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Islam oder Islamismus


Islamische Gemeinde hatte Sheikh Taha Amer eingeladen

26.11.2016 (fjh)
Irritationen gibt es über eine Jubiläumsfeier der Islamischen Gemeinde Marburg. Als Redner beim Doppeljubiläum "50 Jahre Muslime und 30 Jahre Moschee in Marburg" am Samstag (26. November) im Auditorium Maximum (AudiMax) war Sheikh Taha Amer eingeladen. Er ist im Rat der Imame und Gelehrten in Deutschland (RIGD) aktiv.
Das Hessische Landesamt für Verfassungsschutz ordnet diese Organisation der extremistischen Muslim-Bruderschaft zu. Der Muslim-Bruderschaft soll laut Verfassungsschutz auch der Verein "Orientbrücke Marburg" nahestehen. Auch er beteiligt sich an der Jubiläumsfeier.
Für Verstimmung bei der Philipps-Universität hat die Nennung der Uni als Unterstützer der Veranstaltung gesorgt. Dabei hat die Universitätsverwaltung der Islamischen Gemeinde lediglich die Räumlichkeiten vermietet. Insofern empfand Uni-Kanzler Dr. Friedhelm Nonne eine entsprechende Angabe auf dem Veranstaltungsplakat als "übergriffig".
Anders hingegen bewertete Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies die Aufregung. Irritiert zeigte er sich über die Fragestellungen "und die darin zum Ausdruck kommende Tendenz, die Islamischen Gemeinde Marburg in irgendeinen Zusammenhang mit extremistischen Tendenzen zu bringen".
Die Islamische Gemeinde wiederum tut Kritik ab mit der Bemerkung, "dass es sich hier nicht um eine journalistische Anfrage handelt, sondern um den Versuch, die Veranstaltung sowie deren Unterstützer und Partner zu diskreditieren". Den Verein "Orientbrücke" wäscht sie rein mit der Aussage, dass er "seit Jahren die Aktivitäten der Moschee in Marburg sehr erfolgreich und mit vielseitiger Akzeptanz und Unterstützung gestaltet".
Der ursprünglich geladene Redner hat zwischenzeitlich abgesagt. Gründe dafür nennt die Islamische Gemeinde allerdings nicht.
Sicherlich wäre es problematisch, dem Verfassungsschutz die Definitionsmacht über "gute" und "schlechte" Muslime zu überlassen; ebenso problematisch wäre es aber auch, soziale Arbeit vor Ort als Gegenargument gegen mögliche Verstrickungen in islamistische und fundamentalistische Strukturen zu betrachten. Bedauerlich ist indes auch die Tendenz vieler Menschen, nicht zwischen "Islam" und "Islamismus" zu unterscheiden.
Die Islamische Gemeinde Marburg indes hat bereits in der Vergangenheit mitunter seltsam reagiert auf die Forderung nach mehr Transparenz und Demokratie. So sind die Verantwortlichen dort selber die Ursache für Misshelligkeiten. Ausräumen können sie die entstandenen Irrititationen nur, wenn sie ein Bekenntnis zu Transparenz und Demokratie durch alltägliche Praxis deutlich machen.
Franz-Josef Hanke
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