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Atemberaubende Anklagen


"Das Letzte" von Wilfried Schmickler im KFZ

25.09.2016 (fjh)
"Das Letzte" stellte Wilfried Schmickler am Samstag (24. September) gut 300 Gästen im Kulturladen KFZ vor. Der Titel seines neuen Kabarettprogramms bezeichnet zugleich auch das, worüber Schmickler sich aufregt.
Neonazis und träge vor sich hindämmernde Bürger sind ebenso Zielscheibe seiner bitterbösen Kommentare wie die ungerechte Weltwirtschaft oder die grenzenlose Datengier internationaler Internetkonzerne. Aber auch sich selber nahm Schmickler nicht vom Spott aus: So beschrieb er einen Einkauf, wonach er am Ende mit Gegenständen in der Kassenschlange stand, die er niemals kaufen wollte.
Mit Zungenbrecherischer Schnelligkeit trug der Kölner Kabarettist Textpassagen vor, in denen seine Wut einen geradezu herausplatzenden Ausdruck fand. Schmicklers heiliger Zorn auf Umweltzerstörung und Neoliberalismus lässt seine - sonst meist pointenreichen - Anklagen mitunter zur vernichtenden Philippica gegen Geldgier und Ausbeutung geraten.
"Ist es wirklich ein Unterschied, wenn ein Mensch vor Krieg und politischer Verfolgung flieht, oder wenn er sich und seine Familie vor dem Verhungern rettet?" Dieser Frage schob Schmickler eine weitere hinterher: "Ist ein Land ein sicheres Herkunftsland, was wegen der Klimaerwärmung schon vollkommen untergegangen ist?"
Mitunter konnte man über Schmicklers Wortspiele und Pointen herzhaft lachen; manchmal aber blieb dem Publikum das Lachen aber auch im Hals stecken. Dem mörderischen Kapitalismus begegnete der Kabarettist mit wütendem Ingrimm.
Zwischendurch trug Schmnickler kurze Lieder vor, die seinen Wortschwall auflockerten. Mal redete er sich in Rage; dann wieder plauderte er entspannt mit dem Publikum.
Nach der Pause lief er minutenlang im Kreis herum, um die nötigen Schritte zu machen, ohne die seine Krankenkasse ihm den Beitrag zu erhöhen androhte. Am Ende fand er - wie bereits ganz zu Beginn - warme Worte für das alte KFZ und verband sie mit guten Wünschen für das neue KFZ im Erwin-Piscator-Haus (EPH). Sein Auftritt dort war ein durchaus gelungener Auftakt für den Marburger Kabarettherbst und eine Perle des politischen Kabaretts als aufklärerische Instanz zum Aufwecken der Gesellschaft.
Franz-Josef Hanke
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