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Autokäufer dreist


Eine Million Schaden durch Betrug?

25.01.2008 (fjh)
Über eine Million Euro Schaden durch Wirtschaftskriminalität soll ein Mann verursacht haben, den die Kriminalpolizei am Dienstag (22. Januar) in Marburg festgenommen hat. Gegen den kroatischen Staatsbürger lag wegen Verdachts des Betruges und der Urkundenfälschung ein Haft- und Durchsuchungsbefehl vor.
Der Mann hatte unter Vorlage eines falschen Ausweises und einer falschen Verdienstbescheinigung zwei Autos im Gesamtwert von 24.000 Euro erstanden und war dann den Verbindlichkeiten nicht nachgekommen. Wie in einem Wirtschaftskrimi führten die Ermittlungen so nach und nach zu neuen Erkenntnissen, die den gesamten Umfang der Tätigkeiten des Festgenommenen und den dabei entstandenen gesamtwirtschaftlichen Schaden zumindest erahnen lassen.
Nach seiner richterlichen Vorführung befindet sich der Mann seit Mittwoch (23. Januar) in der Justizvollzugsanstalt. Die Vorwürfe gegen ihn erstrecken sich neben dem Betrug und der Urkundenfälschung mittlerweile auch auf Unterschlagung, Bankrott, Konkursverschleppung, Vorenthaltung von Sozialversicherungsbeiträgen und auf Verstöße gegen die Abgabenordnung.
Die Ermittlungen der Kripo Marburg setzten zunächst am 22 August 2007 an. Zu diesem Zeitpunkt reiste der Festgenommene unter falschem Namen und mit einem gefälschten dänischen Ausweis nach Deutschland ein. Noch am gleichen Tag meldete er sich ordnungsgemäß beim Einwohner-Meldeamt der Stadt Marburg an.
Einen Tag später ließ er sich als Gewerbetreibender mit Schwerpunkt Im- und Export von Baumaterialien und Werkzeugen erfassen. Seine Vorbereitungen setzte der Mann durch die Eröffnung eines Bankkontos wiederum einen Tag später fort. Jedes mal benutzte er dabei den falschen Pass und den falschen Namen.
In Möckmühl am 28. und in Heilbronn am 29. November 2007 legte er in Autohäusern neben eben diesem falschen Pass auch eine gefälschte Verdienstbescheinigung vor, um ein Auto zu finanzieren. Die Finanzierung in Heilbronn klappte. Eine Zahlung leistete der Mann jedoch nie. Dadurch entstand der Bank ein Schaden von 10.000 Euro.
Als der Mann den Tags zuvor erworbenen Wagen holte und die vereinbarte Anzahlung weder leistete noch - wie versprochen - überwies, informierte der Verkäufer die Bank. Die stoppte die Auszahlung des zugesagten Kredits von 14.000 Euro und ließ - misstrauisch geworden - die kopierten Papiere bei der Polizei überprüfen. Dabei stellte sich schnell heraus, dass sowohl der dänische Pass als auch die Verdienstbescheinigung falsch waren.
Im Januar gelang der Kripo nun die Festnahme des Mannes in Marburg. Die ersten Maßnahmen zur Identitätsfeststellung führten zu den wohl einzig echten Papieren, die ihn als 52-jährigen kroatischen Staatsbürger ausweisen.
Die Durchsuchung seines Domizils in Marburg führte zur Sicherstellung von umfangreichen Geschäftsunterlagen. Die erste Sichtung deutet auf die Arbeit als Vermittler von geringfügig Beschäftigten an Bauvorhaben im gesamten Bundessgebiet hin. Angaben zu Zahlungseingängen belaufen sich auf einen fünfstelligen Betrag.
Beim Haftrichter erklärte der Mann wenig glaubhaft, dass er die Papiere in Wien von einem Landsmann erhalten habe. Da er sich danach tatsächlich als Däne fühlte, habe er diesen Pass auch eingesetzt. Die beiden in Möckmühl und Heilbronn erhaltenen Fahrzeuge befänden sich mittlerweile im Ausland.
Nach nun vorliegenden Kenntnissen trat der Mann bislang mit 10 bekannten Alias- Personalien auf. Er fungierte im Bundesgebiet als Geschäftsführer diverser Baufirmen. Im Namen solcher Firmen leaste der Mann weitere Autos, die er nach Insolvenz-Anmeldungen und Raten-Säumnissen ins Ausland schaffte.
Großes Interesse an dem Festgenommenen meldete eine bayrische Steuerfahndung. Sie ermittelt bereits seit Jahren gegen ihn und schätzt den - nur ihr schon bekannten - Schaden auf über eine Million Euro.
Der Festgenommene scheute sich in seiner dreisten Art nicht mal davor, öffentliche Fördermittel zu erlangen. Vor zwei Jahren in Gera hatte er wohl Erfolg und erhielt Zahlungen für die Einstellung einer Bürokraft. In Marburg blieb das gleiche Ansinnen wegen fehlender und nicht nachgelieferter Unterlagen erfolglos.
Die Ermittlungen gegen den Mann dauern an. Ihn erwartet nach bisherigen Erfahrungen eine mehrjährige Haftstrafe.
Franz-Josef Hanke
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