08.05.2015 (jhn)
Die Hartz-IV-Kritikerin Inge Hannemann erhielt am Freitag (8. Mai) das "Marburger Leuchtfeuer für Soziale Bürgerrechte". Im Historischen Saal des Rathauses überreichten ihr Oberbürgermeister Egon Vaupel und Jury-Sprecher Jürgen Neitzel den undotierten Preis.
Schon zum elften Mal hat eine Jury der Humanistischen Union Marburg die Auszeichnung für besonderes soziales Engagement vergeben. Die Preisträgerin hatte sich als Mitarbeiterin eines Hamburger Jobcenters geweigert, Regelverstöße von Beziehern des Arbeitslosengelds II (ALG II) zu sanktionieren. In der Folge suspendierte man Hannemann im April 2013 vom Dienst.
Der Marburger HU-Vorsitzende Franz-Josef Hanke eröffnete die Preisverleihung. Er betonte, wie wichtig es sei, Rückgrat zu zeigen. Besonders dankte er dem Oberbürgermeister Egon Vaupel für seinen Einsatz beim "Marburger Leuchtfeuer" und seine Verdienste um Marburg.
Vaupel lobte dann den Marburger Geist zur Hilfsbereitschaft. Es sei schwer, das große Angebot an Hilfe beispielsweise für Flüchtlinge zu organisieren.
Einig waren sich alle bei Inge Hannemann. Sie sei eine "Fürsprecherin von Menschen, die ihre Bürgerrechte verletzt sahen", sagte Vaupel.
Vor allem Laudator Prof. Dr. Stefan Selke von der Hochschule Furtwangen sprach vom schweren Weg Hannemanns und ihrem Mut, für Andere einzustehen. Sie habe einen schwerwiegenden Missstand in Deutschland aufgezeigt.
"Unser Land kühlt sozial immer mehr ab", stellte Selke fest. Hannemann habe hingegen die Menschenwürde der Leistungsempfänger höher bewertet als die Anwendung von Sanktionen gegen sie.
Passend dazu war auch der musikalische Beitrag von Jochen Schäfer. Das Lied "Der Euro" von Georg Kreisler erzählt von Kulturverlust und dem zunehmenden Profitdenken der Menschen.
Hannemann äußerte sich schließlich selbst zu den Umständen ihrer Arbeit im JobCenter. Sie lieferte ein Plädoyer für gute und gerechte Arbeit und gegen Hartz IV. Man solle sich nicht an unfaire Verhältnisse anpassen.
Hannemann dankte auch ihren Vorrednern und der Humanistischen Union für den Preis. Als "leuchtendes Vorbild" hatte Neitzel die Preisträgerin des "Marburger Leuchtfeuers" zuvor bezeichnet.
Jonas Neureither
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