24.02.2015 (jhn)
Außergewöhnliche Wortakrobatik war am Montag (23.Februar) in der Waggonhalle angesagt. Der Bühnenkünstler Marcus Jeroch unterhielt sein Publikum mit dem Programm "Seh Quenzen". Es bestand aus Gedichten, Philosophie und artistischen Einlagen.
Vor beinah vollbesetztem Haus präsentierte Jeroch sein sprachliches Können und sein körperliches Geschick. Der Schwerpunkt lag dabei auf den lustigen und teilweise tiefgründigen Texten der Dichter Ernst Jandel und Friedhelm Kendler. Unter Einsatz des ganzen Körpers interpretierte Jeroch sie mit ausgeprägter Gestik und gekonnter Intonation.
Zwar war es nicht immer leicht, den Wörtersalaten zu folgen, die stets einen zweiten Gedanken erforderten, um die Pointe zu verstehen, doch mit einem Augenzwinkern entlarvte Jeroch so manches linguistische Phänomen. Zur Entspannung der Synapsen lieferte er zwischen den literarischen Nummern kleinere artistische Kunststücke.
Auch wenn sie selten fehlerfrei waren und etwa beim Jonglieren mit drei Tennisbällen hinter dem Rücken gerne mal ein Ball versprang, muss man Jeroch die stete Steigerung seines Anspruchs zugute halten. So kombinierte er nicht nur in seiner letzten Showeinlage Elemente der vorherigen Nummern, sondern steigerte auch den Unterhaltungswert seiner Texte. Wer sich vor der Pause nur selten mehr als ein Schmunzeln hatte entlocken lassen, der wurde danach mit noch lustigeren und auch derberen Texten belohnt. Den Höhepunkt bildete ein Anagramm. Darunter versteht man ein Gedicht, dessen einzelne Zeilen immer aus denselben Buchstaben bestehen. Mit gekonnten stimmlichen Experimenten und entfesseltem schauspielerischen Können verdiente sich Jeroch seinen Applaus.
Auch wenn bei der Vorstellung so mancher Kopf zu rauchen begonnen hatte und die Witze nicht immer unvorhersehbar kamen, ließ sich das Publikum von der Energie und Ausdrucksstärke Jerochs begeistern. Ob es dabei um die unterhaltsam abgeänderte Version von Dornröschen oder die musikalisch unterlegte Jonglage-Nummer mit drei Hüten ging, war Jeroch Alles außer gewöhnlich.
Jonas Neureither
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