufern diktiert, an welchen Wochentagen sie elches Brot zu essen haben?
Aber es kam noch dicker. Als ich am Freitagvormitag gegen 10.45 Uhr in die Bäckerei kam und nach meinem Favoriten verlangte, hieß es, das "Adria-Brot" sei ausverkauft.
Wenn schon vor elf Uhr vormittags ein Brot ausverkauft ist, dann hat der Bäcker eindeutig zuwenig Laiber hergestellt. Oder der Verweis auf den Freitag und den Samstag war ohnehin nur eine Abwiegel-Aktion.
Jedenfalls habe ich dieser Bäckerei meine Kundschaft aufgekündigt: "Erst machen Sie mir dieses Brot schmackhaft. Dann wollen Sie diktieren, wann ich es gefälligst zu essen habe. Und nun halten Sie Ihre entsprechenden Versprechungen nicht einmal ein!"
Ich benötige keinen Bäcker, um mich verarschen zu lassen. Wenn er sein Brot damit verdient, mir Brote zu verkaufen, dann sollte er mir auch diejenigen bieten, die ich gerne haben möchte.
Dieser Bäcker wird künftig kleinere Brötchen backen müssen. Auch für ihn gilt der Grundsatz: Die Menschen sind nicht für den Bäcker da, sondern der Bäcker für die Menschen. Oder gilt das doch nur für den Staat?
Franz-Josef Hanke
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