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Ohne Grenzen


Vaupel zog Resümee zu Engagement für Flüchtlinge

30.11.2015 (fjh)
Einen umfassenden Überblick über alle Bereiche zum Thema Flüchtlinge und die künftigen Aktivitäten in der Universitätsstadt Marburg hat Oberbürgermeister Egon Vaupel zum Abschluss seiner Amtszeit gegeben. "Es ist mir ein großes Anliegen, in meiner letzten Woche im Amt ein kleines Resümee dessen zu ziehen, was geschehen ist, aber vor allem, was zugunsten der ankommenden Neubürgerinnen und Neubürger noch alles unternommen wird", hob das scheidende Stadtoberhaupt hervor.
Neben den Menschen, die bereits länger mit Duldungsstatus in Marburg leben, seien derzeit 115 unbegleitete minderjährige Ausländer in der Universitätsstadt. In der Erstaufnahmeeinrichtung in Cappel seien etwa 620 Menschen untergebracht. Zudem wohnten in der Stadt 381 Asylbewerber.
100 davon leben in Wohnungen, die sie selbst gemietet haben. Der Rest ist in von der Stadt angemieteten Unterkünften untergebracht. Die Mitarbeiter des Fachbereichs Arbeit, Soziales und Wohnen leisteten in dem Bereich hervorragende Arbeit.
Oberbürgermeister Vaupel dankte den Marburgerinnen und Marburgern für ihr herausragendes Engagement für die Flüchtlinge. Etwa 500 Menschen seien ehrenamtlich im Einsatz. "Wie die Bürger mit den Flüchtlingen umgehen, sich für sie einsetzen, das ist für mich die größte Freude", sagte Vaupel.
Dank sprach Vaupel auch dafür aus, dass viele Wohnraum zur Verfügung stellten, der zum Teil länger nicht vermietet war. So sei die Stadt in der glücklichen Lage, noch etwa 200 Wohnungen als Vorhalt für den Bedarfsfall zur Verfügung zu haben.
Das Stadtoberhaupt verwies noch einmal darauf, dass das Zelt-Camp in Cappel ursprünglich nur bis Oktober angedacht war. Als klar wurde, dass es längerfristige Lösungen geben muss, habe die Stadt sofort Planungen für feste Unterkünfte aufgenommen.
Von den sechs Holzhäusern seien bereits vier fertig errichtet. Ein fünftes stehe in der ersten Dezember-Woche. Das letzte werde vor Weihnachten fertig sein, versprach Vaupel.
eines sei bereits bezugsfertig. Ein zweites werde in der kommenden Woche nutzbar, und bei zweien werde am Innenausbau gearbeitet. Auch in sie könnten noch im Dezember Flüchtlinge einziehen.
"Ich bin froh über die Unterstützung durch regionale Unternehmen", sagte Vaupel. Nur auf diesem Wege habe alles so schnell gehen können.
Das bestätigte Baudirektor Jürgen Rausch vom Fachbereich Planen, Bauen, Umwelt. Das Ganze sei eine logistische Herausforderung, zumal die Menschen während der Bauphase auf dem Gelände leben. Strom-, Gas-, Wasser- und Abwasseranschlüsse hätten hergestellt werden müssen.
Jedes der Häuser verfügt über zwei Etagen mit jeweils elf Zimmern von 26 Quadratmetern, in denen bis zu acht Menschen leben könnten. In ihnen gebe es sanitäre Anlagen getrennt für Männer und Frauen und eine Teeküche. Auch Waschmaschinen seien vorhanden.
Insgesamt könnten bis zu 864 Flüchtlinge in den Häusern leben. Wenn allerdings beispielsweise eine fünfköpfige Familie in einem Zimmer sei, könne niemand mehr zusätzlich dort leben.
Der Oberbürgermeister hob hervor, dass das Camp so wenig wie möglich Lagercharakter haben soll. Vielmehr gehe es darum, ein Quartier zu schaffen, in dem die Flüchtlinge sich so wohlfühlten wie möglich.
Wie Rausch erläuterte, werde es eine Art Höfecharakter werden mit ausreichend Freiflächen zum Verweilen und für spielende Kinder. Zunächst werde die Essensausgabe noch in einem Zelt erfolgen.
