29.02.2016 (jhn)
Eine farbige künstlerische Gestaltung erhält der Zaun um die Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge in Cappel. Zusammen mit dem Künstler Richard Stumm stellte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies das Projekt am Donnerstag (25. Februar) bei einem Ortstermin vor.
Freundlich gestaltet werden soll der 2,50 Meter hohe Zaun um das Camp, der neu errichtet wurde. "Ein Standardzaun sieht schließlich nicht freundlich aus", betonte Spies. Dass an den vom
Land Hessen betriebenen Einrichtungen Zäune zum Schutz der Bewohner stehen müssen, sei sicher richtig. Wenn auch nicht in Marburg, so zeigten doch die vielen ausländerfeindlichen Angriffe in Deutschland leider, dass sie notwendig sind.
Trotzdem sollten die Flüchtlinge nicht wie hinter einer Mauer leben. Das Kunstprojekt, das nicht geschlossen ist, sondern Blicke zulasse, diene vielmehr dazu, dass das Camp als freundlicher Ort wahrgenommen werde. Das gelte
von beiden Seiten aus, erklärte Spies.
Wie Stumm berichtete, habe er für die 190 Meter die Grundfarben des Marburger Wappens rot, blau und gelb verwendet. Auf dem Zaun werden die englischen Worte "peace" und "hope" stehen. "Frieden ist das, was sie suchen; Hoffnung ist ihre Perspektive", unterstrich Stumm.
Der Zaun solle nicht nur für Vorbeigehende oder Vorbeifahrende ein schöner Anblick sein, betonte Stumm. Der Zaun werde genauso nach innen gestaltet, um ihn für die Bewohner der Einrichtung aufzuwerten.
Bewusst würden Freiflächen vorgehalten, auf denen beispielsweise der Schimmelreiter aus dem Wappen gestaltet werden kann. Laut Auskunft von Jürgen Rausch vom Fachbereich Planen, Bauen, Umwelt der
Universitätsstadt Marburg wird das Kunstwerk bis Ostern fertig.
Er könne sich auch vorstellen, dass die Bewohner des Camps unter Anleitung selbst aktiv werden und beispielsweise Ornamente aus ihrer Heimat auftragen. Diese Bereiche würden voraussichtlich im Frühjahr, wenn es wärmer ist, mit Aufklebern gestaltet. So werde es möglich, dass der Zaun im Laufe der Zeit auch Wandlungen erhalte.
Über die Anlaufstelle in Gisselberg wisse er, dass seitens der Flüchtlinge ein großes Interesse besteht, mitzumachen, berichtete Stumm. "Denn bei Sprachschwierigkeiten ist der Ausdruck durch Kunst natürlich eine wunderbare Möglichkeit." Auch Studierende, die Kontakt zu Flüchtlingen aus dem arabischen Raum haben, hätten Interesse an der Mitarbeit signalisiert, berichtete Stumm.
Oberbürgermeister Spies verwies darauf, dass das Land Hessen als Betreiber der Einrichtung auch die Kosten übernehme. Drei Prozent der Bausumme des gesamten Camps stehen für Kunst am Bau zur Verfügung.
Spies findet es richtig, dass der Künstler sein Honorar bekommt. Von Stumm sei es eine sehr schöne Geste, dass er seinerseits das Geld an den Verein "Vielfalt Marburg" spende, der sich in der Flüchtlingsarbeit ehrenamtlich engagiert.
pm: Stadt Marburg
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