23.04.2015 (fjh)
"Kommunalpolitik ist wie ein bunter Gemüsegarten: von allem etwas", erklärt Dr. Thomas Spies. "Einerseits ist der Oberbürgermeister eine Art Hausmeister, der sich um die Infrastruktur wie Schulen, Kitas und Schwimmbäder kümmert. Andererseits setzt der OB langfristige Ziele und Perspektiven und prägt damit die Zukunft der Stadt."
Gerade diese vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten reizen Spies. Deswegen hat sich der SPD-Landtagsabgeordnete nach reiflicher Überlegung auch dazu entschieden, sich für das Amt des Oberbürgermeisters der
Universitätsstadt Marburg zu bewerben.
Ursprünglich hatte die SPD ihren Stadtverordneten Matthias Acker als Bewerber vorgeschlagen. Nachdem Acker jedoch aus gesundheitlichen Gründen seine Kandidatur zurückziehen musste, sprang Spies ein. Als Verlegenheitskandidat sieht sich der Stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD im Hessischen Landtag allerdings keineswegs.
"Oberbürgermeister sein muss man wollen oder lassen", erklärt Spies. Schließlich wurde er im Juni 1962 in Marburg geboren. Die Kommunalpolitik der mittelhessischen Universitätsstadt ist ihm seit frühester Kindheit vertraut.
"Meine Mutter war Stadtverordnete", erklärt er. "Alles, was in der Kommunalpolitik wichtig war, wurde bei uns zuhause am Küchentisch besprochen."
Besonderes Augenmerk hat Spies in den vergangenen Jahren als Landtagsabgeordneter auf die Philipps-Universität und das Klinikum gerichtet. Faire Arbeitsbedingungen und eine gute Pflege der Patienten des Universitätsklinikums Gießen und Marburg (UKGM) sind dem Arzt wichtig. Dafür möchte er sich auch als Oberbürgermeister einsetzen.
"Wenn es der Universität schlecht geht, geht es der Stadt schlecht", stellt Spies fest. Deswegen will er möglichst gute Standortbedingungen für die Philipps-Universität, ihre Beschäftigten und die Studierenden schaffen. Dazu gehört auch bezahlbarer Wohnraum in Quartieren, die mit Öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbar sind.
Auch die Integration von Flüchtlingen ist ihm ein Anliegen. Marburg sollte mehr Fremde aufnehmen als derzeit möglich, meint Spies, weil sie in der Universitätsstadt mit ihrem weltoffenen Klima gut aufgehoben sind.
Angesichts seiner besonderen Bedingungen sei Marburg auch ein ideales Feld für den Aufbau moderner digitaler Strukturen. Spies stellt sich da ein kommunales WLAN vor, Breitbandversorgung in der ganzen Stadt, digitale Angebote lokal und so viel Open-Source-Software in der Stadtverwaltung wie möglich.
Erleichtern möchte Spies den Bürgerinnen und Bürgern auch den Umgang mit der Verwaltung. Beispielsweise fordert er ein Recht auf Bescheide in Leichter Sprache. Selbst er verstehe manchen Behördenbescheid nicht so leicht, erklärt er zur Begründung.
Soziale Gerechtigkeit ist Spies ein Herzensanliegen. Dieses Thema hat ihn überhaupt zum politischen Engagement angeregt, berichtet er. "Es ist unerträglich, dass die unterschiedlichen wirtschaftlichen Bedingungen sich in einem Unterschied der Lebenserwartung von zehn Jahren auswirken", klagt er an.
In diesem Punkt befindet sich Spies voll und ganz auf der Linie seines Parteifreunds Egon Vaupel. Nach zehn Jahren als Oberbürgermeister gibt Vaupel sein Amt Ende November aus gesundheitlichen Gründen auf.
Nach Ansicht der meisten Marburgerinnen und Marburger hinterlässt er große Fußstapfen. "Diese Fußstapfen sind groß; aber daneben muss man auch seine eigene Spur legen", meint Spies.
Franz-Josef Hanke
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