09.05.2015 (fjh)
Die Jahresbilanz des KreisJobCenters (KJC) für 2014 präsentierte der Erste Kreisbeigeordnete Marian Zachow am Freitag (8. Mai) zusammen mit der KJC-Leiterin Andrea Martin und ihrem Stellvertreter Joachim Hikade sowie der Fallmanagerin Myriam Volk. Zachow bedankte sich bei den Mitarbeitern des KJC für ihre erfolgreiche und engagierte Arbeit, die eine so positive Bilanz möglich gemacht habe. Er dankte aber auch den Firmen und Betrieben, die langzeitarbeitslosen Menschen eine Chance auf einen Arbeitsplatz geben und erfolgreich mit dem KreisJobCenter zusammenarbeiten.
Im Rückblick auf zehn Jahre Arbeit des KJC erinnerte Zachow daran, dass die Umsetzung der Reformen am Arbeitsmarkt im Jahr 2005 im
Landkreis Marburg-Biedenkopf durch die Gründung des KreisJobCenters von der Öffentlichkeit und der Politik sehr aufmerksam begleitet wurde. "Die große Frage war damals, ob es in kurzer Zeit gelingen würde, eine neue - rein kommunale - Behörde aufzubauen, die in der Lage sein würde, sich neben der Sicherstellung der Leistungsgewährung für die Kunden als echter Dienstleister am Arbeitsmarkt zu behaupten", resümierte Zachow.
"Doch wir konnten bereits im ersten Vergleich der Zahlen der hessischen Kommunen, die das Sozialgesetzbuch II (SGB II) in Eigenregie umsetzen, sehen, dass das KreisJobCenter auf dem Spitzenplatz lag", sagte Zachow. "Wir schienen auf dem richtigen Weg zu sein. Zehn Jahre später hat sich das bewahrheitet."
Der Blick auf das vom KJC zum Jahresabschluss erzielte Ergebnis bei der Integration in den ersten Arbeitsmarkt zeigt hervorragende Werte. In Hessen liegt das KJC bei den sozialversicherungspflichtigen Integrationen mit seinem aktuellen Wert von 31,3 Prozent Integrationen in der Jahressumme bezogen auf den Bestand der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten an der Spitze und in dem seit 2014 geltenden Vergleichstyp des Benchmarking der vergleichbaren Regionen bundesweit ebenfalls auf Rang 1.
"Insbesondere bei der Integration von Frauen in den Arbeitsmarkt fallen unsere Ergebnisse auf", berichtete Martin stolz. "Die bereits jahrelang bestehende - sich ständig weiterentwickelnde - Arbeit unseres Kind-und-Karriere-Centers mit dem Angebot der Qualifizierung und Kinderbetreuung für Familien trägt hier riesengroße Früchte."
Durch die intensive Betreuung von Familien im SGB II gelinge es auch, die Mittel des im Jahr 2011 eingeführten Bildungs- und Teilhabepakets tatsächlich bei den bedürftigen Familien ankommen zu lassen. Das Jahresergebnis 2014 zeigt für das KJC hier mit 73,91 Prozent die höchste Quote der aktiven Inanspruchnahme antragsabhängiger Leistungen in Hessen. Der Durchschnitt in Hessen liegt um 20 Prozent niedriger.
Erstmals gelang es im Jahr 2014, mit Mitteln des Bildungs- und Teilhabepakets nicht nur Regelangebote im kulturellen oder sportlichen Bereich für Kinder zu fördern, sondern in der Kinderbetreuung des KJC sogar musikalische Früherziehung für die dort betreuten Kinder anzubieten. "Diese kleinen, feinen Projekte sind in keiner Statistik zu finden; aber sie zeigen unsere Ernsthaftigkeit im Bemühen um die Unterstützung unser Kunden", erläuterte Martin.
