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OB Elke Neuwohner


Ärztin möchte Oberbürgermeisterin werden

23.04.2015 (fjh)
"man gewinnt einen ganz anderen Blick auf die Stadt", berichtet Dr. Elke Neuwohner. Bei der Oberbürgermeisterwahl am Sonntag (14. Juni) tritt die 39-jährige Ärztin für Die Grünen an.
Seit sie ihre Kandidatur in Angriff nahm, hat sich ihr Blick auf die Stadt verändert. Neuwohner empfiehlt allen politisch interessierten Menschen, doch einmal durch Marburg zu gehen in der Vorstellung, sie könnten vielleicht Oberbürgermeister werden.
Was der passionierten Radlerin schon lange ein Dorn im Auge ist, sind die Radwege: Sie seien zu schmal und endeten oft sehr unvermittelt. Ein gut ausgebautes, zusammenhängendes Radwegenetz fehle in Marburg.
Aber auch der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) müsse ausgebaut werden. Das sei eine schwierige Aufgabe, die wohl auch mehr Geld benötigen werde als bisher.
"Schön wäre, wenn man das Rad im Bus mitnehmen könnte", erklärt Neuwohner. "Das ist zwar schon so; aber im morgendlichen Stoßverkehr auf die Lahnberge muss man schon froh sein, wenn alle Menschen mitkommen."
Eine bessere Zusammenarbeit zwischen Stadt und Universität ist ihr ein weiteres wichtiges Anliegen. Neuwohner stelt sich vor, das städtische Bauamt und das Hochschulbauamt könnten gemeinsam Pläne für eine Umfeldgestaltung rund ums Landgrafenschloss ausarbeiten. Das wäre nur ein Beispiel, wie beide gemeinsam die Stadt voranbringen könnten.
Die Rückführung des Universitätsklinikums in öffentliches Eigentum ist ebenfalls ein Ziel der Allgemeinmedizinerin. Inzwischen sei es Konsens, dass die Privatisierung eine Fehlentscheidung war, meint sie. Deswegen wolle sie nach Wegen suchen, wie Stadt und Bevölkerung das Klinikum in seinem Fortbestand und der notwendigen Qualität bei Ausbildung und Patientenversorgung unterstützen können.
Notwendig für die Universitätsstadt Marburg wäre zudem der Bau weiterer erschwinglicher Wohnungen. Auf diesem Gebiet sei zwar einiges im Entstehen; leider sei die städtische Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft Gewobau an den aktuellen Projekten jedoch nicht beteiligt.
Ein weiteres wichtiges Anliegen ist der fünffachen Mutter eine bessere Kinderbetreuung. Teilzeitarbeit auch für Männer und familienfreundliche Arbeitsbedingungen seien zwar in erster Linie eine Sache der gesellschaftlichen Einstellung, doch könne eine Oberbürgermeisterin dazu auch etwas beitragen. Im Falle ihrer Wahl würde sie hier mit gutem Beispiel vorangehen.
Schließlich müsste auch die Politik familienfreundlicher werden: Termine dürften nicht abends anberaumt und Sitzungen sollten zeitlich begrenzt werden. Das Recht auf Teilhabe könne man auch durch einen Verzicht auf unnötig lange Diskussionsverläufe fördern.
Teilhabe möchte Neuwohner auch für Menschen erreichen, die aus wirtschaftlichen oder gesundheitlichen Gründen Probleme haben, ihre häusliche Umgebung zu verlassen. "Wir können nicht für sie sprechen", erklärt die Politikerin. "Deshalb müssen wir sie dabei unterstützen, selbst herauszukommen und aktiv zu werden."
Als Ärztin treffe sie immer wieder auf Menschen, die mit der Bewältigung ihres Alltags vollauf ausgelastet sind. Ihre Bedürfnisse müsse die Politik ernst nehmen, fordert sie.
Im Pflegestützpunkt erhielten Menschen beispielsweise Hilfe bei der Antragstellung. Solche Angebote müssten propagiert und ausgebaut werden.
Neuwohners Menschenbild geht nicht vom perfekten Menschen aus, sondern von alten, behinderten, kranken und eben unvollkommenen Menschen. "Einer meiner liebsten Jobs ist der der Schulärztin in der Bettina-von-Arnim-Schule", gesteht sie. Diese Waldorfschule für behinderte Kinder sei so bunt, so fröhlich und so entspannt, dass sie sich dort immer wohlfühle, wenn sie hinkomme.
Ihre eigenen Kinder im Alter zwischen 17 und zwei Jahren möchte sie an diese gelassene und menschenfreundliche Haltung heranführen. Die älteren hat sie vor ihrer Kandidatur auch ebenso befragt wie ihren Ehemann. Ohne die Unterstützung der Familie sei solch eine Kandidatur ebenso unmöglich wie ohne die Mithilfe von Partei und Freunden.
Politisch engagiert ist Neuwohner, seitdem sie 17 Jahre war. Schon als Schülerin in Lage an der Lippe schloss sie sich der Grünen Jugend an. Die Kandidatur zur Oberbürgermeisterin ist deshalb auch nur eine logische Konsequenz ihres Einsatzes für Umweltschutz und Demokratie.
Franz-Josef Hanke
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