23.04.2015 (fjh)
"Von heute auf morgen ändert sich erst mal gar nichts", sagt Dirk Bamberger über seine Pläne nach einer erfolgreichen Wahl. Der 42-jährige Bankkaufmann tritt zur Oberbürgermeisterwahl am Sonntag (14. Juni) für die CDU an. Unterstützung erhält er auch von der FDP, den Bürgern für Marburg (BfM) und der Marburger Bürgerliste (MBL).
Bevor er wichtige Dinge ändert, möchte Bamberger zunächst eine gründliche Bestandsaufnahme vornehmen. Seiner Ansicht nach fehlt es der Marburger Kommunalpolitik an einem Stadtentwicklungskonzept. Politik werde häufig aus der Situation heraus gemacht, ohne dass sie in eine langfristige Strategie eingebunden sei.
Notwendig sei allerdings eine Modernisierung der Verwaltungsarbeit im Hinblick auf den Einsatz digitaler Technologien. Zu viel werde in der Stadtverwaltung noch von Hand erledigt, wo heutzutage doch elektronische Systeme nutzbar seien.
Der Diplom-Sparkassen-Betriebswirt kennt sich aus mit der Organisation von Prozessen im Management. Bei der Sparkasse Marburg-Biedenkopf leitet Bamberger die Kundenbetreuung im Ostkreis.
Als Angehöriger der Freiwilligen Feuerwehr ist er allerdings auch an Informationssysteme der
Universitätsstadt Marburg angeschlossen. Sie muteten mitunter ziemlich altmodisch an, meint er.
Stolz ist Bamberger auf seine Herkunft: Bereits in der sechsten Generation lebt seine Familie in Marburg. Allerdings ist er mit seiner Frau, den beiden kleinen Kindern und seinen Eltern vom Schuhmarkt in der Oberstadt ins Hansenhaus-Viertel gezogen.
"Meine Eltern sind beide gehörlos", berichtet Bamberger. Deswegen engagiert er sich auch in der Behindertenarbeit. Gelegentlich springt er auch als Gebärdensprachdolmetscher ein, wenn seine Hilfe einmal benötigt wird.
Bamberger ist davon überzeugt, dass er die Sprache der Menschen in Marburg spricht und versteht. Im Einsatz für die Menschen sieht er die eigentliche Motivation für sein Engagement in der Kommunalpolitik.
Seiner Ansicht nach lebt Marburg über seine Verhältnisse. Auf Dauer könne das nicht so weitergehen, warnt er.
Vor allem die bereits beschlossene Anhebung des Gewerbesteuer-Hebesatzes ist ihm ein Dorn im Auge. Zahlen müssten sie letztlich die Bürger durch den Abbau von arbeitsplätzen oder die Verteuerung von Leistungen der Gewerbetreibenden.
"Die Erhöhung der Gewerbesteuer lässt den Wirtschaftsstandort Marburg an Attraktivität verlieren", befürchtet er. "Neuansiedlungen und Expansionsinvestitionen werden sich reduzieren. Mitunter riskieren wir mittelfristig sogar den Rückzug von Unternehmen und damit Arbeitsplätzen."
Noch mehr stört ihn die Erhöhung der Grundsteuer B. Sie werde alle Grundstückseigentümer und durch die Erhöhung der Nebenkosten auch die Mieter deutlich spürbar belasten.
Auf den Prüfstand stellen möchte Bamberger die "Freiwilligen Leistungen" der Universitätsstadt Marburg. Wenn man sie nicht frühzeitig maßvoll herunterfahre, müsse die Stadt sie später möglicherweise ganz streichen, fürchtet Bamberger.
"Kultur ist lebensnotwendig", stellt er allerdings klar. Grundsätzlich möchte er die kulturelle Vielfalt in Marburg deswegen erhalten und pflegen.
Dennoch müsse der Oberbürgermeister die Höhe der Zuwendungen an Kultureinrichtungen einfrieren oder gar leicht herunterfahren."Der neue OB wird gezwungen sein, den Haushaltsansatz dahingehend zu prüfen, ob Kürzungen oder Umverteilungen vorzunehmen sind", begründet Bamberger seine Besorgnis.
Selbst betätigt sich Bammberger im Blasorchester der Marburger Feuerwehr. Bedauerlich findet er, dass diese "Dicke-Backen-Musik" häufig auf Vorurteile stoße, die ihr absolut nicht gerecht werden. "Wir haben auch Klassik,Film- und Unterhaltungsmusik im Repertoire", verrät er dazu.
Ausbauen möchte Bamberger den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Eine Angebotsverbesserung/-optimierung sei hier notwendig, um die Stadt vom Verkehr zu entlasten.
Eine bessere Zusammenarbeit zwischen Stadt und Universität ist ein weiteres Thema für ihn. Schließlich sei die Philipps-Universität die wichtigste Einrichtung Marburgs.
Die Schaffung von Wohnraum sieht er hier auch als wichtige Aufgabe. Gerade auch in diesem Punkt werde dann das von ihm geforderte Stadtentwicklungskonzept wichtig. "Wir müssen uns für die Zukunft wappnen, damit Marburg auch in den nächsten generationen seiner Bedeutung als Universitätsstadt gerecht werden kann", erklärt Bamberger abschließend.
Franz-Josef Hanke
Text 10432 groß anzeigenwww.marburgnews.de