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Flüchtige Frauenbeauftragte


Christa Winter hat Marburg geprägt

30.08.2016 (ms)
25 Jahre lang hat Christa Winter die kommunale Gleichberechtigungspolitik in Marburg geprägt. Nun geht sie in Ruhestand. Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies dankte ihr am Freitag (26. August) im Historischen Saal des Rathauses für ihren herausragenden und beharrlichen Einsatz und zeichnete sie mit der Goldenen Ehrennadel der Universitätsstadt Marburg aus.
Weit über 100 Weggefährtinnen und Weggefährten waren ins Rathaus gekommen, um Winter für ihr Wirken zu danken. Seit dem 1. April 1992 hatte sie als kommunale Frauenbeauftragte und später als Fachdienstleiterin des Referats für die Gleichberechtigung von Frau und Mann gearbeitet.
"Mit Ihrem langjährigen Einsatz für Gleichberechtigung und gegen Diskriminierung und Gewalt haben Sie das Gesicht unserer Stadt verändert", gratulierte ihr Spies bei der feierlichen Verabschiedung. Dabei sei Winter "unermüdlich, zäh, hartnäckig, unbeirrbar, aber immer höflich und nett" vorgegangen.
Eingebettet in mehrere Reden und musikalische Beiträge bildete eine Auszeichnung den formellen wie emotionalen Höhepunkt der Veranstaltung: "Mit der goldenen Ehrennadel wollen wir Sie heute ganz besonders ehren", verkündete Spies, bevor er einer auch von zugleich herbei stürmenden Kindern mit Sonnenblumen sichtlich gerührten Christa Winter die Auszeichnung ans Revers steckte.
In zahlreichen Gremien und koordinierenden Funktionen bis hin zur Landesarbeitsgemeinschaft der Hessischen Frauen- und Gleichstellungsbüros sei Winter nie müde geworden, auf wichtige Themen auch über Jahre hinweg hinzuweisen. "Dass dieser lange Atem sich auszahlt, sehen wir in Marburg jeden Tag an der weltoffenen und respektvollen Atmosphäre, in der wir zusammenleben", befand Spies, obgleich auch weiterhin viel zu tun bleibe.
Spies würdigte insbesondere die außerordentlich gute Vernetzung mit Organisationen, Initiativen sowie Bürgerinnen und Bürgern, die Winter in 25 Jahren aufbauen konnte. Sie habe "einen ganzen Strauß an Themen" innerhalb der Universitätsstadt und sogar darüber hinaus in den öffentlichen Fokus gerückt und damit bei vielen Menschen ein Problembewusstsein geschaffen. Dafür habe sie keine Mühe gescheut, auch nach Feierabend unzählige Termine wahrgenommen, Gespräche geführt und auf Missstände hingewiesen.
Davon zeugten auch die zahlreichen hervorragenden Publikationen, die unter ihrer Leitung vom Gleichberechtigungsreferat und häufig in Kooperation mit Partnerinnen und Partnern ausgingen. Aber auch öffentliche Veranstaltungen wie "das besondere Filmangebot" im Cineplex und erfolgreiche Aktionstage wie „One Billion Rising“ mit 250 Teilnehmenden trotz Regenwetters seien ihrem unermüdlichen Einsatz zuzurechnen.
"Bei den vielen Facetten der Gewalt - ob im Privaten, auf der Arbeit oder auch strukturell durch reproduzierte sexualisierte Geschlechterbilder und Prostitution - haben Sie nicht nur öffentliche Debatten angestoßen, sondern entscheidend dazu beigetragen, Strukturen aufzubauen, die in Krisensituationen ganz individuell helfen", stellte Spies anerkennend fest. Das sei nicht immer leicht und nicht ohne Gegenwind möglich gewesen. "Sie haben dabei ein außergewöhnliches Durchhaltevermögen bewiesen", attestierte ihr deshalb das Stadtoberhaupt.
Als Vorsitzende der Gleichstellungskommission würdigte Dr. Marlis Sewering-Wollanek Winter als "die erfolgreichste Frauenbeauftragte in Marburg". Stadtverordnetenvorsteherin Marianne Wölk lobte Winters Einsatz gegen soziale Ungerechtigkeit. Drei Vertreterinnen des Frauennotrufs Marburg berichteten unter anderem vom gemeinsamen Kampf gegen sexualisierte Werbung.
Der ehemalige Oberbürgermeister Egon Vaupel lobte Winter: "Ihnen war jede einzelne Person, die hilfesuchend zu Ihnen kam, ein persönliches Anliegen." Er hob unter anderem Winters Einsatz für die Reinigungskräfte der Stadt Marburg hervor.
Winter dankte ihren Kolleginnen Monika Amelung, Ute Schneider, Dr. Christine Amend-Wegmann im Gleichberechtigungsreferat, aber auch den vielen Menschen, mit denen sie zusammen für Gleichberechtigung arbeiten durfte. Mit einem selbstbewussten Schmunzeln erklärte sie, dass sie auch im Ruhestand der Universitätsstadt erhalten bleiben werde: "so schnell werdet ihr mich nicht los."
Die 1951 im Kreis Bingen geborene verheiratete Mutter einer Tochter war 1977 zum Studium der Soziologie nach Marburg gekommen. Vorher hatte sie eine Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau absolviert und zusätzlich sechs Jahre Berufserfahrung gesammelt.
Während ihres Studiums kam Winter über den Arbeitskreis für gewerkschaftliche Fragen (AGF) zur gewerkschaftlichen Jugendbildung. Bald machte sie sich im Bereich der Mädchen- und Frauenbildung einen Namen
Nach dem Studium übernahm sie einen Lehrauftrag an der Fachhochschule Gießen-Friedberg und Wiesbaden und leitete Kurse in der Volkshochschule Marburg. Über fünf Jahre hinweg übernahm sie von 1987 an die Aufgabe der Frauenbeauftragten im niedersächsischen Landkreis Goslar, bevor sie 1992 nach Marburg wechselte.
Die Goldene Ehrennadel kann der Oberbürgermeister der Universitätsstadt Marburg unter anderem an langjährige verdienstvolle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach einer Tätigkeit von mindestens 20 Jahren verleihen. Auch Stadtverordnete, Mitglieder des Magistrats, der Ortsbeiräte oder des Ausländerbeirats, aber auch ehrenamtlich tätige Bürgerinnen und Bürger können für herausragende Leistungen mit der Ehrennadel in Gold, Silber oder Bronze ausgezeichnet werden.
pm: Stadt Marburg
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