18.05.2015 (svr)
Ein völlig neuartiger Wirkstoff aus Marburg hat sich als wirksam gegen allergisches Asthma erwiesen. Das berichtet ein Autorenteam um den Marburger Mediziner Professor Dr. Harald Renz von der Philipps-Universität Marburg in der Onlineausgabe der Fachzeitschrift "New England Journal of Medicine" vom Sonntag (17. Mai).
Demnach schwächten sich die Beschwerden von Asthmapatienten um bis zu 34 Prozent ab, wenn sie das Präparat SB010 verabreicht bekamen, das auf einer enzymatisch wirksamen DNA beruht (DNAzym).
Der Wirkstoff ist aus jahrelangen Arbeiten von Renz und seinem Team hervorgegangen. "Unser Wirkstoff SB010 ist das erste Beispiel einer völlig neuen Wirkstoffklasse, der DNAzyme", sagt Renz. Darunter versteht man künstliche DNA-Moleküle, die enzymatisch aktiv sind. Der Wirkstoff hemmt ein Protein, das eine Entzündung auslöst und damit für die typischen Asthmasymptome verantwortlich ist.
Asthma ist mit rund 300 Millionen Betroffenen eine der häufigsten Krankheiten weltweit. Auch die Krankheitsfolgen sind oftmals sehr belastend. "Die Therapie schwerer Verlaufsformen des allergischen Asthmas ist zurzeit noch unbefriedigend", erklärt Renz, der das Institut für Laboratoriumsmedizin an der Philipps-Universität Marburg leitet: "dies macht ein neuartiges Therapieprinzip erforderlich".
Die Arbeitsgruppe von Renz forscht seit der Jahrhundertwende an einer solchen Behandlungsoption. Seit dem Jahr 2007 werden die Arbeiten vom Marburger Biotech-Unternehmen "sterna biologicals" fortgeführt, einer Ausgründung der Marburger Universität.
In der jetzt erfolgreich abgeschlossenen Studie wurde die Wirksamkeit des neuen Therapeutikums untersucht. Die Studie wurde an sieben deutschen Zentren unter der wissenschaftlichen Leitung von Professor Dr. Norbert Krug durchgeführt, dem Ärztlichen Direktor am Fraunhofer-Institut für Toxikologie und Experimentelle Medizin (ITEM) in Hannover. Eine 28-tägige Behandlung mit SB010-Inhalationen führte zu einer deutlichen Verbesserung der Lungenfunktion. Das Präparat erwies sich außerdem als sicher und gut verträglich. "Nach neuesten Forschungsergebnissen ist davon auszugehen, dass etwa 50 Prozent aller Asthmatiker unter allergischem Asthma leiden", hebt Studienleiter Krug hervor. "Weitere klinische Untersuchungen zu SB010 mit größeren Patientengruppen mit Asthma halte ich für äußerst sinnvoll", sagt der Mediziner.
pm: Philipps-Universität Marburg
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