Mittelfristig werden laut Auskunft des Baudirektors noch ein Gebäude dafür, ein Aufenthaltsgebäude und ein Haus für die Verwaltung hinzukommen. Ebenfalls neu sei eine Zufahrtsstraße vom Industriegebiet aus, die auch von Lieferverkehr genutzt werden kann.
Freundlich gestaltet werden soll auch der 2,50 Meter hohe Zaun um das Quartier, der derzeit neu errichtet wird. Der Künstler Richard Stumm hat auf Vaupels Wunsch ein Kunstprojekt entworfen, das im Frühjahr 2016 umgesetzt wird.
Wie Stumm berichtete, habe er für die 200 Meter die Grundfarben des Marburger Wappens rot, blau und weiß verwandt. Auf dem Zaun werden die englischen Worte "peace" und "hope" stehen. "Frieden ist das, was sie suchen, Hoffnung ist ihre Perspektive", unterstrich Stumm den Sinn dieser Beschriftung.
Der Zaun solle jedoch nicht nur für Vorbeigehende oder –fahrende ein schöner Anblick sein. Der Zaun werde genauso nach innen gestaltet, um ihn für die Bewohner der Einrichtung aufzuwerten.
Bewusst würden Freiflächen vorgehalten, auf denen beispielsweise der Schimmelreiter aus dem Wappen gestaltet werden kann. Stumm kann sich aber auch vorstellen, dass die Bewohner des Camps unter Anleitung selbst aktiv werden und beispielsweise Ornamente aus ihrer Heimat auftragen.
Vaupel freute sich darüber hinaus, dass es der Stadt gelungen ist, das ehemalige EAAM-Gelände in Gisselberg zu kaufen. Dort ist seit Kurzem bereits die Kleiderkammer untergebracht unter verbesserten Bedingungen, unter anderem mit Anprobekabinen und einer Waschmaschine für ungewaschen angelieferte Kleidung.
Wie Vaupel berichtete, werde an der Gießener Straße bis Mitte Januar auch die Anlaufstelle für Flüchtlinge und Bürger untergebracht. Die Räumlichkeiten im Rudert stehen nicht mehr zur Verfügung.
Auch personell trage die Stadt der großen Zahl an Flüchtlingen Rechnung, erklärte Vaupel. Flüchtlingskoordinatorin Gudrun Fleck-Delnavaz habe nicht einmal mehr alle eingehenden E-Mails beantworten können. Speziell für alle Fragen und Aufgaben die Flüchtlinge betreffend sei enun ine Organisationsstruktur geschaffen worden.
In Gisselberg werde eine Geschäftsstelle eingerichtet. Sie wird von Andrea Heilmann geleitet, die eigens dafür eingestellt wurde. Unter anderem habe sie die Kommunikationsabteilung eines Pharmaunternehmens geleitet, berichtete sie.
Projektmanagement sei ihre Stärke, "und Flüchtlinge sind mir ein Herzensthema". Deshalb habe sie zuletzt auch ehrenamtlich geholfen. "Sie hat eine hohe soziale Kompetenz", lobte Vaupel die neue Mitarbeiterin.
Zum Schluss verwies der Oberbürgermeister auf eine "Orientierungshilfe für das Engagement der Kommunen im Aufbau einer Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge", die Regina Linda vom Fachbereich Öffentliche Sicherheit, Ordnung und Brandschutz der Stadt zusammen mit Johannes Maaser - für die Universitätsstadt Marburg im Projekt "Einsicht" aktiv - und Kerstin Guffler von der Philipps-Universität erarbeitet hat.
Wie Linda berichtete, sei ja alles Neuland gewesen, als klar war, dass es in Marburg eine Einrichtung geben werde. Es sei eine große Chance gewesen, das mit wissenschaftlicher Begleitung zu reflektieren. Es habe viele Anfragen gegeben, wie die Stadt Marburg damit umgeht, berichtete Linda, so aus Kommunen der Region, die ebenfalls bald Camps einrichten sollen, aber auch von weiter entfernten Kommunen.
Laut Maaser soll die Orientierungshilfe Verwaltungen aufzeigen, was auf sie zukommt und wie sie damit umgehen können. Das Schriftstück ist bundesweit an die kommunalen Verbände verschickt worden und hat laut Vaupel bereits viel Lob bekommen.
Trotzdem sei es nie fertig, erklärte Maaser. Man sei für jede Rückmeldung mit Vorschlägen zur Verbesserung dankbar.
pm: Stadt Marburg
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