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DSH-Prüfung an Uni Marburg unnötig hohe Hürde

22.09.2015 (fjh)
Die Deutsch-Sprachprüfung für Hochschulen (DSH) erweist sich in Marburg als diskriminierende Hürde für ausländische Studieninteressierte. Von 205 Teilnehmenden haben am Dienstag (15. September) am Studienkolleg Mittelhessen nur 37 mit dem - zur Studienaufnahme meist notwendigen - Ergebnis DSH2 oder DSH3 bestanden. Die Ergebnisse der Sprachprüfung hat das Studienkolleg am Dienstag (22. September) veröffentlicht.
Nur Ausländer benötigen die DAF-Prüfung - meist in den Stufen 2 oder 3 - zur Aufnahme eines Hochschulstudiums in Deutschland. Deutsche müssen diese Sprachprüfung hingegen nicht ablegen, um studieren zu können.
Gerade in Marburg ist die DSH-Prüfung besonders schwer. Testaufgaben im Internet waren teilweise so unklar formuliert und anspruchsvoll, dass mehrere Muttersprachler sie auf Anhieb nicht richtig lösen konnten.
Andere deutsche Universitäten und Fachhochschulen stellen realistischere Aufgaben. Das Studienkolleg Mittelhessen an der Philipps-Universität hingegen scheint Wert auf ein besonders hohes Sprachniveau zu legen, das die übergroße Mehrheit der Prüflinge auch in den vorangegangenen Jahren nicht erreichte.
An Schulen gibt es eine festgelegte Obergrenze, wie viele Arbeiten höchstens durchfallen dürfen. Diese Quote ist sehr sinnvoll, gilt an der Uni leider aber nicht. Dabei sind gerade bei ihren Prüfungen viele Teilnehmende existenziell auf ein gutes Ergebnis angewiesen.
Die DSH-Prüfung ist gerade für ausländische Stipendiaten wichtig, weil von ihr oft der Aufenthaltsstatus in Deutschland abhängt. Ihnen verlangt die Uni Marburg im Endeffekt für DSH 2 oder 3 mehr ab als Einheimischen.
Deutsche Studieninteressierte benötigen nämlich für die Zulassung zu einem Hochschulstudium lediglich die Allgemeine Hochschulreife. Dabei reicht ein Abitur mit der Note 4 in Deutsch absolut aus.
An diesem Niveau müsste sich die Sprachprüfung ausrichten, wenn sie nicht diskriminierend wirken wollte. Legt sie jedoch - wie in Marburg - eine wesentlich höhere Messlatte an, dann benachteiligt sie ausländische Studieninteressierte gegenüber Deutschen. Im Endeffekt wirkt das letztlich rassistisch, wenngleich die Verantwortlichen sicherlich andere Gründe für ihr hohes Prüfungsniveau ins Feld führen werden.
Weigern sich die Prüfer jedoch, ihr Niveau abzusenken und auf ein - auch für Nicht-Muttersprachler in wenigen Monaten Deutschunterricht erreichbares - Maß zurechtzustutzen, dann kann man sich des Eindrucks rassistischer Grundhaltungen nicht so leicht erwehren. Wahrscheinlicher Grund für die zu schwere Prüfung ist jedoch die bei vielen Wissenschaftlern verbreitete Betriebsblindheit, die vielen Fachleuten den realistischen Blick auf die Bedingungen außerhalb der eigenen "Wirklichkeit" erschwert.
Wünschenswert wäre, wenn die Willkommenskultur auch an der Philipps-Universität eine unnötige Diskriminierung Fremder verhinderte. Deswegen sollte die Uni die Prüfung noch einmal überprüfen und sich dabei die DSH-Aufgaben anderer Hochschulen zum Vorbild nehmen.
Franz-Josef Hanke
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