15.09.2015 (fjh)
250 Freikarten für das hochkarätig besetzte Benefizspiel "Legenden für Dietmar Roth" hat Kreisfußballwart Peter Schmidt am Freitag (11. September) Flüchtlingen und Ehrenamtlichen zur Verfügung gestellt. Der Andrang war gewaltig.
"Das ist ein tolles Angebot; und ich freue mich, dass es so rege genutzt wird", betonte Oberbürgermeister Egon Vaupel bei der Übergabe der Tickets vor dem Cappeler Camp. Schnell waren die Karten für das Spiel eines 90er-Bundesliga-Allstar-Teams gegen eine 90er-Auswahl von Eintracht Frankfurt vergeben, denn offenkundig gibt es auch unter den Flüchtlingen des Camps viele Fußballfans.
Die Fußballbegegnung, bei der Prominente wie Rudi Völler, Thomas Helmer, David Odonkor, Oliver Neuville, oder Mario Basler am Sonntag (13. September) ins Georg-Gaßmann-Stadion kamen, war ein tolles Erlebnis für die Flüchtlinge und die ehrenamtlichen Betreuerinnen und Betreuer. Sport verbindet; und so wurde der Besuch des Spiels zum weiteren Signal dafür, dass Flüchtlinge in der
Universitätsstadt Marburg mitten im Leben willkommen sind.
Mehr als 4.000 Fußballbegeisterte waren am Sonntag trotz Regens ins Georg-Gaßmann-Stadion zum großen Benefizspiel zugunsten des ehemaligen Eintracht-Frankfurt-Profis Dietmar Roth gekommen, der seit einem - vor gut zwei Jahren erlittenen - Schlaganfall halbseitig gelähmt ist. "Ein großes Klassentreffen" sei es gewesen, bestätigten viele dem Moderator Henni Nachtsheim vom Comedy-Duo "Badesalz".
Im "Spiel der Legenden" trat eine Auswahl ehemaliger Spieler der Eintracht Frankfurt gegen ein Bundesliga Allstar-Team an, in dessen Reihen eine ganze Reihe von Weltmeistern von 1990 standen. Darunter waren Guido Buchwald, Thomas "Icke" Häßler, Thomas Helmer und Pierre Littbarski. Unterstützt wurden die Ex-Profis von "Bachelor" Paul Jahnke, der sogar ein Tor erzielte.
Auch auf Frankfurter Seite spielte mit Andreas Möller ein Weltmeister, der unter großem Applaus - begleitet von Kindern - die Mannschaften an der Spitze aufs Feld führte. Zahlreiche weitere ehemalige Nationalspieler waren dabei. Vor allem bei den Fans der Eintracht sorgten Legenden wie Manfred Binz, Oka Nikolov, Jay-Jay Okocha, bekannt für das vielleicht schönste Tor der Bundesliga-Geschichte, oder Maurizio Gaudino für Begeisterung.
Ebenfalls für die Eintracht lief eine Halbzeit lang Volker Münn auf. Heute ist er Mitarbeiter des Fachdiensts Sport der Universitätsstadt Marburg. Er konnte gewissermaßen in seinem "Wohnzimmer“"spielen, schaut er doch von seinem Arbeitsplatz aus auf das Spielfeld.
Auf der Trainerbank saßen zudem für Eintracht Frankfurt Trainerlegende Dragoslav "Stepi" Stepanovic und für das Bundesliga-Team Weltmeister Rudi Völler. Er ist heute Sportdirektor bei Bayer Leverkusen.
Der Torschützenkönig und "Fußballgott" Alexander Meier hatte tags zuvor in der Bundesliga noch drei Tore der Eintracht gegen Köln geschossen. Er ließ es sich nehmen, zusammen mit Roth den Anstoß auszuführen.
Roth war sichtlich gerührt angesichts des großen Engagements seiner ehemaligen Kollegen und der Anteilnahme der Marburger an seinem Schicksal. Er ließ seinen Tränen freien Lauf. Das war ein höchst emotionaler Moment.
Pünktlich zum Anpfiff hatte auch der Wettergott ein Einsehen. Der Regen hörte auf; und ab und zu ließ sich sogar die Sonne ein wenig sehen.
Beim Spiel selbst stand dann mehr der Spaß am Fußball im Vordergrund als Taktik nach hinten. Stepanovic hatte es vor dem Anpfiff auf den Punkt gebracht, dass das Event doch eher eine Gala als ernstes Ergebnis-Spiel sein sollte.
Auf die Frage von Nachtsheim, wie offensiv er spielen lassen wolle, fragte er seinen Trainer-Kollegen Völler: "hast du eine Abwehr? Bei uns spielen alle offensiv."
Folgerichtig sahen die Zuschauer insgesamt 16 Tore. Letztlich trennten sich die Mannschaften - wie bei solchen Anlässen meist - schiedlich friedlich unentschieden. 8:8 Tore lautete das Endergebnis.
Technik stand im Vordergrund, weniger Härte und Kampf. Die Stars zeigten, dass sie nichts verlernt haben und ärgerten sich wie in alten Zeiten über jeden Fehler.
Uwe Müller eröffnete nach zehn Minuten den Torreigen. Jay-Jay Okocha legte mit einem Traumtor mit der Hacke zum 2:0 nach. Nach dem 3:0 durch Ralf Weber ging es Schlag auf Schlag.
Mit vier Toren war David Odonkor für die Bundesliga-Mannschaft erfolgreichster Torschütze. Zweimal Thomas Häßler und Stefan "Paule" Beinlich trafen neben Jahnke.
Auf Eintracht-Seite erzielte Okocha noch zwei weitere Treffer. Maurizio Gaudino, Ralf Weber, Patrick Glöckner und noch einmal Müller machten das Torspektakel perfekt.
Es hätten noch viel mehr Treffer fallen können, aber auch die Torhüter zeigten, dass sie Klasse behalten haben. Und vor allem Frank Mill vergab auf Bundesliga-Seite zahlreiche Chancen.
Keiner der Zuschauer - darunter 250 Flüchtlinge aus der Erstaufnahmeunterkunft in Cappel sowie die Weltmeister von 1974 Bernd Hölzenbein und Ringer Alexander Leipold - wird sein Kommen bereut haben. Es war neben dem guten Zweck das, was es sein sollte: ein großes Fußballfest. Nach dem Spiel nahmen sich die Stars dann auch noch viel Zeit für Autogramme oder Selfies mit den Marburgern.
pm: Stadt Marburg
Text 10849 groß anzeigenwww.marburgnews.de