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Ach Du Schreck


Forscher untersuchen Sondersendungen im Fernsehen

20.09.2016 (fjh)
Sondersendungen des öffentlich-rechtlichen Fernsehens will ein Forschungsprojekt unter dem Titel "Mediale Störungen" untersuchen. Dafür erhält der Marburger Medienwissenschaftler Prof. Dr. Andreas Dörner 310.000 Euro von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Dörner führt das Projekt zusammen mit der Soziologin Prof. Dr. Ludgera Vogt von der Bergischen Universität Wuppertal durch.
Wie greifen Sondersendungen, insbesondere „ARD Brennpunkt“ und „ZDF spezial“, Störungen der gesellschaftlichen Normalität auf und modellieren diese? So lautet eine der Ausgangsfragen des Forschungsvorhabens. „Störungen, die den üblichen Ablauf unterbrechen, schränken eine gesellschaftlich definierte Normalität beträchtlich ein und können Veränderungen markieren“, legt Projektleiter Andreas Dörner dar, der Medienwissenschaft an der Philipps-Universität lehrt. „Andererseits regen sie zu einer Verständigung darüber an, was ‚normal‘ ist, und fordern zur Wiederherstellung der Normalität auf.“
Sondersendungen des öffentlich-rechtlichen Fernsehens inszenieren Dörner zufolge ein komplexes Geschehen, das darin besteht, eine Störung zu konstituieren, die Entstörung zu begleiten, Entstörungsfolgen aufzuzeigen und vor allem die Wiederherstellung einer symbolischen Ordnung zu leisten. Dieser Akt weise in starkem Maße rituelle Aspekte auf, erklärte der Marburger Medienwissenschaftler.
Welche Kriterien führen zur Produktion einer Sondersendung? Wie läuft die Produktion ab? Welche Entscheidungen werden dabei getroffen und wer ist daran beteiligt?
Wie sind die audiovisuellen Texte gestaltet? Wie läuft die Anschlusskommunikation mit dem Publikum über die Sozialen Medien? Solche und weitere Fragen bilden den Ausgangspunkt des Projekts.
Um sie zu beantworten, führen die beteiligten Wissenschaftler ethnografisch eingebettete Videoanalysen durch. "Der ethnografische Feldzugang mit Interviews, Beobachtungen, Auswertung natürlicher Daten liefert Einblicke in Entscheidungs- und Produktionsprozesse", erläuterte Dörner.
Darüber hinaus analysieren die Forschenden alle Sondersendungen im Untersuchungszeitraum 2015 und 2016. Ziel ist dabei, eine Typologie zu erstellen, mit der sich erfassen lässt, wie eine Störung der Normalität konstruiert, Entstörung bewirkt und Ordnung wiederhergestellt wird. "Wir wollen Verständnis dafür schaffen, welche Funktion diesem Prozess in der politischen Medienkultur zukommt", erklärte der Projektleiter.
pm: Philipps-Universität Marburg
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