10.11.2015 (fjh)
165 Menschen, die in Marburg leben, wurden zwischen Oktober 2014 und Oktober 2015 eingebürgert. Rund 40 von ihnen kamen am Wochenende zum Neubürgerempfang der Universitätsstadt Marburg und wurden von Oberbürgermeister Egon Vaupel persönlich als neue Staatsbürger begrüßt.
"Schön, dass Sie alle da sind", sagte Vaupel. Damit meinte er nicht nur den Empfang an diesem Tag.
"Marburg ist eine Stadt, in der es sich gut leben lässt", stellte Vaupel fest. Das habe auch damit zu tun, dass hier Menschen aus über 140 verschiedenen Nationen wohnen. "Welche Stadt, welcher Oberbürgermeister kann von solch einem Reichtum in seiner Stadt reden", schwärmte er.
Es gebe aber nur dann eine Zukunft für die Stadt, "wenn wir die Menschen, die zu uns kommen, mit offenen Armen empfangen". Er selbst sei in einem "warmen Nest" aufgewachsen mit "tollen Eltern und Großeltern", in Freiheit und in Frieden. Viele Menschen auf der Welt könnten sich hingegen nicht vorstellen, wie es ist, dass man das sagen kann, was man denkt.
Für ihn gebe es keinen Diskussionsspielraum, erklärte Vaupel: "Menschen, deren Leib und Leben bedroht ist, müssen bei uns Unterschlupf finden." Menschen seien Kosmopoliten und schlicht Menschen, egal was in ihrem Pass stehe.
Den Menschen, in deren Pass nun "Staatsangehörigkeit: deutsch" steht, gab er mit auf den Weg: "Ich hoffe, dass Sie genauso stolz sind wie ich, zu sagen: Ich komme aus der Universitätsstadt Marburg." Nur wer sich wohlfühle, habe auch das Zutrauen, dass sein neues Leben gelinge.
Auch wenn es nicht möglich sei, sein Herz zu teilen – die Heimat sei eben manchmal auf verschiedene Orte aufgeteilt. Er selbst sei 30 Kilometer entfernt im Hinterland aufgewachsen und wenn er dort bei seinem Vater zu Besuch ist und sagt, Marburg sei seine Heimat, dann schaue der Vater ihn immer komisch an.
Dass ein neuer Ort zu einer Heimat werde, dass Integration gelingt – dafür seien Kopf und Herz nötig, und zwar von beiden Seiten, so der Oberbürgermeister. Bei allem Reichtum, bei aller Bildung gehe es immer darum, Nächstenliebe zu üben, wenn man es christlich ausdrücken wolle, Solidarität zu üben, politisch formuliert. In jedem Fall hoffe er, dass Marburg nun die Heimat der neuen deutschen Staatsbürger sei.
Seit 2006 lädt die Universitätsstadt Marburg die neu eingebürgerten Menschen zu einem Fest ins Rathaus ein. Noch nie sei an diesem Tag aber so schönes Wetter gewesen wie in diesem Jahr. "Die Sonne muss sich furchtbar darüber freuen, dass ausgerechnet Sie heute hier sind", erklärte Vaupel schmunzelnd.
Auch Mariko Engel vom Ausländerbeirat begrüßte die rund 40 Neubürger, die zum Empfang in den Historischen Saal gekommen waren. "Marburg freut sich sehr auf Sie", erklärte sie. "Jetzt wird die Stadt schöner, noch interessanter, noch bunter."
Engel selbst stammt von den Philippinen. Inzwischen sei sie "eine glückliche Marburgerin".
Sie bat die Anwesenden, den Ausländerbeirat – der eine Brücke zwischen Migranten, Vereinen, Stadtverwaltung und Politik darstelle – mit einzubeziehen. 15 Mitglieder aus 13 Ländern vertreten die Migrantinnen und Migranten in Marburg und bieten unter anderem auch eine Rechtsberatung. Engel forderte die Marburger Neubürger auch auf, ihr Recht zu wählen, wahr zu nehmen, denn das sei nicht nur ihr Recht, sondern auch ein Privileg.
Die rund 40 neuen deutschen Staatsbürger, die die Einladung zum Empfang angenommen hatten, kommen unter anderem aus Honduras, Pakistan, Bulgarien, dem Iran, der Schweiz, Frankreich und von der Elfenbeinküste. Am häufigsten vertreten war die Ukraine als Geburtsland. Der jüngste neu eingebürgerte Marburger ist drei Jahre alt, der älteste 86.
Ein Familienvater, der ursprünglich aus Syrien stammt, erklärte mit Bezug auf Vaupels Aussage, man könne sein Herz nicht teilen: "Mein Herz ist ganz in Marburg." Er lebt schon lange in Deutschland und kam nach einem zwischenzeitlichen berufsbedingten Umzug nach Wiesbaden vor sechs Jahren zurück nach Marburg.
"Marburg ist eine sehr soziale Stadt", sagte der 38-jährige Neubürger. "Wir wurden hier toll aufgenommen." Zwar hat er noch Familie in seiner syrischen Heimat, aber die Universitätsstadt an der Lahn sei sein Zuhause geworden.
pm: Stadt Marburg
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