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Schlaflos durch die Nacht


Beschallung bei "Marburg b(u)y Night" belästigte Bürger

28.11.2015 (fjh)
Verärgert sind Anwohner der Gutenbergstraße über die Beschallung bei der "Marburg B(u)y Night". Im Halbstundentakt dröhnte das immer gleiche Musikstück am Freitag (27. November) bis in die Nacht hinein durch das nördliche Südviertel. Bereits bei der Eröffnung um 17.30 Uhr konnte man auf hundert Meter Entfernung jedes Wort des Oberbürgermeisters Egon Vaupel verstehen.
Die Beleuchtung besonderer Bauwerke in bunten Farben ist sicherlich eine schöne Idee. Die Belästigung der Anwohner mit lautstarker Musik war aber eindeutig zuviel. Kommerz darf keinen Vorrang haben vor Gesundheit und Nachtruhe der Bürger.
Ohnehin werden Marburgs Geschäftsleute anscheinend immer dreister bei der Inanspruchnahme der Stadt für ihre Gewinninteressen. Begonnen hat es mit dem "Frühlingsfest" im April, zu dem die Universitätsstadt Marburg einen Verkaufsoffenen Sonntag eingeführt hat. Im Gegensatz zum traditionellen "Elisabethmarkt" Mitte Oktober und dem Stadtfest Drei Tage Marburg (3TM) Mitte Juli dient diese Veranstaltung aber weder der Pflege von Kultur oder Tradition, noch anderen gemeinnützigen Zwecken außer zusätzlichem Kommerz.
Mehr und mehr macht sich die Stadt gemein mit den Interessen der Geschäftemacher: Regelmäßig verkündet die städtische Pressestelle großherzige Spenden von Marburger Firmen für Flüchtlinge. Überschwenglich freute sich der Oberbürgermeister in einer sehr ausführlichen Pressemitteilung der Stadt über die Ansiedlung eines skandinavischen Möbelhauses im Afföller.
Heftige Diskussionen hatte Anfang 2014 die Millionenspende des Multimilliardärs Dr. Reinfried Pohl an die Stadt ausgelöst. Wurde sie ursprünglich in einen engen Zusammenhang zum geplanten Bau eines Schrägaufzugs zum Schloss gebracht, so haben die Söhne des mittlerweile verstorbenen Spenders sich inzwischen für eine Festlegung ihrer Zweckbestimmung für soziale Projekte ausgesprochen.
"Wes Brot ich ess, des Lied ich sing", stellt der Volksmund fest. Immer wieder gewinnt man in Marburg den Eindruck, die Politik mache sich ohne Not zum willigen Erfüllungsgehilfen geldgieriger Geschäftsleute und ihrer neoliberalen Ideologie.
Werbung ist jedoch nicht Aufgabe der Stadt. Zwar lebt sie von der Gewerbesteuer und hat somit auch die Verpflichtung, Gewerbetreibenden angemessene Infrastruktur bereitzustellen; doch ist sie in erster Linie dem Wohl der Bürger verpflichtet. Deren ungestörte Nachtruhe ist eindeutig wichtiger als lärmende Musik zum Zweck der Verkaufsförderung.
Die - nahezu wie ein Mantra wiederholte - kommunale Werbung für Marburgs Geschäftsleute wirkt letztlich wie eine Art neoliberal ausgerichtete Gehirnwäsche zugunsten einer vorgeblich selbstverständlichen Verpflichtung zur Unterstützung von "heimischem" Handel und Gewerbe. Sie hinterlässt den faden Nachgeschmack, Politiker und Kommunalverwaltung hätten sich prostituiert mit den eigennützigen Gewinninteressen geldgieriger Geschäftemacher. Etwas weniger Lärm wäre indes sogar für die Kaufleute im Endeffekt wahrscheinlich mehr.
Franz-Josef Hanke
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