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Zwei Varianten


Spies erläuterte Zukunft der Altenhilfe am Richtsberg

03.09.2016 (fjh)
Wie die Zukunft der Altenhilfe am Richtsberg aussehen kann, hat Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies am Donnerstag (1. September) bei einer Bürgerversammlung im Gemeinschaftszentrum des Stadtteils erläutert. Vor rund 80 Zuhörenden stellte er zwei mögliche Lösungsvarianten vor, die dem bisherigen "Marburger Modell" gerecht werden.
Dabei betonte der Oberbürgermeister: "Der Standort Richtsberg bleibt in jedem Fall erhalten. Das steht außer Frage."
Ziel der Planung ist eine zukunftsweisende Altenhilfe am Richtsberg mit Lösungen, "die möglichst dicht an das Wohnen zu Hause herankommen", betonte Spies. Um das siebenstöckige - 1975 errichtete und nun dringend sanierungsbedürftige - Altenzentrum an der Sudetenstraße mit seinen 83 Plätzen zu modernisieren, hatte die Stadtverordnetenversammlung (StVV) 2015 das "Marburger Modell" beschlossen.
Danach sollten auf vier Stockwerken des Altenzentrums pro Etage jeweils zwölf Plätze nach dem Prinzip der Hausgemeinschaften sowie sieben bis acht klassische stationäre Plätze für Bewohner mit intensiverem Pflegebedarf entstehen. Insgesamt ergäbe das also 76 bis 80 Plätze. Allerdings genehmigte die zuständige Betreuungs- und Pflegeaufsicht des Regierungspräsidiums dieses Konzept so nicht, weil nach ihren Auflagen sowohl die Funktionsräume als auch das Personal für stationäre Pflegebereiche einerseits und Hausgemeinschaften andererseits strenger getrennt werden müssen.
Nach Beratung im Aufsichtsrat der Stiftung St. Jakob am Mittwoch (31. August) stellte Spies am Donnerstag (1. September) zwei weitere Varianten zur Diskussion, mit denen das "Marburger Modell" fortentwickelt werden kann und soll. "Ich denke, dass es sich lohnt, diese zwei Optionen zu prüfen", warb er.
In der als "Stadtverordnetenversammlung quer" bezeichneten Alternative würden sich Hausgemeinschaften und Pflegeplätze auf sechs statt bisher vier Etagen verteilen. Die Etagen 1 bis 4 beherbergten dann die Hausgemeinschaften mit ihren je zwölf Plätzen sowie in einem extra Block daneben je acht normale Mietwohnungen pro Stockwerk. Die Etagen 5 und 6 würden klar abgegrenzt mit je 20 Plätzen der klassischen stationären Pflege vorbehalten.
Dadurch könnten mehr Funktionsräume entstehen und beide Bereiche wären - wie gefordert - getrennt. Im Erdgeschoss blieben - wie im „"arburger Modell" vorgesehen - ein geplantes Begegnungszentrum und die Verwaltung. Die siebte Etage würde weitere 20 Mietwohnungen umfassen.
Jedoch hat diese Variante einen gravierenden Nachteil. Während der Umbauphase sind allerdings erhebliche Einschränkungen für die Lebensqualität der Bewohner des bereits bestehenden Altenheims und wirtschaftliche Einbußen zu erwarten.
Im zweiten Modell "Doppelstandort" würde die Sudetenstraße am Oberen Richtsberg zum Standort für Betreutes Wohnen sowie für ein Begegnungszentrum mit einem Café, das mit stark erweitertem Programm zum örtlichen Treffpunkt ausgebaut wird. "Denn nichts ist schlimmer als die Isolation älterer Menschen", betonte Spies. Im Begegnungszentrum kann quartiersbezogen auch ein Mittagstisch angeboten werden.
Zugleich beinhaltet diese Variante, dass der Ambulante Dienst der Altenhilfe, die Tagespflege und eine Beratung in die Sudetenstraße einziehen. Mietwohnungen - gerade auch für Studierende - sowie Wohnungen für Schwestern des Klinikums gehören ebenfalls zur Variante „Doppelstandort“.
Am Unteren Richtsberg würde nach dieser Lösung ein Ergänzungsbau auf dem ehemaligen Vitos-Gelände für intensiver pflegebedürftige Menschen in zeitgemäßer Form mit Wohngruppen in Anlehnung an das Hausgemeinschaftsprinzip entstehen. "Die Kleinteiligkeit ist hier ein Kerngedanke, der differenzierte Angebote ermöglicht", erklärte Spies. Hier fänden auch Wohngruppen für Demenzkranke mit angeschlossenem Garten oder für die Palliativversorgung Platz.
Zudem sind hier Kooperationen mit der nahegelegenen Tagespflegeeinrichtung Aura, der Vitos-Klinik und der Kindertagesstätte möglich. Auch Infrastruktur wie Bäcker oder Friseur sollen einbezogen werden. Die bisherigen Bewohnerinnen und Bewohner aus der Sudetenstraße könnten nach Fertigstellung der neuen Einrichtung umziehen und müssten nicht im Lärm des Umbaus leben.
Oberbürgermeister Spies schlug vor, diese beiden Optionen zu prüfen. Per Stadtverordnetenversammlung im Oktober möchte er das per Beschlussvorlage vorschlagen.
"Entschieden ist noch nichts", betonte er. Für ihn seien beide Varianten gleichberechtigt zu prüfen und nach einem entsprechenden Auftrag des Parlaments genauer zu analysieren. "Ziel sind kleinere Einheiten, die sich nicht an der Institution, sondern an den Menschen orientieren, die dort leben", skizzierte Spies den Weg, konventionelle Pflege zugunsten alltagsorientierter Modelle für die Menschen abzubauen.
Dr. Petra Engel von der Stabsstelle Altenplanung hatte zuvor berichtet, wie umfangreich schon jetzt für die älteren Menschen am Richtsberg gearbeitet wird. Grundlage dafür sind die Ergebnisse von Befragungen der Senioren am Richtsberg. Danach wünschten sich die Älteren vor allem mehr Begegnung und Kontakt im unmittelbaren Umfeld.
Daher unterstützt die Stadt neuerdings Nachbarschafts- und Hausfeste. Das erste Hausfest hatte bereits eine gute Resonanz.
Gewünscht wird auch ein zentraler Ort der Begegnung, wie er im Erdgeschoss des Altenzentrums an der Sudentenstraße vorgesehen ist. In regelmäßigen Bürgergesprächen und Begehungen wird zudem geklärt, wo die älteren Richtsberger Ruhebänke, Geländer oder mehr Lampen brauchen. Zudem ist ein Informationsblatt mit kleinteiligen Informationen für Senioren und Senioren am Richtsberg geplant.
"Es lohnt sich sehr, den gesamten Stadtteil in den Blick zu nehmen", sagte Engel. "Denn je besser die Versorgung durch Alltagsstrukturen ist, umso länger können die Menschen auch im Alter zuhause in ihrer Wohnung bleiben."
pm: Stadt Marburg
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