06.07.2015 (fjh)
Ein Tastmodell, taktile Pläne und ein Wireless LAN (WLAN) erhält das Georg-Gaßmann-Stadion. Mit einem "herzlichen Dank an diejenigen, die diese barrierefreie Ausstattung hier möglich gemacht haben", wandte sich Oberbürgermeister Egon Vaupel am Freitag (3. Juli) an den Fachdienstleiter Björn Backes und sein Team, an den BliStA-Direktor Claus Duncker, an Manfred Fuchs von der
Deutschen Blindenstudienanstalt (BliStA), an Lars Leonhardt von der Commerzbank sowie an Dr. Bernhard Conrads als Ersten Vizepräsidenten von "Special Olympics Deutschland".
Ein großes Sportgelände wie das Areal des Marburger Stadions bietet Sportbegeisterten vielfältige Möglichkeiten wie Leichtathletik im Stadion, Ballsportarten in den beiden Hallen, Skaten im "Skatepark" und Fitness an den diversen Spielgeräten. Ab sofort ist dort auch kostenloses WLAN verfügbar.
Für blinde und sehbehinderte Menschen sind großflächige Sportanlagen allerdings ein Problem. Ein neues Tastmodell und taktile Hallenpläne helfen ab sofort ihnen wie auch allen Gästen, sich in Marburgs größter Sportstätte zu orintieren.
"Die Deutsche Blindenstudienanstalt und die
Universitätsstadt Marburg haben eine lange gemeinsame Geschichte", betonte der Oberbürgermeister. Die taktile Ausstattung in der Stadt sei vielerorts bereits Standard. Zu den ersten Hessischen Landesspielen der "Special Olympics" von Dienstag (7. Juli) bis Donnerstag (9. Juli) mit über 1.200 aktiven Sportlerinnen und Sportlern in Marburg wolle man mit den besten Voraussetzungen begrüßen, hob das Stadtoberhaupt hervor.
Barrierefreiheit betreffe nicht nur eine Gruppe, machte der Oberbürgermeister deutlich. Sie verbessere die Qualität insgesamt.
Ältere Menschen könnten beispielsweise von der klaren Auflösung und Struktur des Modells profitieren. Kinder würden schon von klein auf sensibilisiert "für eine Stadt, wie wir sie alle haben wollen". Zudem freute sich das Stadtoberhaupt, dass mit dem Leuchten des olympischen Feuers am Dienstag (7. Juli) auch das gesamte Gelände grundsätzlich mit WLAN ausgestattet sein wird.
Blista-Direktor Duncker hob hervor, die Stadt sei schon immer Vorreiter gewesen, wenn es um die Belange blinder und sehbehinderter Menschen ging. "Die erste akustische Ampel Europas steht heute noch am Marbacher Weg; und der Blinden-Langstock wurde auch hier entwickelt", erläuterte Duncker.
Geschäftsführerin Astrid Kießling-Taskin von der Commerzbank-Stiftung betonte: "Wir wollen Menschen aus den verschiedensten gesellschaftlichen Gruppen zu einem Leben mit mehr Selbstbestimmung und einer aktiven Teilhabe an der Gesellschaft verhelfen. Die taktilen Hallenpläne und Tastmodelle für das Georg-Gaßmann-Stadion sind in diesem Sinne ganz praktische Hilfe zur selbstständigen Erschließung des Ortes. Sie ermöglichen die barrierefreie Teilnahme an sportlichen Veranstaltungen und Events in Marburg."
Die BliStA hatte gemeinsam mit der Universitätsstadt Marburg und der Commerzbank-Stiftung die Initiative ergriffen, das Gelände des Stadions mit all seinen Wegen, Tribünen, Hallen und Sportplätzen blinden und sehbehinderten Sportbegeisterten zugänglich zu machen, egal ob sie als Aktive oder als Besucher dort sind. Das Tastmodell bietet einen "greifbaren" Überblick und ermöglicht so die eigenständige Orientierung. Die Gesamtkosten für die Ausstattung mit taktiler Erfassung und WLAN belaufen sich auf rund 25.000 Euro.
Das Modell im Maßstab 1 zu 850 hat unterschiedliche Höhenebenen und verdeutlicht so den Anstieg der Tribünen. Fühlbare Strukturen dienen zur Unterscheidung beispielsweise der Grünflächen von den übrigen Wegen.
Bezeichnungen und Legende sind in Punktschrift angebracht. Sehbehinderten hilft die kontrastreiche Farbdarstellung bei der Orientierung. Für sie gibt es die Bezeichnungen und die Legende in Profilschrift.
Ein einfacher Übersichtsplan über das Gesamtgelände des Stadions hilft, sich zurechtzufinden. Taktile Hallenpläne erläutern den Aufbau und die Anordnung der Räumlichkeiten innerhalb der Hallen. Sie sind sowohl am Sportler- als auch am Publikumseingang vorhanden und verfügen über die gleichen Elemente wie das Tastmodell.
Das Tastmodell und die taktil erfahrbaren Hallenpläne bilden einen weiteren Baustein zur Teilhabe von Menschen mit Sehbehinderung in Marburg. Sie sind wichtige Bestandteile zur gleichberechtigten und eigenständigen Teilhabe am gesellschaftlichen, kulturellen und sportlichen Leben. Besonders wichtig wird das auch für das Louis-Braille-Festival, das 2016 im Georg-Gassmann-Stadion stattfinden soll.
pm: Stadt Marburg
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