"Die oft gestellte kritische Frage nach der Nachhaltigkeit der erfolgten Vermittlungen in Arbeit ist berechtigt", sagte Hikade. "Den Jobcentern wird oft vorgeworfen, dass nur die kurzfristige Integration in Arbeit zählt und nicht der nachhaltige - durch Qualifizierung erreichte - dauerhafte Erfolg. Das war nie unsere Strategie und das kann man auch in den Ergebnissen erkennen. Von den bundesweit in unserem Vergleichstyp vertretenen Jobcentern liegt nur eines vor uns mit 0,1 Prozent Vorsprung."
Nachhaltige Arbeit im SGB II bedeutet nicht nur Qualifizierung der Kunden, sondern auch intensive Unterstützung durch das Fallmanagement und - wenn notwendig - auch ergänzende spezialisierte Beratung. So gelang es auch Ulrich Herminghaus, beruflich dauerhaft Fuß zu fassen. Trotz vielfacher gesundheitlicher Beeinträchtigungen, einem Alter von 57 Jahren undEnttäuschungen bei der Suche nach Arbeit gab er nicht auf.
Mehrfach musste er Rückschläge auf dem Weg in Arbeit verkraften. Geplante Qualilfizierungen kamen nicht zustande oder scheiterten an gesundheitlichen Problemen.
Letztlich bekam er eine Chance beim Amtsgericht Marburg. Nur seine fehlende Mobilität stellte ein Hindernis dar.
Aber auch hier konnte seine Fallmanagerin Volk aus dem Projekt comeback
at 50 für ältere arbeitslose Menschen helfen: Herminghaus erhielt eine Mobilitätshilfe, um sich ein Auto für die Fahrten zum Arbeitsplatz zuzulegen. Am 1. August 2013 begann Herminghaus seine Tätigkeit beim Amtsgericht und ist mit dieser Stelle auch heute sehr zufrieden.
"Das Beispiel von Herrn Herminghaus zeigt, dass die Betreuung und Begleitung von arbeitslosen Menschen nicht nach Schema F funktioniert", erklärte Volk. "Man muss die Menschen dort abholen, wo sie stehen. Es ging mir in der Arbeit mit Herrn Herminghaus ähnlich wie ihm. Auch ich durfte mich nicht frustrieren lassen, mich immer wieder neu ausrichten, und gemeinsam mit ihm neue Wege suchen, um ihm effektiv helfen zu können. Es ist ein gemeinsamer Prozess."
Als Fazit zehnjähriger Arbeit des KJC stellen die Beteiligten fest, dass es trotz schwieriger Rahmenbedingungen, zu knapper Budgets und ständig wechselnder gesetzlicher Bestimmungen in sehr vielen Fällen gelungen ist, Bürgern des Landkreises in schwierigen Lebenssituationen Perspektiven zu bieten. Daher ist die Zahl der Menschen im Landkreis, die auf Leistungen nach dem SGB II angewiesen sind, in den letzten Jahren auch deutlich gesunken.
"Die gemeinsamen Erfolge möchten wir feiern; und deshalb werden wir in diesem Jahr am 26. Juni ein Bürgerfest veranstalten", kündigte Zachow an. Vertreterinnen und Vertreter der Politik, anderer Institutionen, Arbeitsmarktpartner, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des KJC und Bürgerinnen und Bürger des Landkreises sind dazu herzlich eingeladen. Ob sie Kundinnen oder Kunden des KJC sind, ist ohne Belang. Wir werden von unseren Kundinnen und Kunden in Projekten hergestellte Objekte präsentieren, einen Kinderbekleidungs- und Kinderspielzeug-Bazar veranstalten sowie gebrauchte, gut erhaltene Sportartikel und Sportbekleidung verkaufen."
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des KJC werden selbstgebackenen Kuchen gegen Spenden abgeben, die dem Aktionsfonds Kinderarmut zu Gute kommen sollen. Das Fest am Freitag (26. Juni) soll auf dem Parkplatz des KreisJobCenters an der Raiffeisenstraße von 13 bis 16.30 Uhr stattfinden.
pm: Landkreis Marburg-Biedenkopf
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