Logo: marburgnewsMobile Marburgnews

Zum Menü

Geschickt geschichtet


Wirtschaft will Studienabbrecher hier halten

24.06.2015 (fjh)
"Der Landkreis Marburg-Biedenkopf ist eine Top-Wirtschafts- und Wissenschaftsregion", stellte Landrätin Kirsten Fründt fest. "Damit dies angesichts des allmählich schon spürbaren Fachkräftemangels auch so bleibt, wollen wir alles unternehmen, um qualifizierte, motivierte junge Menschen für unsere Region zu gewinnen beziehungsweise sie hier zu halten. Deshalb müssen wir entsprechende Angebote auch an diejenigen Studierenden unserer heimischen Hochschulen richten, die ihr Studium – aus welchen Gründen auch immer – abbrechen werden."
Oberbürgermeister Egon Vaupel ist der gleichen Auffassung: "Wir müssen alle fähigen Nachwuchskräfte ansprechen und ihnen gemeinsam mit unserer starken entwicklungsfähigen Wirtschaft am Standort attraktive Perspektiven bieten." Dafür wollen Politik, Wirtschaft, Hochschulen und Arbeitsverwaltung gemeinsam arbeiten.
Hintergrund dieser Überlegungen ist die Erkenntnis, dass in den letzten Jahren eine stabil hohe Quote von 28% aller Bachelorstudierenden im Bundesschnitt ihr Studium endgültig abbrach. Nur wenige lassen sich zuvor einschlägig beraten; und nicht jeder findet eine für ihn optimale berufliche Anschlussoption.
Das ist eine unbefriedigende Situation für Hochschulen, Studierende und auch für die Wirtschaft. Denn auch im Landkreis Marburg-Biedenkopf ist der Fachkräftemangel angekommen, was sich in den letzten Jahren beispielsweise in einer Zunahme unbesetzter Ausbildungsstellen zeigt.
Derzeit sind 615 Lehrstellen noch offen. Das ist eine Zunahme von 6,8% gegenüber dem Vorjahresmonat.
"Wir sind sehr daran interessiert, die jungen Menschen nach ihrer Studienzeit in Marburg zu halten, egal ob mit Abschluss oder ohne", verdeutlichten am Mittwoch (24. Juni) übereinstimmend Oskar Edelmann von der Industrie- und Handelskammer Kassel-Marburg, Kreishandwerksmeister Rolph Limbacher sowie Frank Interthal von der Kreishandwerkerschaft Biedenkopf die Erwartungshaltung in der Wirtschaft. Burghard Loewe von der IHK Lahn-Dill ergänzte, das es sich angesichts eines leistungsstarken und attraktiven Unternehmensbesatzes im gesamten Landkreis lohne, sich hier offensiv nach einem Einstieg ins Berufsleben umzuschauen. Darin wissen sich die Wirtschaftsvertreter einig mit den Hochschulen, die ihren Studierenden beste Perspektiven bieten möchten.
Universitäts-Vizepräsident Prof. Dr. Harald Lachnit stellte zudem klar: "Es darf nicht sein, dass hochqualifizierte junge Menschen - oft nach einigen Semestern - ihr Studium aufgeben, weil sie auf Schwierigkeiten stoßen, die mit der richtigen Hilfestellung aus dem Weg zu räumen wären." Deshalb leistet die Philipps-Universität einen wichtigen Beitrag und verstärkt ihre Beratungsaktivitäten gerade zu Beginn des Studiums. Wenn die Studienfachwahl wirklich passt und die richtige Studienorganisation gefunden ist, sind schonwichtige Ursachen eines Studienabbruchs vermieden.
"Dort, wo dennoch berechtigte Zweifel bleiben, bieten wir eine ausführliche Hilfestellung beim Abwägen der Möglichkeiten an", sagte Gerhard Wenz von der Agentur für Arbeit Marburg. Das geschehe seit Jahren bereits in enger Kooperation mit der Universität.
In der Beurteilung der Lage sind sich Politik, Wirtschaft und Hochschulen einig. "Wir brauchen gute Fachkräfte in allen Branchen und Gewerken", verdeutlichte Loewe. "Und setzen deshalb gleichermaßen auf die erfolgreichen Absolventen der Hochschulen wie auch auf diejenigen, die sich für einen anderen Weg entscheiden."
Studierenden, für die sich auch nach systematischer Prüfung beispielsweise aller finanziellen Hilfsangebote zeigt, dass ein Studium grundsätzlich nicht das Richtige ist, bringt sich nun die Wirtschaft - vertreten durch die Kammern, die Wirtschaftsförderung des Landkreises sowie die Universitätsstadt Marburg - noch aktiver ein. In Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit Marburg sollen Brücken für den richtigen Karriereweg über berufliche Bildung geschaffen werden.
Eine kombinierte Studien- und Berufsberatung bieten die Zentrale Allgemeine Studienberatung (ZAS) der Uni Marburg und die Arbeitsagentur an, damit Studienzweifler nicht von einer Beratungsstelle zur anderen laufen müssen. Immer mittwochs von 15 bis 17 Uhr besteht die Möglichkeit, im vertraulichen Gespräch die individuelle Situation gemeinsam aus beiden Perspektiven betrachten zu lassen und Lösungen zu erarbeiten.
pm: IHK Lahn-Dill
Text 10622 groß anzeigen

www.marburgnews.de

© 2015 by fjh-Journalistenbüro, D-35037 Marburg