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Görner und Singer


Rezitations- und Klavierabend zur italienischen Klassik

26.06.2015 (jhn)
"Eine italienische Nacht" konnten Musikfreunde am Donnerstag (25. Juni) im Gymnasium Philippinum erleben. Im Theatersaal gaben Lutz Görner und Nadia Singer Texte und Kompositionen aus dem 19. Jahrhundert zum Besten.
Eine Rahmung erhielt der etwa zweistündige Exkurs in die italienische Klassik durch die Italien-Aufenthalte des Ungarn Franz Liszt und seinen Briefverkehr mit Freunden wie Hector Berlioz. Der als Rezitator bekannte Görner präsentierte diese Schriften und erzählte aus dem Leben der Komponisten. Für die musikalische Untermalung sorgte Singer, die am Flügel eine Auswahl der italienischen Meister Gioachino Rossini, Gaetano Donizetti, Niccolò Paganini und Vincenzo Bellini, aber auch von Liszt selbst darbot.
Vor allem aufregend hektische und virtuose Werke fanden sich im Repertoire des Abends. Jedes einzelne Stück versuchte, das vorangegangene zu übertrumpfen. Jedes einzelne verlangte der hochbegabten Pianistin, die mit stoischer Konzentration in die Tasten schlug und dabei beachtliche Kunststücke an ihrem Instrument vollbrachte, alles ab. Jedes Stück war wie ein Finale.
Nur hin und wieder boten sich Momente der Ruhe in den wilden Harmonien der Maestros. Sanft und hingebungsvoll spielte die Interpretin sie dann; und man verlor sich regelrecht in den träumerischeren Momenten des ansonsten so lebhaften Flügels.
Den eigentlichen Gegenpol zu den dynamischen Partituren bildete Görner. Mit gewohnt getragener Stimme berichtete er über Liszt und dessen Liebe zu Italien. Fabelhaft intonierte er die geschriebenen Worte und hauchte den Briefen längst verstorbener Absender neues Leben ein. Die Texte des Ungarn – und auch einer von Heinrich Heine – kamen mit ihren farbigen Ausführungen und der prächtigen Rhetorik den vokalen Fähigkeiten des Rezitators wunderbar zu Gute.
Direkt schade ist dann die Aussicht auf das Karriere-Ende Görners 2020, der bis dahin mit Singer gemeinsam noch weitere Klavierabende für Freunde und Begeisterte der klassischen Musik veranstalten möchte. Dann ist aber auf jeden Fall ein größeres Publikum zu erwarten als die etwa 50 Interessierten am Donnerstagabend. Ihnen bot sich jedoch die Möglichkeit, diesem italienischen Intermezzo in fast vertrauter Atmosphäre beizuwohnen.
An Beifall ließen es die Zuschauer dann aber auch nicht mangeln, wenn Singer so teuflisch aufspielte, wie es einst Liszt persönlich getan haben soll. Auch gelacht wurde dann und wann, wenn Görner seinen schillernden Vortrag amüsant spielerisch überzog.
Jonas Neureither
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