06.02.2008 (fjh)
Seine "Schäfchen ins Trockene bringen" möchte Intendant Ekkehard Dennewitz vom
Hessischen Landestheater (HLTh) bei der Hessischen Kinder- und Jugendtheaterwoche. Bereits zum 13. Mal findet von Sonntag (19. März) bisSamstag (15. März)
im Theater am Schwanhof (TaSch) das Treffen der Landes-Arbeitsgemeinschaft Südwest statt.
Schafe stehen in diesem Jahr am Anfang und am Ende des Festivals. Es beginnt am Sonntagabend um 18 Uhr mit "Schaf" in einer Inszenierung von "Schnawwl" der Jungen Oper am Nationaltheater Mannheim. Das Programm endet am darauffolgenden Samstag um 20 Uhr mit dem Stück "Der weiße Hammer" in einer Inszenierung des"Weiten Theaters Berlin".
Für alle Altersgruppen von eineinhalb bis 18 Jahren - und selbstverständlich auch noch darüber hinaus - bietet das Festival altersgerechte Inszenierungen an. An die Allerkleinsten richtet sich "Meins und Deins" vom Spielraum-Theater Kassel. Dieses Stück über die Unterscheidung zwischen Eigenem und Fremdem wird am Dienstag (11. März) um 15 Uhr im TaSch 2 aufgeführt.
Am selben Tag um 20 Uhr zeigt das Staatstheater Mainz mit "Crash" eine Inszenierung, die sich eher an Jugendliche richtet. "Wir wollen Kinder und Jugendliche nicht immer nur als Problem betrachten, sondern auch ihren ganz normalen Alltag beleuchten", erklärte Festival-Leiter Jürgen Sachs bei einer Pressekonferenz am Mittwoch (6. Februar) im TaSch. "Crash" behandelt Liebe und Freundschaft sowie die alltäglichen Sorgen und Nöte junger Menschen.
Ein hochbrisantes Thema dagegen bringt "Kick" auf die Bühne. Die Inszenierung des Theaterlabors Darmstadt ist am Mittwoch( 12. März) um 9 Uhr im TaSch zu sehen. Im Mittelpunkt steht dabei der "Kick", den Jugendliche erleben, indem sie einen anderen Jugendlichen brutal zusammenschlagen und schließlich umbringen.
Speziell zu diesem Stück bietet das Festival auch ein eigenes Workshop an, in dem die Problematik mit den jungen Zuschauern weiterbearbeitet werden kann. "Wir wollten dieses Stück nicht ohne Workshop zeigen", erklärte Sachs dazu.
Insgesamt 52 Workshops bilden das zweite Standbein des Festivals. Denn neben "Theater sehen" können die Kinder und Jugendlichen bei diesem Festival auch unter fachkundiger Anleitung "Theater spielen".
Paul Möllers vom Staatlichen Schulamt ist für die Workshops verantwortlich. Er hob hervor, dass dieses Angebot seit Jahren immer völlig überbucht gewesen ist. 135 Klassen oder Gruppen haben beispielsweise beim letzten Festival im März 2007 derartige Workshops gebucht.
22.000 Euro kosten allein die Workshops und ihre Organisation. Möllers ist stolz darauf, dass die Teilnehmer trotz dieser hohen Summe alle Angebote kostenlos wahrnehmen können. Möglich ist das nur dank mehrerer Sponsoren und großzügiger Zuschüsse der
Stadt Marburg von 19.300 Euro und des
Landes Hessen von 18.000 Euro.
Wegen der integrativen Workshops erhält Möllers zudem auch einen Zuschuss der
Aktion Mensch (AM). "Dieses Angebot hat sich mittlerweile rumgesprochen", berichtete er. "Wer einmal gesehen hat, was die Behinderten auf die Bühne bringen und mit welcher Freude sie dabei sind, der versteht erst richtig, wie wichtig diese integrativen Workshops sind."
Zusätzliche 66.000 Euro haben die Veranstalter in die Organisation der 22 Aufführungen investiert. 20 Theatergruppen kommen dafür nach Marburg, um hier ihre neuesten Produktionen zu zeigen und sich miteinander auszutauschen. Dennewitz nannte das "voneinander naschen".
Auf einem theaterpädagogischen Kongress diskutieren die Vertreter der Kinder- und Jugendbühnen zudem über die neuesten Trends und die unterschiedlichen Ansätze bei ihrer Arbeit. Ein Trend ist dabei nach Beobachtung des Festival-Organisators Norbert Ebel die Einbeziehung von Musik und Tanz ins Kinder- und Jugendtheater. Hierbei sei es Vorreiter auch für die "erwachsenen" Bühnen gewesen, berichtete er.
Neben dem kindgerechten Opern-Potpourri zum Auftakt bringt das Festival mit "Für Dich" vom theater überzwerg in Saarbrücken auch ein integriertes Tanz-Schauspiel sowie die Tanz-Performance "Spielkinder" ("speelvogels") der "Compagnie de Stilte" aus dem niederländischen Breda auf die Bühne.
Erstmals hat auch das Stadttheater Gießen zum Festival den Weg in die Nachbarstadt Marburg gefunden. Es präsentiert am Dienstag (11. März) um 10 Uhr "Die Geschichte von Lena". Ein Mädchen kommt aus den Ferien zurück und findet nichts mehr genauso vor wie früher. Die beste Freunding mobbt Lena nun, ohne dass die Schülerin einen Grund dafür erkennen könnte.
"Der Ring der Nibelungen" ist eine Koproduktion des Kinder- und Jugendtheaters Speyer mit dem Theater im Pfalzbau Ludwigshafen. Diese Bearbeitung der Siegfrieds-Sage ist am Mittwoch (12. März) um 10.30 Uhr zu sehen.
"Um Himmels Willen, Ikarus!" behandelt das Verhältnis zwischen Vater und Sohn anhand der klassischen griechischen Sage. Das Theater Marabu aus Bonn zeigt seine Inszenierung am Montag (10. März) um 11 Uhr.
In einer Stunde und 12 Minuten können Interessierte mit "How to become God in one hour and twelve minutes" am Freitag (14. März) um 20 Uhr mit dem Theater der Jungen Welt in Leipzig erleben, wie man sich ohne Langeweile mehr als eine Stunde lang untätig auf einem Sofa herumlümmeln kann. Fraglich scheint indes, ob sie dadurch gleich auch Götter werden.
als himmlisch empfinden die jungen Besucherinnen und Besucher und ihre Eltern aber gewiss die Tatsache, dass auch in diesem Jahr die Eintrittspreise nicht erhöht wurden. Bei den Abendvorstellungen erhalten Erwachsene einen Rabatt, die in Begleitung von Kindern gekommen sind.
Den Schulklassen bieten die
Stadtwerke Marburg (SWM) auch diesmal wieder einen Zubringerbus an, der sie für 2,50 Euro pro Person von jedem Schul-Standort im
Landkreis Marburg-Biedenkopf aus zum Theater und auch wieder zurück bringt. Stadträtin Dr. Kerstin Weinbach hob als Vertreterin des Magistratshervor, wie wichtig das Festival für die Stadt sei. Nachdem die Aufführungen in den vergangenen Jahren fast völlig ausgebucht waren, ist auch diesmal mit großem Andrang zu rechnen.
Franz-Josef Hanke
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