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Frauen und Studium


Ausstellungseröffnung in der Universitätsbibliothek

02.10.2008 (fjh)
"Die scheinbare Selbstverständlichkeit ist noch gar nicht so lange selbstverständlich", sagte Hubertus Neuhausen bei der Eröffnung der Ausstellung "Studentinnen in Marburg 1908-2008" am Mittwoch (1. Oktober) in der Universitätsbibliothek.
Den meisten Studierenden von heute sei überhaupt nicht bewusst, dass Frauen in Marburg erst seit 100 Jahren studieren dürfen, erklärte der Direktor der Universitätsbibliothek. Gerade deshalb sei das Foyer der Bibliothek als zentraler und stark frequentierter Punkt ideal für die Ausstellung.
In deren Mittelpunkt stehen Alltag, Studium und Freizeitgestaltung von Studentinnen im Wandel der Zeit. Hierzu gehören sowohl der Weg der Marburger Schülerinnen zum Studium als auch das Studium selbst sowie exemplarische wissenschaftliche Karriere-Wege im Anschluss an das Studium.
Zusätzlich zu historischen und aktuellen Fotografien, die den Kern der Ausstellung bilden, sind in einer Vitrine Karikaturen zu sehen, die den Neid und Spott verdeutlichen, dem Studentinnen lange ausgesetzt waren. Ergänzt wird die Ausstellung durch Werke der Marburger Künstlerin Renate Brühl.
Unter der Federführung von Dr. Silke Lorch-Göllner als Frauenbeauftragte der Philipps-Universität haben die Historikerin Dr. Margret Lemberg, die Fotografin Heike Heuser und Sarah Schwarz vom Frauenbüro die Ausstellung erarbeitet.
Lorch-Göllner stellte in ihrer Ansprache einige der ersten 27 regulär eingeschriebenen Studentinnen der Philipps-Universität genauer vor. Die Frauen im Alter zwischen 18 und 35 Jahren waren damals mit Widerständen unterschiedlicher Natur konfrontiert, berichtete die Frauenbeauftragte: So sei beispielsweise bekannt, dass zu Beginn des Frauen-Studiums mancherorts mit den Füßen gescharrt wurde, wenn eine Studentin den Hörsaal betrat. Oder die Studenten Scheuten sich nicht, wie Schafe zu blöken.
Lorch-Göllner wusste weiter, dass Frauen zum Teil selbst dann nicht studieren konnten, wenn sie bereits in ihrem gewünschten Fach zugelassen waren, denn die Professoren durften sie nach wie vor aus dem Hörsaal verweisen.
Laut Lemberg seien diese Vorbehalte in Marburg besonders groß gewesen. Schuld hätten daran jedoch nicht die Hochschullehrer gehabt, sondern in erster Linie die Studenten der in Marburg stark vertretenen Korporationen.
Universitätspräsident Prof. Dr. Volker Nienhaus betonte, dass der Frauen-Anteil an der Philipps-Universität heute "leicht überdurchschnittlich" sei. Zwar seien Studentinnen mit besonders hohem Anteil in Fachbereichen wie Erziehungswissenschaften und Fremdsprachliche Philologien vertreten, doch auch in der Naturwissenschaft Biologie stellten sie die Mehrheit unter den Studierenden.
Um den weiblichen Nachwuchs auch für andere Naturwissenschaften zu begeistern, gebe es Programme wie das Mitmach-Labor "Chemikum" und die sogenannten "Girls’ Days". "Wir bemühen uns um Geschlechter-Parität“, erklärte Nienhaus.
Rund 40 Prozent der wissenschaftlichen Mitarbeiter seien weiblich. Gleiches gelte für ein knappes Drittel der zwischen 2002 und 2007 neu berufenen Professoren.
Um diesen Anteil noch zu erhöhen, beteilige sich die Philipps-Universität am "Professorinnen-Programm" des Bundes, sagte Nienhaus. In diesem Programm gehe es darum, die Anzahl von Professorinnen an Hochschulen zu erhöhen und die Gleichstellungs-Bemühungen der Hochschulen besonders im Hinblick auf die Gewinnung und Einbindung von Nachwuchs-Wissenschaftlerinnen in den Bereichen zu unterstützen, in denen Frauen bislang unterrepräsentiert sind.
Die Ausstellung ist bis Sonntag (30. November) im Foyer der Universitätsbibliothek an der Wilhelm-Röpke-Straße zu sehen. Öffnungszeiten sind Montag bis Sonntag von 8 bis 24 Uhr.
pm: Philipps-Universität Marburg
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