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Wissenschaftliche Würde


Ehrendoktor für Begründer der Erzähltheorie

09.07.2015 (jhn)
Die Ehrendoktorwürde bekam der Anglist Prof. Dr. Franz Karl Stanzel vom Fachbereich Fremdsprachliche Philologien der Philipps-Universität verliehen. Der 91-jährige Stanzel gilt als Begründer der modernen Erzähltheorie.
"Seine bahnbrechende und bis heute weltweit diskutierte Erzähltheorie bezeugt Franz Karl Stanzels Ausnahmestatus in der Literaturwissenschaft, sowohl der germanistischen wie auch der anglistischen und amerikanistischen", hob Dekan Prof. Dr. Christoph Werner in seiner Begrüßung hervor. Im Zuge seiner Habilitation 1955 beschrieb Stanzel die "Typologie der Erzählsituationen". Damit prägte er Begriffe wie "Ich-Erzähler", "Auktorialer Erzähler" und "Personaler Erzähler".
"Es ist nicht selbstverständlich, dass ein deutschsprachiges Werk auch im anglo-amerikanischen Raum Beachtung findet", würdigte dann auch die Amerikanistin und Pro-Dekanin Prof. Dr. Carmen Birkle Stanzels wissenschaftliche Verdienste. Sie betonte zudem seine nationale und internationale Bedeutung für die Migrations- und Immigrationsforschung.
Mit Marburg verbindet Stanzel eine besonders enge Forscher-Geschichte. Der Marburger Anglist Horst Oppel ermöglichte ihm 1950 seine erste Veröffentlichung in der Zeitschrift "Moderne Sprachen".
Die beiden pflegten über viele Jahre einen regen Austausch. Regelmäßig stellte Stanzel im Rahmen von Gastvorträgen seine Forschungsergebnisse in Marburg zur Diskussion.
Seine akademischen Stationen führten den gebürtigen Österreicher vom Studium, der Promotion und Habilitation im Fach Englische Philologie in Graz zunächst 1957 nach Göttingen. Dort übernahm er eine Anglistik-Dozentur. 1959 folgte der Ruf nach Erlangen auf die Professur für Englische Philologie. 1962 schließlich führte sein Weg zurück an die Grazer Universität auf den Lehrstuhl für Englische Philologie.
Neben seinem grundlegenden Werk "Die typischen Erzählsituationen im Roman" veröffentliche Stanzel zahlreiche Bücher und Aufsätze zu Texten und Problemen der Germanistik, Anglistik, Amerikanistik und Kanadistik. Darunter waren Interpretationen und Analysen zu "Moby Dick" und "Ulysses".
Darüber hinaus legte Stanzel erste Arbeiten zur Erforschung der Völker-Stereotypen in der Literatur vor. Zuletzt beschäftigte er sich wissenschaftlich mit literarischen Darstellungen der "Telegonie", der Fernzeugung. Sie ist in der Literatur seit der Antike präsent.
Stanzel war zu alledem Herausgeber der "Germanisch-romanischen Monatsschrift". Sie ist eine der maßgeblichen Fachzeitschriften der Vergleichenden Literaturwissenschaft. Außerdem wurde er 1985 zum wirklichen Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften gewählt.
Bis heute sei sein Werk auch im Fachbereich 10 der Philipps-Universität präsent. Laut der Pro-Dekanin Birkle werde das auch weiterhin so bleiben.
pm: Philipps-Universität Marburg
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