25.04.2016 (fjh)
Der Erreger der Legionärskrankheit vermehrt sich besonders gut in den Fresszellen des menschlichen Immunsystems, wenn er Transportbläschen als Vorhut eingesetzt hat, die krankmachende Stoffe enthalten. Das haben Marburger Wissenschaftler um Prof. Dr. Bernd Schmeck herausgefunden. Das Team des Forschungsverbunds "Universites of Giessen and Marburg Lung Center" (UGMLC) veröffentlicht seine Ergebnisse in der aktuellen Ausgabe des Fachblatts "PLoS Pathogens".
Eine Infektion mit Legionellen-Bakterien kann eine lebensbedrohliche Lungenentzündung hervorrufen. Die stäbchenförmigen Erreger tricksen die körpereigene Abwehr aus, indem sie sich in den Makrophagen verstecken. Das sind Zellen des Immunsystems.
"Wir haben erstmals untersucht, wie sich eine Vorbehandlung mit Transportbläschen auf eine anschließende Legionellen-Infektion auswirkt", erklärte Mitverfasser Schmeck. Er hat die zugrunde liegende Forschungsarbeit geleitet.
Legionellen und andere Bakterien schnüren Bläschen aus ihrer Zellhülle ab. Dise sogenannten "Vesikel" enthalten krankmachende Substanzen, zum Beispiel Enzyme, aber auch Lipopolysaccharide aus der äußeren Hüllmembran der Bakterien. Mit Vesikeln können die Erreger auch entfernte Ziele infizieren.
Schmecks Team behandelte Zellen von Mensch und Maus mit Legionellen-Vesikeln. Das Ergebnis
Zunächst ruft die Behandlung als Immunreaktion eine Freisetzung von Entzündungsstoffen hervor. Dabei handelt es sich um sogenannte "Zytokine".
Wenn aber die Infektion mit Vesikeln anhält, so führt sie zu einer stärkeren Vermehrung von Legionellen in den betroffenen Makrophagen. Die Wirtszellen weisen eine erhöhte Anzahl von Hohlräumen auf, in denen sich Bakterien befinden, während die Zytokinproduktion abnimmt. "Die Bakterienlast liegt um das Doppelte höher als ohne Vorbehandlung", erläuterte die Erstautorin Anna Lena Jung.
Die Vesikel bewirken also, dass Fresszellen des Immunsystems sich zu einer Brutstätte für Legionellen wandeln, ohne sich effizient gegen die Krankheitserreger wehren zu können. "Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Vesikel die Ausbreitung von Legionellen im Wirtsgewebe fördern", resümierte Schmeck.
Schmeck leitet das Institut für Lungenforschung an der
Philipps-Universität. Er ist Mitglied im Deutschen Zentrum für Lungenforschung. Die Arbeit an der aktuellen Veröffentlichung wurde durch den transregionalen Sonderforschungsbereich TR84 der
Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
pm: Philipps-Universität Marburg
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