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Flüchtlinge machen Schule


"VOICE" ermöglicht Integration durch Arbeit

05.08.2015 (jkl)
Flüchtlinge können den Arbeitsmarkt in Marburg erkunden."VOICE" nennt sich ein gemeinsames Projekt zwischen dem Landkreis Marburg-Biedenkopf und der Arbeitsagentur, das in dieser Form bundesweit wahrscheinlich einzigartig ist.
"Wir wollen die Entwicklung einer Miteinanderkultur, einer Kultur, die es Menschen ermöglicht, sich erfolgreich ihren eigenen Weg in unserer Gesellschaft aufzubauen, wenn sie hier bleiben möchten", hob der Erste Kreisbeigeordnete Marian Zachow hervor.
VOICE steht als Abkürzung für die englischen Begriffe "vocational" im Sinne des Kennenlernens von Berufen, "orientation", im Sinne von Orientierung, "information" und "experience" im Sinne von Information, Erlebnis und Erfahrung.
Mit VOICE möchte der Landkreis die Flüchtlinge dabei unterstützen, berufliche und persönliche Zukunftsperspektiven in ihrer neuen Heimat zu entwickeln. Spracherwerb, Arbeitsmarkterkundung oder auch kulturelle Angebote stehen für ein offenes und vielfältiges Konzept.
Die Idee ist, Flüchtlingen bei ihrer Ankunft frühzeitig Unterstützung zu geben. Dazu zählen auch Informationsveranstaltungen und Beratungsangebote in arabischer Sprache.
Für eine möglichst effektive Umsetzung des Projekts arbeiten das Büro für Integration, der Fachbereich Ordnung und Verkehr und die Stabsstelle Wirtschaftsförderung des Landkreises mit dem KreisJobCenter (KJC) und der Arbeitsagentur Marburg zusammen.
Aus Sicht der Arbeitsagentur ist dieses Projekt wichtig, sowohl aus gesellschaftlicher sowie arbeitsmarktlicher Perspektive. Ihr Leiter Volker Breustedt stellte klar: "Unser Ziel ist es, das Können und Wissen von Flüchtlingen und Migranten schnell nutzbar zu machen für eine qualifizierte Tätigkeit. Wir wissen, dass viele Flüchtlinge gerne so schnell wie möglich arbeiten wollen und wir möchten Unterstützung bieten, damit sie ihre Kompetenzen zeigen und am Arbeitsmarkt umsetzen können. Das forciert Selbstvertrauen, Leistungsvermögen und schnelles Einfädeln von Flüchtlingen und Migranten in unsere (Arbeits)gesellschaft."
Für alle Flüchtlinge bietet darüber hinaus das Arbeitsmarktbüro der Bundesagentur für Arbeit und des KJC, eine individuelle Arbeitsmarktberatung und Informationen zum Arbeitsmarkt.

Auch weitere Partner beteiligen sich an dem Projekt. Seit Juni nehmen bei dem Kooperationspartner Integral fünfzehn Flüchtlinge an einem Arbeits- und Qualifizierungsprojekt teil.
Im Herbst wird ein weiterer Kurs mit fünfzehn Teilnehmern beginnen. Dabei wird Arbeit und Spracherwerb verknüpft, um künftige Arbeits- und Lebensperspektiven zu erweitern.
Integral Geschäftsführer Helge Micklitz, machte deutlich, warum es von so großer Bedeutung sei, den Flüchtlingen eine Arbeitsmöglichkeit zu bieten: „Ich habe von einigen der Schicksale dieser Menschen erfahren und hinter jedem Mensch, der zu uns kommt, steckt eine eigene und nicht selten heftige Geschichte. Deswegen bin ich sehr froh darüber, dass wir den Flüchtlingen mit diesem Angebot etwas Halt und Orientierung bieten können.“
Zwei Teilnehmer des Kurses bei Integral beschrieben die Vorteile dieser Maßnahme. Sie hoben hervor, dass sie durch den Arbeitsalltag viele Menschen kennen lernen. Diese Kontakte brächten sie auch im Alltag weiter.. Es sei leichter zu arbeiten, wenn man die Sprache behersche. Durch die Arbeit lerne man Deutsch besser als nur durch die Schule. Zudem sei der Umgang mit Menschen für ihn wichtig, erklärte ein aus seinem heimatland geflohener ehemalige Lehrer.
Ein zweiter Partizipant machte deutlich, dass er durch die Arbeit einen geregelten Alltag erfahre. Der ehemalige Bauarbeiter betonte, wie wichtig es für ihn sei handwerklich tätig zu sein und mit Menschen zusammen zu arbeiten.
Beide sind seit dem 1. Juni im Rahmen des Projekts tätig. Die jeweilige Arbeit macht ihnen viel Spaß. Zudem haben sie klare Vorstellungen von ihren Zukunftsperspektiven. Der eine möchte gerne wieder als Lehrer arbeiten; der andere hat das Ziel eine Automechaniker-Ausbildung zu absolvieren. Danach möchte er am liebsten studieren, um Bauingenieur zu werden.
Die fünfzehn Geflüchteten bei Integral sind in verschiedenen Bereichen eingesetzt. Vier Personen arbeiten im Recyclingcenter, zwei Personen im Garten- und Landschaftsbau, sieben Personen in Schulkiosken und zwei Personen sind im Schul- und Lieferservice tätig.
"Dieses Projekt hat eine große Bedeutung für unseren Landkreis.", sagte Zachow. "Die ersten Erfahrungen zeigen deutlich, dass unser Programm von den Flüchtlingen gerne angenommen wird und auch bei den ersten Schritten zur Integration sehr hilfreich ist."
pm: Landkreis Marburg-Biedenkopf
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