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Darm und Entzündung


Neuer Therapieansatz bei Colitis ulcerosa

07.11.2016 (fjh)
Beim verständnis der Darmentzündung "Colitis ulcerosa" sind Mediziner der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und ihre Fachkollegen an der Philipps-Universität jetzt einen wichtigen Schritt vorangekommen. Sie haben herausgefunden, dass ein bestimmtes Protein die krankhafte Entzündung im Darm maßgeblich steuert.
Colitis ulcerosa ist eine chronische und meist in Schüben verlaufende entzündliche Erkrankung des Dickdarms. In Deutschland wird die Zahl der betroffenen Patienten auf etwa 170.000 geschätzt. Die genauen Ursachen für diese Darmerkrankung sind trotz langjähriger weltweiter Forschungsbemühungen bis jetzt nur unvollständig verstanden.
Bekannt ist, dass T-Zellen, die Krankheitserreger abwehren können, eine besondere Rolle bei der Regulierung des Immunsystems des Darms spielen. Gleiches gilt auch für die so genannten Transkriptionsfaktoren, die von ihnen Immunabwehrzellen gebildet werden.
Die Forscher am Universitätsklinikum Erlangen und ihre Marburger Kollegen haben jetzt den Transkriptionsfaktor GATA3 als einen entscheidenden Schrittmacher bei Colitis ulcerosa identifiziert. "Wir konnten nachweisen, dass die Abwehrzellen von Patienten vermehrt das Protein GATA3 ausschütten", erklärte Vanessa Popp. Sie ist Mitarbeiterin im Team von Prof. Dr. Markus Neurath an der FAU.
Zudem gelang es den Wissenschaftlern, Abwehrzellen daran zu hindern, das Protein GATA3 zu bilden und so Entzündungsreaktion und die Produktion von weiteren entzündungsrelevanten Eiweißen wie Zytokinen zu mindern. Dazu nutzen sie sogenannte "DNAzyme". Das sind künstliche DNA-Moleküle mit enzymatischer Wirkung.
Diese Entdeckung könnte zu einem neuen Therapieansatz zur Behandlung von Colitis ulcerosa führen. "Wir betrachten die gemeinsam gefundenen Ergebnisse als bahnbrechende Erkenntnis der Ursache bei Colitis ulcerosa", resümierte der Marburger Koautor Prof. Dr. Harald Renz. "Hieraus leiten sich unmittelbar neue Therapieansätze ab, die wir ebenfalls gemeinsam verfolgen."
Der Einfluss des Transkriptionsfaktors GATA3 auf Entzündungsreaktionen war bereits aus früheren Studien bekannt. Sie bezogen sich jedoch auf die Lunge. Unbekannt war dagegen, dass der Transkriptionsfaktor auch bei Colitis ulcerosa eine so entscheidende Rolle spielt.
Diese Entdeckung liefert einen außerordentlich wichtigen Anhaltspunkt für einen möglichen Therapieansatz, der zunächst im Versuch getestet wurde. "Durch die Blockade der Produktion von GATA3 im Modellsystem konnten wir sowohl präventiv als auch während der akuten Phase der Erkrankung die Entzündung minimieren", berichtete Neurath.
pm: Philipps-Universität Marburg
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