31.01.2008 (jnl)
Wer unter den Studierenden träumt berechtigt von einer Existenz als Schriftsteller? Die Fachschaft Neuere Deutsche Literatur der
Philipps-Universität präsentierte am Mittwoch (30. Januar) in der
Waggonhalle die Endausscheidung ihres
Schreib-Wettbewerbs.
Seit dem Wintersemester 2004 ist "Klein-Klagenfurt" zu einer populären Tradition geworden. Der mit über 120 Besuchern vollbesetzte Saal zeigte das eindeutig.
Großes Vorbild des uni-internen Wettbewerbs ist der Ingeborg-Bachmann-Preis in Klagenfurt.
Zunächst siebt eine Vor-Jury aus Fachschaftern die fünf Besten aus den eingereichten Kurzgeschichten aus. Die Endausscheidung findet dann jeweils am Semester-Ende statt.
Bei einem Wettlesen stellen sich die Nachwuchsautoren der öffentlichen Einzelkritik einer Fach-Jury. Je einen Preis vergeben die Jury sowie das Publikum per Abstimmung.
Die fachkundige Jury bestand dieses Mal aus Dr. Cordelia Borchardt und der Autorin Constanze Kleis. Borchardt ist Lektorin beim S.-Fischer-Verlag in Frankfurt. Vom Fachbereich 09 saßen Dr. Jan Süselbeck sowie Dr. Arnd Beise in der Jury. Süselbeck ist Chef-Lektor bei
literaturkritik.de und Vorstandsmitglied beim Marburger Literaturforum. Musikalisch eingerahmt wurde das Programm von Daniel Kersting mit Kabinettstückchen auf der Konzertgitarre.
Thema des Schreib-Wettbewerbs war in diesem Semester "Das Blaue vom Himmel". Wilde Aufschneidereien nach Art des Barons von Münchhausen kamen zum Glück aber nur beim letzten Bewerber vor. Süselbeck nannte das seine "schlimmste Befürchtung" angesichts der Themenstellung. Wenig später lobte er den "literarischen Amoklauf" der Weihnachts-Hasser-Geschichte allerdings als "erfrischend".
Durchgehend erzählten die antretenden drei männlichen und zwei weiblichen Jung-Autoren Außenseiter-Geschichten. Der Nachwuchs-Vampir, der das Zubeißen verabscheut, erlebte einmal mehr seine fröhliche Auferstehung. Eine Schulhof-Freundschaft zwischen zwei kleinen Außenseitern wurde in einem anderen Text psychologisch stimmig entworfen. Die beiden Jungen vergoldeten sich die triste Wirklichkeit durch das Blaue vom Himmel. Die überraschende Schluss-Pointe wurde allgemein gelobt. Aber der Blick auf die Schattenseiten der Gesellschaft war bei der Jury mehrheitlich nicht gefragt.
Als Sieger wurde Erich Müller gekürt. Sowohl die Fach-Jury als auch die Saal-Abstimmung votierten klar zu seinen Gunsten. Als Preis erhielt er ein dickes Paket Literatur.
Die achte Endausscheidung im Schreib-Wettbewerb ist dann bereits für den vorletzten Mittwoch im Sommersemester 2008 geplant. Hoffentlich werden künftig die Anfangszeiten der Veranstaltung nicht so chaotisch zwischen 20 Uhr und 21 Uhr flottierend angekündigt.
Jürgen Neitzel
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