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Menschen statt Moneten


Armin Schild sprach bei DGB-Maifeier

01.05.2016 (fjh)
"Die Gewerkschaften sind jung und durchsetzungsfähig", freute sich Armin Schild von der Industriegewerkschaft Metall (IGM). Der langjährige Frankfurter Bezirksvorsitzende hielt am Sonntag (1. Mai) vor gut 1.000 Zuhörenden die kämpferische Hauptrede zum "Tag der Arbeit" des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB).
Fast alle Reden erwähnten voller Freude den "Jugendblock", der die Maidemonstration vom Gewerkschaftshaus an der Bahnhofstraße zum Marktplatz und von dort weiter bis zum Elisabeth-Blochmann-Platz vor der Mensa angeführt hatte. Gut 60 junge Leute verschiedener Jugendorganisationen wie Jusos, Solid, Grüne Jugend und DGB-Jugend liefen mit Fahnen ihrer jeweiligen Organisation gemeinsam an der Spitze des Demonstrationszugs.
Auf dem Marktplatz standen allerdings noch Lastwagen herum, die vom Maiansingen am Vorabend übrig geblieben waren. Angesischts des zugestellten Platzes drangen die Reden von der Tribüne vor dem Rathaus, die nur über den Lautsprecherwagen verstärkt wurden, nicht einmal bis zur Hälfte der gut 700 Anwesenden durch.
Der DGB-Kreisvorsitzende Pit Metz kritisierte den Arbeitsplatzabbau bei der Polizei, wo von einst 120 Stellen nur noch 100 übrig geblieben seien. Eine Vielzahl von Überstunden seien die Folge, die rechten Populisten willkommene Munition lieferten.
Verärgert zeigte sich Metz darüber, dass die Volksbank Mittelhessen (VBMH) zu ihrer Jahreshauptversammlung "ausgerechnet den abgehalfterten Ex-Ministerpräsidenten Roland Koch eingeladen hat", der nur mit Hilfe einer rassistischen Kampagne gegen die Doppelte Staatsbürgerschaft an die Macht gekommen war. Seine angeblichen "jüdischen Vermächtnisse" diskreditierten ihn zusätzlich.
Bei der Abschlusskundgebung wandte sich Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies an die Gewerkschafter mit dem Versprechen, auch bei den anstehenden Haushaltskürzungen nicht an der sozialen Infrastruktur zu sparen. Auch kündigte er an, das Stadtparlament werde einen Vorstoß unternehmen, um die großenteils leerstehende Erstaufnahmestelle für Flüchtlinge in Cappel mit Bedürftigen aus Südeuropa zu füllen. Notwendig sei nicht ein Freihandelsabkommen zugunsten höherer Profite von Großkonzernen, sondern Solidarität mit Menschen, die beispielsweise in Griechenland im Matsch leben und dringend Unterstützung brauchen.
In eine ähnliche Kerbe schlug auch Landrätin Kirsten Fründt, die ebenfalls auf die weiterhin bestehende Not vieler Flüchtlinge in Griechenland und der Türkei hinwies. Zudem freute sie sich über den Tarifabschluss im Öffentlichen Dienst, der auch den Beschäftigten beim Landkreis Marburg-Biedenkopf eine notwendige Grundlage für ihre tägliche Arbeit biete.
Beate Eishauer vom Sankt-Elisabeth-Verein Marburg berichtete anschließend über die arbeitsrechtlichen Sonderbedingungen in Einrichtungen der Diakonie. Tarifverhandlungen würden dort vertraulich geführt. Warnstreiks wie im Öffentlichen Dienst oder auch nur die Diskussion der Betroffenen über Tarifangebote vor einem Abschluss wären dadurch unmöglich.
Dagegen wenden sich die Beschäftigten gemeinsam mit der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di. Ihnen sei es gelungen, seit 2014 die zuvor übliche Einberufung geheimer Tarifverhandlungen zu verhindern.
Schild knüpfte bei den Vorreden an und machte den Gewerkschaftern Mut zu ihrem Einsatz für gerechte Löhne und Arbeitsbedingungen. In kämpferischem Ton wehrte er sich vehement gegen eine Aufweichung des Mindestlohns für Flüchtlinge. Eindringlich erinnerte er daran, dass keine der sozialen Erungenschaften heute ohne gesellschaftliche Kämpfe zustandegekommen wäre.
Fremdenfeindlichen Populisten warf er Schmarotzertum Vor: Sie wollten einen Wohlstand verteidigen, für den sie selber nichts getan hätten, der aber nur aufgrund von Solidarität zustandegekommen sei, die sie anderen verweigerten.
Schild erinnerte daran, dass Gewerkschafter weltweit am Einsatz für ihre Rechte gehindert werden. Gewerkschafter säßen in Gefängnissen und würden mit dem Tode bedroht. Deswegen sei internationale Solidarität unverzichtbar.
Das Freihandelsabkommen TTIP werde hingegen gewerkschaftliche und Umweltstandards einschränken. Globalisierung könne man heutzutage nicht verhindern, aber man müsse sie menschenfreundlich gestalten.
Die dreiköpfige Band "Dunja & the Chickenshakes sorgte zum Abschluss für die musikalische Untermalung mit "leider zu sehr in Vergessenheit geratenen Liedern der Gewerkschaftsbewegung". Mit Gitarre, Mandoline und Flöte intonierten sie beispielsweise Songs von Bob Dylan", "Sacco und Vanzetti" von Joan Baez und Ennio Moricone, Lieder von Hannes Wader oder von dem - durch das Pinochet-Rgime brutal ermordeten - chilenischen Dichter Victor Jara.
Franz-Josef Hanke
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