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Kahle unterwegs


IKEK soll Entwicklung der Außenstadtteile fördern

06.10.2015 (fjh)
Mehr als 100 Bürgerinnen und Bürger aus den Außenstadtteilen sind der Einladung der Universitätsstadt Marburg ins Bürgerhaus Bauerbach gefolgt, um ihre Ideen und Projektansätze zur Dorfentwicklung der Öffentlichkeit vorzustellen. Ziel ist es, gemeinsam ein Integriertes Kommunales Entwicklungskonzept (IKEK) zu erarbeiten, von dem dann alle Stadtteile profitieren. Beim ersten IKEK-Forum sollten erste Erkenntnisse stadtteilübergreifend besprochen werden.
Bürgermeister Dr. Franz Kahle freute sich über die beeindruckende Beteiligung. "Wir müssen unsere dörflichen Strukturen weiterentwickeln, damit sie zukunftsfähig werden", betonte er. Neben der Kernstadt werde die Attraktivität Marburgs nämlich auch von den ländlichen Bereichen geprägt.
Dorfkerne gelte es zu erhalten "und nicht nur im Status quo". Planer Hartmut Kind ergänzte: "Es muss darum gehen, Lebens- und Wohnorte zu erhalten."
Die Universitätsstadt Marburg wurde mit ihren Außenstadtteilen im Oktober 2014 in das Dorfentwicklungsprogramm des Landes Hessen aufgenommen. Die Erarbeitung des IKEK bildet die Grundlage für die weitere Förderung der kommunalen Projekte in den Außenstadtteilen. Das Programm ist auf zehn Jahre ausgelegt.
Erklärtes Ziel ist es, "die Dörfer im ländlichen Raum als attraktiven und lebendigen Lebensraum zu gestalten sowie durch eine eigenständige Entwicklung die sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Potentiale vor Ort zu mobilisieren". Gefördert werden private Umbau- Sanierungs- und Neubaumaßnahmen in den Ortskernen sowie gemeinschaftliche, kommunale Projekte und Baumaßnahmen, die dem Ziel entsprechen und im IKEK verankert werden.
Bei der Erarbeitung ist die Bürgerbeteiligung von Beginn an ein zentraler Baustein. Seit Mitte 2015 haben mehr als 300 Bürgerinnen und Bürger in Bauerbach, Bortshausen, Cyriaxweimar, Dagobertshausen, Dilschhausen, Elnhausen, Ginseldorf, Gisselberg, Haddamshausen, Hermershausen, Michelbach, Moischt, Ronhausen, Schröck und Wehrshausen an den ersten Schritten des IKEK mitgearbeitet. In Workshops setzten sich jeweils mehr als 20 Menschen vor Ort mit der Dorfentwicklung auseinander, diskutierten Ideen und entwickelten Projektansätze.
Diese Anregungen wurden auf Plakaten festgehalten und jetzt in Bauerbach präsentiert. Kind betonte: "Die Plakate sind eine Zusammenfassung dessen, was Ihre Stadtteile wunderbar beschreibt." Nach Ortsbegehungen und Workshops gebe es nun bereits "eine geballte Ladung an Informationen".
Deutlich wurde bei der Präsentation, dass es über die Ortsteile hinweg viele Gemeinsamkeiten und Wünsche gibt. Aber auch Unterschiede bei bestehender Infrastruktur und Erwartungen für die Zukunft traten hervor. Während beispielsweise in Michelbach mit seinem großen Neubaugebiet der Wille zum "Zusammenwachsen" an erster Stelle steht, gibt es in anderen Stadtteilen - vor allem den kleineren - das Bedürfnis nach weiteren Bauplätzen, um junge Familien anzuziehen und so dem demografischen Wandel entgegenzuwirken.
Aber genauso spielt der Denkmalschutzin den Ortskernen eine große Rolle für die Bürger.Um dem Leerstand entgegenzuwirken, wurde der Wunsch geäußert, nicht mehr genutzte Wirtschaftsgebäude wie Scheunen zugunsten von Gartenflächen "aus dem Bestand herauszunehmen".
Freiflächengestaltung in den Orten mit Mehrgenerationenspielplätzen oder Bänken und Grün und Begegnungsmöglichkeiten im Dorf bei Förderung von Jung und Alt sind für die Bürgerinnen und Bürger Zukunftsprojekte. Praktisch von allen wurde die jeweilige funktionierende Dorfgemeinschaft als Plus gelobt und der Wille geäußert, Neubürger zu integrieren, wobei Vereinsstrukturen eine große Rolle spielen.
Entwicklungsbedarf im Einzelnen machte sich auch an bestehender Infrastruktur fest. Während sich einige Stadtteile beispielsweise mit der Anbindung an den Öffentlichen Personennahverkehr zufrieden zeigten oder ans Radwegenetz angebunden sind, wurde von anderen geäußert, dass hier erheblicher Verbesserungsbedarf bestehe, wobei Verkehrsberuhigung und Sicherheit auf den Durchfahrtsstraßen wieder fast alle einte.
Aus Cyriaxweimar, Haddamshausen und Hermershausen kamen Berichte über die bestehende gute Zusammenarbeit der Allnatal-Orte. "Wir alleine können wenig bewegen", hieß es. Kooperationen mit den Nachbarn könnten in anderen Stadtteilen durchaus noch ausgebaut werden.
Die Dorferneuerung erfolgreich durchlaufen hat Schröck. Aus dem Stadtteil kamen daher auch Berichte, dass der Ort massiv profitiert habe.
Vor allem die neue Kulturscheune neben dem Bürgerhaus ist als Treffpunkt und Veranstaltungsort ein leuchtendes Beispiel. Bürgermeister Kahle kündigte an, dass am Samstag (7. November) dort eine Fachtagung zum Thema mit mehreren Vorträgen stattfindet.
Am Ende der Veranstaltung hatten die Anwesenden die Gelegenheit, sich in Listen für die Weiterarbeit nach Themenschwerpunkten einzutragen. Überörtliche Arbeitskreise mit den Handlungsfeldern "Entwicklung, Leerstand und Baukultur", "Ehrenamtliches Engagement und Dorfgemeinschaft", "Kultur und Identität", "Öffentliche Räume und Grün" sowie "Mobilität und Versorgung" sollen ab Anfang Dezember weiter am IKEK arbeiten.
pm: Stadt Marburg
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