24.04.2015 (fjh)
Unbekannte haben in der Nacht zum Freitag (24. April) den Eingangsbereich des Stadtbüros großflächig mit Graffiti beschädigt. Zu diesen illegalen Schriftzügen, die sich gegen die internationale Flüchtlingspolitik wenden, nahm Oberbürgermeister Egon Vaupel noch am Freitag Stellung. Die Schriftzüge in den Farben Silber und Rot fanden sich auf dem Asphalt vor der Eingangstreppe, auf einer Mauer neben der Treppe, auf den Treppenstufen selbst, auf der Tür, an Briefkästen und an der Fassade.
Die Abteilung Hochbau der
Universitätsstadt Marburg hat eine Spezialfirma mit der Beseitigung der Graffitis beauftragt. Die Arbeiten an Treppen, Vorplatz und Eingangstür sind bereits im Gange.
Die Kosten werden auf rund 4.000 Euro geschätzt. Die Universitätsstadt Marburg hat am Freitag bei der Polizei Strafanzeige gegen Unbekannt gestellt.
Die Schriftzüge lauteten unter anderem "1400 Tote und ihr schiebt weiter ab" und„"s gibt keine Illegalen".
„In unserer Stadt leben 7.122 Menschen aus 144 Nationen, die Marburg jeden Tag bereichern", erklärte Vaupel. Darunter sind 913 Flüchtlinge und Menschen mit humanitärem Aufenthaltsrecht.
Er verstehe jeden friedlichen und legalen Protest gegen die aktuelle Flüchtlingspolitik der EU, erklärte Vaupel. "Dass fast jede Woche Menschen im Mittelmeer ums Leben kommen, ist unerträglich." Aber die illegale Sachbeschädigung am Stadtbüro, in dem auch die Ausländerbehörde untergebracht ist, sei inakzeptabel und helfe kein Stück weiter.
"Das Geld, das wir jetzt für die Beseitigung der Graffiti ausgeben müssen, hätte ich gerne für die Flüchtlinge zur Verfügung gestellt", sagte Vaupel. In Marburg wurde 2014 kein Flüchtling abgeschoben oder ausgewiesen. Das hatte Vaupel erst in dieser Woche zur Auswertung der neuesten statistischen Zahlen erklärt.
"Wir machen zwar nicht die Gesetze, aber die Marburger Ausländerbehörde hilft durch gute Beratung den Flüchtlingen nach allen Kräften", betonte der Oberbürgermeister am Freitag (24. April). „Diese Flüchtlinge sind Menschen, denen wir hier in Marburg ein friedliches zu Hause bieten wollen und werden, die ihre Heimat aus unterschiedlichstenGründen verlassen mussten, die oft traumatisiert zu uns kommen."
In der selben Nacht beschmierte jemand morgens um 4.40 Uhr die Wände, Schilder und Brückenpfeiler der Elisabethbrücke an der Bahnhofstraße. Auch diese insgesamt fünf Schriftzüge waren politisch motiviert. Obwohl sie vom Wortlaut her anders waren als die Schmierereien in der Frauenbergstraße, ist ein Zusammenhang nicht ausgeschlossen.
Der Sachschaden beträgt in diesem Fall sicherlich ebenfalls mehrere Tausend Euro. Der Sprüher in der Bahnhofstraße flüchtete zur Stadtmitte.
Nach Zeugenaussagen war er dunkel gekleidet, hatte eine Mütze auf und einen Schal im Gesicht. Er war etwa 1,70 Meter groß und schlank.
Franz-Josef Hanke/pm
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