12.06.2016 (fjh)
"Das ist nicht mehr das alte KFZ, wie wir es seit Jahrzehnten kennen", sagte eine Besucherin nach dem Umzug des
Kulturladens KFZ ins erneuerte
Erwin-Piscator-Haus (EPH) voller Bedauern. "Da ist nichts mehr übrig von dem Apfelsinenkisten- und Sperrmüll-Flair von einst."
Was in der Rückschau wehmütig bedauert wird, das sorgte früher aber für erhebliche Probleme. Die Sanitären Anlagen waren häufig überflutet; und man mag lieber nicht näher ergründen, womit.
Überhaupt könne man von "Sanitären Anlagen" im Plural beim KFZ der Gründungsjahre zwischen 1977 und den frühen 80ern nicht sprechen, meinte KFZ-Geschäftsführer Gero Braach. Für alle existierte dort anfangs nämlich nur eine einzige Toilette.
Im einem abgetrennten Raum nördlich zum Grün hin standen ursprünglich ein Unimog mit Schneepflug, ein Leichenwagen und eine Hochzeitskutsche. Sie stamten noch vom "Hesse Louis", der für die Stadt den Winterräumdienst und den Transport der Feuerwehrspritze übernommen hatte. Zudem arbeitete er als Leichenbestatter und vermietete auch die Hochzeitskutsche.
All sein Gerät stand noch eine Zeitlang im seinem früheren Domizil, während im großen Raum nebenan bereits Konzerte und Veranstaltungen stattfanden. Neben Folk- und Liedermacher-Konzerten war der "Marburger Abend" mit freiem Eintritt und freier Bühne schon früh einer der Renner des Kulturprogramms im KFZ.
In den 80er Jahren wurde das Gebäude an der Schulstraße dann rollstuhlgerecht umgebaut: Mit einem Lift konnten die Gäste zu den Toiletten im Keller und zum Büro im Obergeschoss fahren. Zudem befanden sich im Kellergeschoss nun eigene Garderobenräume.
Der Zugang erfolgte seither seitlich über ein Foyer mit Theke hinter dem Saal. Zwei Eingänge von dort sowie Türen direkt zum Vorplatz an der Schulstraße erhöhten die Sicherheit bei unvorhergesehenen Ereignissen erheblich.
Zugenommen haben allerdings auch Beschwerden aus der Nachbarschaft über die Lautstärke von Konzerten. So war klar, dass das KFZ seinen angestammten Platz an der Schulstraße verlassen musste. Erwogen wurde ein Umzug ins G-Werk ebenso wie ein Neubau an anderer Stelle oder die Unterbringung im EPH.
Der Umzug ins Untergeschoss des EPH bietet einige Vorteile: Veranstaltungen beispielsweise beim
Marburger Kabarettherbst im großen Saal des EPH werden für das Team nun im wahrsten Sinne des Wortes zum "Heimspiel". Zwei Säle erlauben jetzt gleichzeitig zwei Veranstaltungen im KFZ.
Außerdem erhoffen sich die Kellerkinder des EPH weitere Synergieeffekte mit der Marburg Stadt und Land Tourismus-Marketing GmbH (MSLT) und dem städtischen Fachdienst Erwin-Piscator-Haus. Immerhin haben sie auch schon bewiesen, dass ihre Nebelmaschine zu einem Feueralarm im Lift und damit zur
Räumung des gesamten EPH führen kann. Bald schon werden sie im EPH angekommen sein; und die
Universitätsstadt Marburg wird endlich auch genügend Abstellmöglichkeiten für Fahrräder beim EPH schaffen.
Franz-Josef Hanke
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