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Hang zur Historie


Zwei Neuerscheinungen über Marburger Wissenschaftler

07.05.2015 (svr)
Zwei berühmte Personen der Universitätsgeschichte stellt die Philipps-Universität vor. Die Monographien behandeln den Zoologen Prof. Dr. Blasius Merrem und den Pazifisten Prof. Dr. Albrecht Götze. Die beiden neue Bände hat die Universität am Mittwoch (6.Mai) der Öffentlichkeit präsentiert.
Eine Neuerscheinung befasst sich mit dem Gründer des Instituts für Zoologie an der Philipps-Universität Blasius Merrem. Die zweite Publikation widmet sich dem Pazifisten und Kritiker des Nationalsozialismus Albrecht Götze, der 1933 aus dem akademischen Dienst entlassen wurde.
Christoph Friedrich, Professor für Geschichte der Pharmazie an der Philipps-Universität, stellte das Buch "Von der Naturgeschichte zur Zoologie. Blasius Merrem und die Entwicklung der Zoologie an der Universität Marburg im 19. Jahrhundert (1807 bis 1928)" des Marburger Biologen Prof. Dr. Hans Wilhelm Bohle vor.
Bohle geht von dem Schaffen des Gründers des Marburger Instituts für Zoologie aus. Merrem wirkte zu einer Zeit, in der an den deutschen Universitäten ein Prozess der Verselbständigung der Naturwissenschaften und ihrer Befreiung aus der Rolle als Hilfswissenschaften der Medizin begann.
"Er war einer der letzten Universalgelehrten", charakterisierte Friedrich den Institutsgründer. Merrem kam Anfang des 19. Jahrhunderts als Professor für Staatswissenschaften nach Marburg, bevor er auch den Lehrstuhl für Botanik übernahm und schließlich Professor für Naturgeschichte wurde. Seine zoologischen Arbeiten beispielweise zur Verwandtschaft von Vögeln, Säugetieren und Amphibien blieben Fragment und wurden erst nach seinem Tod als zukunftsweisend anerkannt.
Bohles Buch greift über die Zeit Merrems hinaus und schildert die Entwicklung des Instituts und der Zoologie bis in das erste Viertel des 20. Jahrhunderts.
Der Marburger Germanist Dr. Harald Maier-Metz stellte seine Arbeit "Entlassungsgrund: Pazifismus. Albrecht Götze, der Fall Gumbel und die Marburger Universität 1930-1946" vor.
Das Buch beleuchtet anhand umfangreicher Archivmaterialien und biographischer Zeugnisse die Vorgeschichte und den Vorgang der Entlassung des Semitistik- und Altorientalistik-Professors Albrecht Götze, der von 1930 bis 1933 an der Philipps-Universität lehrte. Er wurde von den nationalsozialistischen Machthabern wegen "pazifistischer Einstellung" des Amtes enthoben. Ihn traf die reichsweite Verfolgungswelle gegen die politischen Unterstützer des Heidelberger Hochschullehrers Emil Gumbel.
Gumbel war ein prominenter Pazifisten und Kritiker des Nationalsozialismus.
Götze und Gumbel waren lebenslang eng befreundet. "Beide erhoben ihre Stimme gegen die Militarisierung der Weimarer Gesellschaft und den Aufstieg der Nationalsozialisten", sagte Maier-Metz. Antidemokratisches Denken sei in dieser Zeit bei vielen Marburger Hochschullehrern verbreitet gewesen. Götze habe seine pazifistische und kritische Haltung nicht verborgen und sei regelrecht denunziert worden.
Maier-Metz gibt im Buch außerdem Einblick in die Situation der im Exil lebenden Akademiker.
1934 kam Götze in die USA, wo er sich an die Universität Yale zu einem international führenden Vertreter seines Fachs entwickelte. Er lehrte dort bis zu seiner Emeritierung. Auf sein Angebot, den Wiederaufbau der Altorientialistik nach 1945 in Marburg als Gastprofessor zu begleiten, ging die Philipps-Universität nicht ein.
Maier-Metz liefert einen wichtigen Baustein zur Erforschung der Geschichte der deutschen Hochschulen im Übergang von der Weimarer Republik zum Nationalsozialismus. Er leistet auch einen Beitrag zur Klärung der Rolle akademischer Eliten im Prozess der Selbstgleichschaltung der Universitäten und ihrer Folgen nach 1945.
pm: Philipps-Universität Marburg
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