02.12.2016 (fjh)
"Love is a losing Game", singt Franziska Knetsch. Mit diesem Lied von Amy Winehouse beginnt die Schauspielerin am Hessischen Landestheater Marburg ihren Amy-Winehouse-Abend. "Amy - Love is a losing Game" feierte am Donnerstag (1. Dezember) Premiere im Theater am Schwanhof.
Amy Winehouse ist den ganzen Abend über mit dabei. Immer wieder spielt Knetsch Szenen eines Interviews mit der Popsänderin ein. Oft stellt sie ihr Fragen oder kommentiert ihre Antworten.
Zwischendurch singt Knetsch bekannte Songs von Winehouse. Der Gittarist Michal Bandac und der Perkussionist Heiko Rupp begleiten sie dabei. Mitunter kommentieren sie auch Aussagen von Knetsch oder Winehouse.
Ab und an spricht Knetsch auch das Publikum an. Ihre Kommentare sind eher flapsig oder ironisch und dabei doch immer eine einfühlsame Erklärung für die Drogenprobleme der berühmten Musikerin und ihren frühen Tod mit nur 27 Jahren.
"Liebeskummer", sagt Knetsch. "Kennt jeder!" Dabei schaut sie ins Publikum und fragt: "Haben Sie Ihren Seelenverwandten gefunden?"
Sie berichtet von Amys Liebschaften, ihren Männern und ihren Trennungen. Dazu spielt sie Interviewszenen mit Winehouse ein und liest Texte von ihr oder ihrer Mutter vor.
"Wodka", ruft sie und schenkt sich ein Glas ein. Dann verteilt sie das Getränk an die Musiker und einige Gäste im Publikum.
Absolut ehrlich sei Amy Winehouse gewesen, stellt Knetsch anerkennend fest. "Zu ehrlich", fährt sie fort und zitiert Aussagen des Popstars über Kolleginnen, die Amy "schlimmer als Katzen-Aids" fand.
"You Know I'm No Good", singt Knetsch gleich mehrmals. Sie berichtet von Amys Selbstzweifeln und ihren Männern, die sie ausgenutzt und fallengelassen haben, als es ihr dreckig ging.
"Alkohol ist in dieser Welt überall", zitiert Knetsch Amys Mutter, die ihre Tochter zur Grammy-Preisverleihung begleitete. Knetsch berichtet über die Spirale der Drogensucht und Amys Versuche, davon loszukommen.
"Wer lässt so jemanden auf die Bühne?" Geradezu wütend beantwortet Knetsch diese Frage: "All die, die mit ihr Geld verdient haben!"
Man merkt der Marburger Schauspielerin ihr Mitgefühl für die weltberühmte Sängerin an. Ihre oft knappen Kommentare schaffen Distanz und verraten zugleich doch Bewunderung und Sympathie. So gelingt es Knetsch, einfühlsam ein Bild von einer großen Künstlerin zu zeichnen, die an ihren eigenen und den Erwartungen ihrer Umwelt zerbricht.
Vor allem aber brilliert Knetsch beim Vortrag der Songs von Amy Winehouse. Mit ihrer wunderbar starken Stimme sang Knetsch die Lieder so gekonnt, dass das Publikum sie am Ende nicht ohne Zugabe gehen lassen wollte. Auch wer kein Fan von Amy Winehouse ist, wird diese einfühlsame Vorstellung der Pop-Ikone zwischen Respekt, Mitgefühl, Wut und Anklage sicherlich als großen Gewinn erleben.
Franz-Josef Hanke
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