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Flötentöne und Zauberei


Circus Roncalli gastiert in Marburg

21.05.2016 (fjh)
In einer langen Schlange warten die Besucher geduldig auf den Einlass. Lautstark bietet eine Verkäuferin Popcorn an.
Dann postiert sich eine Blaskapelle vor dem Durchgang. "Mein kleiner grüner Kaktus" mit verjazzten Improvisationen macht Lust auf mehr. Der Weg zum abendlichen Vergnügen wird endlich freigegeben.
Aus dem Vorzelt gehen erwartungsfrohe Zirkusbesucher über eine kleine Zwischenfläche ins Hauptzelt. Vor dem Queren des Platzes werden alle mit Konfetti beworfen. In der Manege riecht es nach Sägespänen und Zirkus.
Mit seinem Programm "Salto Vitale" feierte der Circus Roncalli am Freitag (20. Mai) Premiere in Marburg. Bis Sonntag (29. Mai) gastiert die Zirkus-Legende auf dem Messeplatz im Afföller.
1976 haben Andre Heller und Bernhard Paul in Wien diesen einmaligen Zirkus gegründet. Von seinem besonderen Nimbus hat der Circus Roncalli bis heute nichts verloren.
Seine Artisten zeigen Akrobatik vom Feinsten. Ein Equilibrist macht einen Handstand auf der ausgestreckten Hand seines Partners. Hochseilakrobatik, Rhönradfahren und Jonglage beherrschen die Künstler bei Roncalli auf höchstem Nibeau.
Nur zwei Nummern präsentieren Tiere in der Manege: Tiziana Vulcanelli und und ihre Töchter Alexandra sowie Kelly Saabel reiten zunächst auf weißen Arabern, bevor sie eine Choreografie mit mehreren braunen Pferden vorführen. Bei einer Hundenummer entführen die Saabels dann das Publikum mit Huskys in eine Eislandschaft.
Zauberer Jimmy Saylon lässt zunächst mehrere Assistentinnen und schließlich sich selbst verschwinden, um dann durch den Bühneneingang wieder in die Manege einzulaufen. Das ganze geschieht im Ambiente viktorianischer Kostüme und eingehüllt in Nebelschwaden, was die Darbietung besonders zauberhaft erscheinen lässt.
Absoluter Höhepunkt des Programms indes war am Freitagabend der Flötist Gabor Vosteen. Zunächst spielte er bekannte Titel klassischer Musik im Eiltempo, bevor er "Eine kleine Nachtmusik" von Wolfgang Amadeus Mozart gleichzeitig auf zwei - unterschiedlich gestimmten - Flöten blies. Bei der "Ode an die Freude" von Ludwig van Beethoven probierte er zunächst, eine dritte Flöte in den Mund zu stecken, bevor er zwei Instrumente in die beiden Nasenlöcher steckte und dann auf drei Flöten blies.
Doch selbst das reichte ihm noch nicht: Im Verlauf des weltbekannten Stücks erhöhte er die Zahl der Flöten auf fünf. Unter wahren Beifallsstürmen des Publikums spielte er den Beethoven-Klassiker so zu Ende.
Nach der 20-minütigen Pause kam er mit einem Geigenkasten wieder. Daraus holte der spindeldürre Mann jedoch wieder Flöten hervor, die er im Anschluss an Besucher verteilte. Vier Personen aus dem Publikum spielten mit je einer oder zwei Flöten nun auf seine Zeichen hin eine Melodie, deren Darbietung er in drei Durchläufen immer weiter beschleunigte.
Zwischen den einzelnen Artistik-Einlagen unterhielten mehrere Clowns das Publikum. Dazu spielte das Zirkusorchester Musik, die die Dramatik oft noch steigerte.
Nach knapp drei Stunden endete das Finale aller Künstler in der Manege mit langanhaltendem begeisterten Applaus und rhythmischem Klatschen um Zugaben. Auch 40 Jahre nach seiner Erfindung ist der Circus Roncalli immer noch eine Garantie für Magie, Artistik, Kunst und Unterhaltung mit Kult-Status.
Franz-Josef Hanke
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