01.09.2015 (fjh)
Für die Entwicklung und den Einsatz des Software-Herzsimulators "SimHeart" hat die Gesellschaft für Pädagogik, Information und Medien (GPI) dem Institut für Physiologie am Fachbereich Medizin der
Philipps-Universität das "Comenius-EduMedia-Siegel" verliehen. PD Dr. Hans A. Braun von der Arbeitsgruppe Neurodynamik der Philipps-Universität und sein Wissenschaftlicher Mitarbeiter Aubin Tchaptchet haben den Preis in Berlin entgegengenommen. Ausgezeichnet wurden dort neben dem Marburger Beitrag weitere Projekte verschiedener Bildungseinrichtungen.
Entwickelt wurde "SimHeart" in der AG Neurodynamik. Beteiligt an der Entwicklung und Umsetzung der multimedialen Elemente von "SimHeart" waren die Produktionsfirmen "educay" und "EnterTrain".
Die GPI ist eine wissenschaftliche Fachgesellschaft für Multimedia, Mediendidaktik undBildungstechnologie. Ihr gehören Medienexperten zahlreicher Länder an.
Mit dem Comenius-Preis zeichnet die GPI pädagogisch und didaktisch besonders wertvolle Bildungsmedien aus, die sich multimedialer Ansätze bedienen. Die Projekte wählt eine international besetzte Fachjury aus zehn europäischen Ländern aus.
"Wir freuen uns sehr über die Auszeichnung", sagte Braun. "Der Preis ist auch eine Anerkennung für diese digitale Form von Physiologie, mit der Studierende der Medizin, Biologie oder Pharmazie realitätsnah am Herzen experimentieren können."
Mit "SimHeart" lernen nicht nur Studierende in Marburg die Funktionsweise und Reaktionen des Herzen auf verschiedene Reize kennen. Inzwischen arbeiten über 50 Universitäten im In- und Ausland mit dem an der Philipps-Universität entwickelten Programm.
Wie reagiert das Herz auf die wichtigsten körpereigenen Kontrollsubstanzen wie Adrenalin? Wie lässt sich die Herzkraft und Herzfrequenz durch pharmakologisch wirksame Substanzen wie ß-Blocker beeinflussen? Welche möglichen Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Substanzen sind zu beachten?
"Diese und weitere Fragen können Studierende mit SimHeart untersuchen", erklärte Braun. "Dabei ist dieses virtuelle Labor mehr als nur Ersatz für die Arbeit am echten Organ. Es bietet zum Teil erhebliche didaktische Vorteile: „Zum Beispielindem die Studierenden auch ungewöhnliche oder potentiell schädliche Substanzkonzentrationen und -kombinationen am virtuellen Organ testen können, ohne Gefahr zu laufen, das Experiment durch irreparable Schäden am Organ-Präparat beenden zu müssen."
Braun entwickelte die erste "SimHeart"-Version bereits Mitte der 90er Jahre. Gemeinsam mit seinem Wissenschaftlichen Mitarbeiter Tchaptchet und weiteren Kollegen sowie externen Firmen hat er vor knapp drei Jahren die Neuprogrammierung in Angriff genommen. Sie enthält zahlreiche Verbesserungen und wurde nun ausgezeichnet.
"SimHeart ist dabei lediglich ein Teil unserer Programm-Portfolios", erklärte der Physiologe, "wenn auch ein wichtiger". Zum Portfolio der für Studium und Lehre vom Marburger Institut für Physiologie entwickelten Computerprogramme gehören neben "SimHeart" noch "SimNerv", "SimMuscle", "SimVessel", "SimNeuron" und "SimPatch".
Gemeinsam bilden sie das Programm-Paket "Virtual Physiology". In diesen virtuellen Laboren können Studierende und Lehrende selbstständig experimentieren, um grundlegende Funktionen von Nerven, Muskeln, Gefäßen oder des Herzens zu untersuchen.
pm: Philipps-Universität Marburg
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