04.04.2015 (fjh)
"Wir alle sind deutsche Juden." Unter diesem Slogan solidarisierten sich französische Studenten 1968 mit Daniel Cohn-Bendit. Zehn Millionen Menschen schlossen sich damals seinem Aufruf zum Generalstreik an.
Präsident Charles de Gaulle floh vor den Protesten. Der "rote Dani" oder "Daniel le Rouge", wie er in Frankreich genannt wurde, stand damals kurz vor der Verwirklichung seines Ziels. Das war nicht weniger als die sozialistische Revolution.
Geboren wurde der deutsche Student am 4. April 1945 in Frankreich als Sohn eines Berliner Juristen. Wegen ihrer jüdischen Abstammung hatte die Familie vor der Nazi-Diktatur nach Frankreich fliehen müssen.
Seine letzte große
Rede auf dem Marktplatz hielt Cohn-Bendit zur Europawahl 2009 am Mittwoch (20. Mai). Darin betonte er die friedensstiftende Wirkung der Europäischen Union (EU). Bei Kriegsende hätte das wohl niemand für möglich gehalten, meinte er.
Mehrere Male trat Cohn-Bendit in den 80er Jahren in Marburg auf, wo er stets große Hörsälle füllte. Sein rhetorisches Talent überzeugte dabei fast immer.
Dani konnte sich regelrecht in Rage reden. Meist waren seine Reden emotional. Nicht selten brachte ihm das auch kritische Reaktionen ein.
Kritik erntete er bei den Grünen damals auch für seinen Lebensstil. Gutes Essen und ein passender Rotwein gehörten für ihn einfach dazu. Ganz und gar geprägt hatte ihn in diesem Punkt das Leben in Frankreich, wohin er auch immer wieder zurückkehrte.
Franz-Josef Hanke
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