15.10.2015 (ms)
Mobile Geräte wie Smartphones und Tablets bestimmen zunehmend das Internet. Doch auch bei geänderten Nutzungsgewohnheiten darf die Darstellung von Inhalten dort niemanden ausgrenzen. Das fordert der
Arbeitskreis Barrierefreies Internet (AKBI) zum Internationalen Tag des Weißen Stockes am Donnerstag (15. Oktober).
Der weiße Stock ist nicht nur das internationale Erkennungszeichen der Blinden; er hilft ihnen auch bei der Orientierung: Mit dem Langstock tasten sich Blinde Schritt für Schritt voran. Die Spitze des Stocks trifft immer genau dort auf den Boden auf, wo beim nächsten Schritt der Fuß hintritt.
Jedes Jahr am 15. Oktober weisen Blinde und Sehbehinderte mit dem "Tag des weißen Stockes" weltweit auf ihre besonderen Bedürfnisse und Belange hin. Dazu gehört auch die Verwendung von Texten zur Ergänzung grafischer Darstellungen sowie der Einsatz akustischer Informationen anstelle ausschließlich visueller Darstellungen.
Die beiden blinden Marburger Jens Bertrams und Franz-Josef Hanke haben den AKBI im Herbst 1998 als erste Organisation in Deutschland gegründet, die sich für den unbehinderten Zugang aller Menschen zu den Informationen im Internet einsetzt. Seither haben sich viele technische Rahmenbedingungen geändert. Geblieben und sogar noch größer geworden ist jedoch die Abhängigkeit vieler Menschen vom Internet.
Deshalb richtet der AKBI sein Augenmerk derzeit vordringlich auf die barrierefreie Darstellung von Inhalten auf Webseiten für mobile Endgeräte. Außerdem hat er einen kleinen Leitfaden für barrierefreies Twittern erstellt. Gerade für Menschen mit Hör- und Sehbeeinträchtigungen ist der Kurznachrichtendienst überaus wichtig.
Schließlich weist der AKBI aber auch auf die vielen Menschen hin, die nach wie vor nicht online sind. Gerade angesichts des mangelnden Schutzes persönlicher Daten fordert der AKBI ein Recht auf den völligen Boykott digitaler Technik.
"Technik muss den Menschen dienen", verlangte der AKBI-Vorsitzende Hanke. "Sie darf Menschen nicht unterdrücken oder einschränken. Technik darf keinen Zwang zu einem bestimmten Verhalten ausüben, auch wenn viele Menschen sich längst auf die Nutzung bestimmter Geräte eingestellt haben."
Allerdings könne gerade die Informationstechnik (IT) auch sehr segensreich wirken, ergänzte AKBI-Pressesprecher Bertrams. "Deswegen wollen wir weiterhin für barrierefreie Technologien eintreten", kündigte Bertrams an. "Als Blinder wäre ich ohne PC und Internet schließlich völlig aufgeschmissen."
Matthias Schulz/pm
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