13.11.2015 (fjh)
Die Kleiderausgabe für das Flüchtlingscamp in Cappel ist seit Montag (2. November) auf dem EAM-Gelände in Gisselberg untergebracht. Oberbürgermeister Egon Vaupel stellte die neu eingerichtete Annahme- und Ausgabestelle für Kleiderspenden am Donnerstag (12. November) vor.
Vaupel lobte die gute Kooperation der
Universitätsstadt Marburg und des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). In dessen Räumen Im Rudert befand sich die Kleiderkammer vorher. Dort soll während des Neubaus der alten Feuerwache die Freiwillige Feuerwehr unterkommen.
Auch werden die Räume vom DRK selbst gebraucht, wie Vaupel berichtete. Auch am neuen Standort der Kleiderkammer betreiben beide Partner die Annahme und Ausgabe gemeinsam. Die hauptamtliche Koordinatorin Manuela Drubel wird künftig den geregelten Ablauf der Kleidervergabe betreuen und als Ansprechpartnerin für Ehrenamtliche zur Verfügung stehen.
"Ein Rotes Kreuz darf nicht nein sagen", machte DRK-Geschäftsführer Christian Betz klar. Seine Organisation beteilige sich mit sehr vielen Mitarbeitern bei der Unterstützung von Flüchtlingen beispielsweise auch im medizinischen Bereich im ganzen Landkreis Marburg-Biedenkopf.
"Das ist der richtige Weg", erklärte er. Deshalb stelle das DRK gerne zwei Mitarbeiterinnen.
Vaupel erinnerte daran, dass das Camp ursprünglich nur bis Ende Oktober betrieben werden sollte. "Aber die Entwicklung hat uns eines Besseren belehrt", ergänzte er. Auch glaube er nicht, dass Überlegungen der europäischen Länder etwas an der Situation ändern.
"Die Menschen werden sich nicht von Zäunen abhalten lassen", stellte Vaupel fest. Daher gelte es, langfristige Strukturen in Marburg zu schaffen. Das sei unter anderem in Gisselberg gelungen.
Derzeit sei die Stadt noch Nutzer des Geländes. Vorbehaltlich der Zustimmung der Stadtverordnetenversammlung werde sie es aber zum 1. Januar 2016 erwerben.
"Es ist eine der edelsten Aufgaben, denen, die zur Ruhe kommen wollen, zu helfen", hob Vaupel hervor. Sicherlich gebe es auch hierzulande Menschen, denen es nicht gut gehe; aber er könne sich kaum wirklich vorstellen, was viele Flüchtlinge durchgemacht haben. Weil jetzt feststeht, dass die Erstaufnahmeeinrichtung in Cappel vorerst bestehen bleibt, müsse mittel- bis langfristig geplant werden.
Was nicht sein dürfe, dass wegen des Flüchtlingszustroms gesellschaftliches Leben und Entwicklung leide, machte Vaupel klar. Eine Unterbringung etwa in Turnhallen müsse vermieden werden, denn sie würden von den Bürgern gebraucht. Auch wenn es um Standorte für Stadt- oder Universitätsentwicklung gehe, dürften diese Plätze nicht angetastet werden.
Für die menschenwürdige Unterbringung werden die Zelte seit einiger Zeit durch feste Holzunterkünfte ersetzt. Insgesamt sind sechs Gebäude geplant. Drei Häuser stehen bereits.
Drei weitere sollen bis Ende des Jahres gebaut sein. Vier würden auch bis Weihnachten bewohnbar sein, hofft Vaupel. Die anderen kämen spätestens bis Februar dazu.
Was eine langfristige Anlaufstelle für Flüchtlinge und Bürger betrifft, so stehe er in guten Gesprächen, berichtete Vaupel. Ebenfalls vorbehaltlich der Zustimmung der Stadtverordneten reagiere die Stadt auch personell auf die vielen Flüchtlinge.
Flüchtlingskoordinatorin Gudrun Fleck-Delnavaz sei eingestellt worden, bevor das Camp in Cappel ins Gespräch kam. Ihre Anstellung erfolgte im Hinblick auf die zugewiesenen Flüchtlinge, die in der Stadt wohnen.
Zuletzt habe sie nicht einmal mehr alle e-Mails beantworten können. Nun werde sie eine eigene Geschäftsstelle und Unterstützung erhalten.
Hauptamtliche und Ehrenamtliche seien unverzichtbar, schloss Vaupel. Ohne die Arbeit der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer würde das alles nicht funktionieren.
Die neue Kleiderkammer befindet sich im hinteren Bereich des Geländes Gießener Straße 13 in Gisselberg. Mit dem Nahverkehr ist sie gut erreichbar. Die Einfahrt zum Gelände befindet sich an der Straße "Große Wiese".
Die Kleiderausgabe für die Flüchtlinge wird in Absprache mit dem Camp organisiert. Vom und zum Camp in Cappel gibt es einen Shuttlebus.
Kleiderannahme ist montags bis freitags von 8.30 bis 16 Uhr. Die Zeiten sollen möglichst bald erweitert werden.
Die neuen Räume in Gisselberg bieten nun neue Chancen, in enger Zusammenarbeit mit den Ehrenamtlichen und der neuen Koordinatorin langfristige Strukturen aufzubauen und die bisher gesammelten Erfahrungen zur Verbesserung der Abläufe zu nutzen. Oberbürgermeister Vaupel kündigte an, das Angebot der Vergabestelle werde ab Januar 2016 nicht nur denjenigen, die in der Erstaufnahmeeinrichtung untergebracht sind, zur Verfügung stehen, sondern auch zugewiesenen Flüchtlingen und allen, die einen Stadtpass haben.
Regina Linda vom Fachbereich Öffentliche Sicherheit, Ordnung und Brandschutz hob hervor, dass die Arbeitsbedingungen für die Helfer - aber auch die allgemeine Atmosphäre - deutlich besser seien als noch in Cappel. "Es macht wahnsinnig Spaß", ergänzte Drubel und wurde dabei von den anwesenden Ehrenamtlichen unterstützt.
Am Wochenende vor der Eröffnung der neuen Ausgabe war für die engagierten Freiwilligen und Hauptamtlichen Hochbetrieb: Die Kleiderspenden im Rudert mussten sortiert, aufbereitet und nach Gisselberg transportiert werden. "Um zu wissen, was jetzt im Winter gebraucht wird, müssen wir erst einmal einen Überblick darüber haben, was überhaupt schon vorhanden ist", verdeutlichte eine Helferin die Wichtigkeit dieser Aufgabe.
Vieles ist noch auf den Paletten, muss nachsortiert und eingeräumt werden. Aus diesem Grund findet am Samstag (14. November) von 10 bis 16 Uhr eine große Sortieraktion in Gisselberg statt, zu der alle, die helfen wollen, eingeladen sind. Für Verpflegung ist gesorgt.
Derzeit besteht hauptsächlich Bedarf an Herrenschuhen, Jogginghosen, Handtüchern sowie Koffern und Reisetaschen. Geplant ist, dass deraktuelle Bedarf und alle anderen Informationen über die Internet-Seite der Stadt Marburg veröffentlicht werden.
Weitere Helfer werden auch in der Zukunft gebraucht. Wer Lust hat, bei der Kleidersortierung und -ausgabe mitzuhelfen, kann sich bei der Kleiderkammer melden. Die Koordinatorin Manuela Drubel ist unter der Telefonnummer 06421/9 71 00 25 oder per E-Mail an
kleiderkammer at marburg.de zu erreichen.
pm: Stadt Marburg
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