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Landestheater erhält weibliche Doppelspitze

12.10.2016 (fjh)
Die Intendantinnen des Hessischen Landestheaters Marburg (HLTM) heißen ab der Spielzeit 2018/2019 Carola Unser und Eva Lange. Erstmals werden damit zwei Frauen an der Spitze des Theaters in der Universitätsstadt stehen. "Wir freuen uns auf diese weibliche Doppelspitze, die sehr erfahren gerade in den für uns wichtigen Aspekten der Landesbühne und des Kinder- und Jugendtheaters ist", betonte Stadträtin Dr. Kerstin Weinbach als stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende des Theaters bei der Vorstellung der neuen Intendantinnen am Mittwoch (12. Oktober) im Rathaus.
Diplom-Regisseurin und Theaterpädagogin Carola Unser, die nebenbei auch staatlich geprüfte Landwirtin ist, hat die letzten vier Jahre die Junge Landesbühne an der Landesbühne Niedersachsen Nord in Wilhelmshaven geleitet, inszeniert demnächst noch in Graz und derzeit ein Musical für die nordniedersächsische Bühne. Die gebürtige Pfälzerin absolvierte ihr Regiestudium an der Theaterakademie Hamburg, Hochschule für Musik und Theater, ist außerdem Diplom-Pädagogin und bringt über ein Jahrzehnt Regie- und Inszenierungserfahrung sowie vielfältigste Praxis in der Theaterpädagogik nach Marburg mit.
Regisseurin Eva Lange ist seit drei Jahren die verantwortliche Oberspielleiterin der Landesbühne Niedersachsen Nord. Die gebürtige Delmenhorsterin wechselt damit von Wilhelmshaven nach Marburg und konnte in den letzten 13 Jahren mit Regiearbeiten in ganz Deutschland von Ingolstadt über Chemnitz, Leipzig, Wuppertal und Oberhausen bis hin nach Münster und am Staatstheater Kassel überzeugen. Als Regieassistentin, Abendspielleitung und Regisseuren arbeitete Lange in Oberhausen, Münster und am Staatstheater Kassel und hatte zuvor Lehramt fürGymnasien studiert.
Insgesamt stehen auf dem Spielplan des Einspartentheaters der Landesbühne in Niedersachsen Nord jährlich 19 Premieren. In Marburg sind es 18. Vergleichbar und damit beste Voraussetzungen also, wie alle Beteiligten sich am Mittwoch einig waren.
Einhellige Entscheidung von Stadt Marburg und Land Hessen
Insgesamt gingen beim - von der Universitätsstadt Marburg und dem Land Hessen getragenen - Landestheater 59 Bewerbungen für die Ende 2015 ausgeschriebene Neubesetzung der Intendantenstelle ein. Darunter waren 20 von Frauen.
Nach einem Auswahl- und Sichtungsverfahren wurden fünf Bewerberinnen und Bewerber eingeladen. Die Entscheidung erfolgte am Dienstag (11. Oktober) im Aufsichtsrat des HLTM. Zur Auswahlkommission für die Stelle hatte der Aufsichtsrat zusätzlich zwei Intendanten der Bereiche Landesbühne sowie Kinder- und Jugendtheater hinzugezogen.
"Wir sind alle sehr glücklich, dass wir diese Lösung gefunden haben“, so HLTM-Aufsichtsratsvorsitzender Albert Zetzsche vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst. Die Entscheidung sei einhellig erfolgt, erklärte er. Dass sich Carola Unser und Eva Lange gleich am Vormittag als Erstes in einer Vollversammlung den Theatermitarbeiterinnen und -mitarbeitern vorgestellt haben, stehe für einen sehr guten Start im Marburg.
Der offizielle Vertrag für Unser und Lange wird ab 2018 für fünf Jahre erfolgen. Bereits zum Sommer 2017 wird das Intendantinnenduo jedoch zwecks Spielzeitvorbereitung verpflichtet.
Der bisherige Intendant Matthias Faltz hatte frühzeitig angekündigt, dass er seinen Vertrag in Marburg auf eigenen Wunsch nach 2018 nicht erneut verlängern wird. Er hatte die Intendanz am HLTM zur Spielzeit 2010/2011 übernommen.
"Er wird seine wunderbare Arbeit bis zum letzten Tag fortsetzen", kündigte Aufsichtsratsvorsitzender Zetzsche an. "Und ich bin zugleich froh und sicher, dass wir in Marburg so einen reibungslosen und sehr guten Übergang in der Intendanz bekommen", betonte er, was andernorts keineswegs selbstverständlich sei.
"Ich bin durch und durch glücklich", freute sich die künftige Intendantin Lange am Mittwoch (12. Oktober) im Rathaus über die Zusage aus der Universitätsstadt. "Theater, wie wir es machen, würde in keine andere Stadt besser passen", betonte auch ihre Kollegin Unser. Für die Intendanz am Hessischen Landestheater Marburg hatten sich die beiden nach ihrer erfolgreichen Zusammenarbeit in Wilhelmshaven bewusst als Duo beworben "mit Doppelkraft".
"In der Stadt Erwin Piscators und für uns muss Theater ein Kristallisationspunkt der Stadtgesellschaft sein", nutzte die 42-jährige Unser die Pressekonferenz, um gemeinsam mit Lange bereits um ihr Verständnis der Bühnenarbeit zu skizzieren. "Integration, Innovation und Vernetzung" lauten für die beiden Frauen dabei die großen Linien des Engagements in Marburg.
"Im Theater begegnen wir uns und reflektieren unsere Welt", führte Lange dazu aus. Theater stehe nicht außerhalb, sondern setze sich auseinander, blicke auf Aleppo genauso wie auf Gefahren für die Demokratie.
Das neue Intendantinnenduo will deshalb Theater für Menschen jedweden Milieus und jedweder Herkunft auf die Bühne bringen. Auch das Theater selbst könne multikultureller aufgestellt werden, lautet ein Ziel, an dem sich beide messen lassen wollen.
In der mittelhessischen Universitätsstadt wollen die beiden Theaterfrauen im nächsten Schritt vor allem viele Gespräche mit kulturellen Akteuren, Zentren und anderen Protagonisten führen. "Eine Doppelspitze steht ja schon an sich für den Diskurs", erklärten beide.
Ein Container soll an verschiedenen Standorten durch Marburg wandern, um das Theater noch stärker ins Bewusstsein der Gesellschaft zu rücken. Mit einer Marburg-Soap werden Geschichten gesammelt. Eine starke Bindung zur Philipps-Universität und den Studierenden gehört zu den weiteren ersten Zielen der künftigen HLTM-Intendanz.
"Zugleich wollen wir an tollen Marburger Formaten wie am Sommertheater festhalten und sie gerne ausbauen", versprach Unser. "Bei uns wird es auch auf der Lahn Sommertheater geben."
Lange machte zugleich die regionale Bedeutung des Marburger Theaters deutlich: "Zu einer Landesbühne gehört ganz klar, ein Programm für alle Besuchergruppen anzubieten." Dazu zählen für das Duo der klassische Abendspielplan mit Klassikerpflege, mit zeitgenössischen Stücken und Unterhaltung genauso wie performative, neue Formen.
"Ein Landestheater ist die modernste Theaterform, die man finden kann", erläuterte Lange. "So schnell und flexibel wie hier muss man sonst an keiner Bühne vergleichbarer Größe sein."
Auch ein weiterer Schwerpunkt der beiden ist klar: "Das Kinder- und Jugendtheater ist bei uns kein Lippenbekenntnis, sondern Chefinnensache", bekräftigte Unser.
pm: Hessisches Landestheater Marburg
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