17.02.2016 (fjh)
Die Lebenshilfe hat am Dienstag (16. Februar) Abschied genommen von ihrem Gründervater Dr. Tom Mutters. Im hohen Alter von 99 Jahren war er am Dienstag (2. Februar) in Marburg-Wehrshausen gestorben.
"Tom Mutters hat dafür gesorgt, dass Menschen mit Behinderung für die Gesellschaft etwas darstellen", und er hat auch mich verändert", sagte Achim Wegmer vor 130 Trauergästen. "Ich arbeite, ich traue mir etwas zu, ich halte Reden."
Der 58-jährige Trauergast aus Mühlacker in Baden-Württemberg ist behindert. Seit 2000 gehört er dem Bundesvorstand der Lebenshilfe an.
Er war der erste Vertreter mit Behinderung in diesem höchsten Gremium der Lebenshilfe. Heute sind dort insgesamt drei Behinderte.
Auch die Spitze der Bundesregierung sprach ihre Anteilnahme aus und würdigte die Lebensleistung des gebürtigen Niederländers. "Sein Engagement hat viel dazu beigetragen, die gesellschaftliche und politische Debatte für die Belange von Menschen mit Behinderung voranzubringen", heißt es in einem Kondolenzschreiben von Bundeskanzlerin Angela Merkel.
Vizekanzler Sigmar Gabriel schrieb: "Unermüdlich trat er dafür ein, diese Menschen als wertvollen Teil der Gesellschaft anzuerkennen und ihnen die entsprechende Unterstützung zukommen zu lassen."Deutschland habe Mutters viel zu verdanken.
„Tom Mutters war für uns ein echter Held; und er wird es immer bleiben", sagte die Lebenshilfe Bundesvorsitzende Ulla Schmidt. "Nach dem furchtbaren Krieg, in dem etwa 300.000 kranke und behinderte Menschen als lebensunwert von den Nazis verfolgt und ermordet wurden, war es Tom Mutters, der die Familien dazu brachte, ihre geistig behinderten Kinder nicht mehr zu verstecken."
Zusammen mit Eltern und Fachleuten gründete Mutters 1958 in Marburg die Bundesvereinigung Lebenshilfe, deren Geschäftsführer er 30 Jahre lang war. Die Lebenshilfe hat sich in der Folgezeit zur bundesweit größten Selbsthilfeorganisation für geistig behinderte Menschen und ihre Angehörigen entwickelt mit rund 130.000 Mitgliedern, 512 örtlichen Vereinigungen und 16 Landesverbänden. Das Angebot der Hilfen umfasst Frühförderung, Familienentlastende Dienste, Kindergärten und Schulen für Kinder mit und ohne Behinderung, Freizeitangebote, Werkstätten und inklusive Arbeitsplätze sowie Wohnformen mit mehr oder weniger intensiver Betreuung bis ins Alter.
Auf der bewegenden Trauerfeier in der Friedhofskapelle am Rotenberg stellte Schmidt noch einmal Mutters" frühe Vision einer inklusiven Gesellschaft heraus: "Tom Mutters war von Anfang an Vorbereiter und Mitgestalter dessen, was wir heute umfassende Teilhabe für Menschen mit Behinderung – Inklusion – nennen und was in der BRK als Menschenrecht verankert wurde. So wünsche ich mir bei manchen zaghaften Diskussionen, die wir heute über das Thema Inklusion, inklusive Schule führen, mehr von dem Engagement, dem Pioniergeist und Gestaltungswillen eines Tom Mutters und auch der Gründungsväter und Gründungsmütter. Denn sie haben aus dem Nichts angefangen, und das, was wir heute sehen, ist der unglaubliche Erfolg. Er hat an die Menschen geglaubt. Er hat ihnen etwas zugetraut."
pm: Bundesvereinigung Lebenshilfe
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